Warten auf das »Schwarze Gold«

Seit es Schätzungen gibt, in den Tiefen kubanischer Gewässer seien große Erdölvorkommen verborgen, träumt man in Kuba davon, mit einem entscheidenden Durchbruch unabhängig von ausländischem Öl, ja sogar zum Erdölexporteur zu werden.

Das wäre Balsam für die kubanische Wirtschaft. Bis jetzt produziert Kuba fast die Hälfte des benötigten Erdöls selbst. Man braucht aber weitere 100 000 Barrel täglich, die momentan aus Venezuela importiert werden.

Die Exklusive Wirtschaftszone, die Kuba im Golf von Mexiko besitzt, ist in 59 Blöcke aufgeteilt – für 22 von ihnen existieren Verträge mit ausländischen Gesellschaften. Kuba selbst kalkuliert seine Reserven in dieser Zone mit 20 000 Millionen Barrel, andere Schätzungen sprechen von 5.000 bis 9.000 Millionen.

Fehlschlag Spaniens mit »Skarabäus 9«

José Martí, 1893

Skarabäus 9, Foto: Vidar Lokken / wikimedia

Als im Januar 2012 die spanische Gesellschaft REPSOL ihre Bohrungen begann, stieß das international auf großes Interesse. Dieses Mal stand die berühmte, in China hergestellte Plattform »Skarabäus 9« – im Besitz der italienischen Gesellschaft Saipem SpA – zur Verfügung. Das besondere an ihr ist, dass sie speziell für Bohrungen in den Gewässern Kubas unter Beachtung der US-Blockade konstruiert wurde. In mühevoller Arbeit gelang es, eine Plattform mit hochmoderner Technik und ausgefeilter Apparatur zu bauen, ohne US-Patente und mit weniger als 10 % US-Komponenten. REPSOL wollte nicht das Risiko eingehen, wegen der US-Blockade-Bestimmungen Ärger mit dem großen feindlich gesinnten Nachbarn Kubas zu bekommen und zahlte lieber eine horrende Miete für diese besondere Plattform. Aber alles vergebens: REPSOL war nicht erfolgreich. 100 Millionen Dollar ärmer, stand man schließlich ohne einen Tropfen Öl da. Da die Bohrungen Geschäfte auf eigenes Risiko der Konzerne sind, ist es zwar für Kuba frustrierend, dass die große Ölquelle noch nicht sprudelt, aber wenigstens kostet die Suche den kubanischen Staat keinen Cent.

Zweite russisch-malayische Bohrung erfolglos

Dann führten die malayische Gesellschaft PC Gulf und die russische Gazpromneft eine zweite Bohrung mit Skarabäus in dieser Gegend durch. Sie trafen in 4 666 Metern Tiefe zwar auf Öl, aber »die Felsen sind so kompakt, dass es mit den gegenwärtigen Möglichkeiten nicht machbar ist, kommerziell verwertbare Mengen von Erdöl und Gas zu fördern«, erklärte Cubapetroleo in einer offiziellen Note.

Auch Venezuela glücklos bei Bohrungen

Anschließend wurde »Skarabäus « von der venezolanischen Gesellschaft PdVSA übernommen, die nun am Cabo San Antonio, am westlichsten Punkt der Insel, ihr Glück versuchte. Aber auch sie stellte Mitte November ihre Bohrungen erfolglos ein. »Skarabäus« wird Kuba nun demnächst verlassen. Es zweifelt niemand daran, dass in kubanischen Gewässern Erdöl lagert. Die vielversprechendsten Vorkommen vermutet man aber in großer Tiefe und die erreicht man nur mit »Skarabäus«. Drei fehlgeschlagene Versuche und der große Druck durch die US-Blockade auf die Unternehmen lassen viele potentielle Interessenten es sich zweimal überlegen, ob sie es wagen sollen, in Kuba zu investieren.

Russland startet neuen Versuch

Inzwischen hat das russische Staatsunternehmen Zarubezhneft einen neuen Versuch gestartet, dieses Mal aber in weniger tiefen Gewässern – mit der Ölplattform Songa Mercur, die vor 23 Jahren in Norwegen konstruiert wurde. Diese Bohrungen finden nun an der Nordküste der Provinz Ciego de Ávila statt, nicht weit von den Bahamas entfernt. »Wir erwarten die ersten Ergebnisse im Mai und ich hoffe, dass wir viel Erdöl sehen werden «, sagte der Präsident der Auditoria Russlands Sergey Stepasin bei einem Besuch der Plattform. Er war Teil einer Delegation, zu der auch der russische Botschafter in Kuba und der Präsident von Zarubezhneft, Nikolay Brunich, gehörten.

Im Gegensatz zu »Skarabäus 9«, die in 4000 Meter Tiefe bohrte, ist Songa Mercur nur bis zu einer Tiefe von 400 Metern eingerichtet. Deswegen wählte man auch die weniger tiefen Gewässer des Alten Kanals der Bahamas. Zarubezhneft plant weitere Bohrungen auf dem Land, bei Jaruco, und wird dort im Frühjahr 2013 mit seinen Arbeiten beginnen.


Logo CUBA LIBRE Renate Fausten

CUBA LIBRE 1-2013