Hurrikan Sandy: »Schrecklichste Erfahrung des Lebens«

Die junge Dozentin der Universidad de Oriente Santiago de Cuba schildert ihr Erleben dieser schlimmen Naturkatastrophe:

Der 25. Oktober ist kein normaler Tag für mich, meine beste Freundin hat Geburtstag. Aber den 25. Oktober 2012 werden weder ich noch all die Santiagueros je vergessen: in dieser Nacht wurden nicht nur unsere Häuser zerstört, sondern auch die ganze Stadt vom Hurrikan Sandy verschlungen.

Rektorat der Uni

Rektorat der Uni Foto: a. Almarales Infante


In meinen kurzen 27 Jahren habe ich nichts Schrecklicheres erfahren, aber meine Meinung sie hatte so was auch noch nicht erlebt. All die älteren Leute sind derselben Meinung: Flora, der Hurrikan im Jahre 1963, hat viele Opfer hinterlassen, sieben Tage starker Regen aber so einen starken Wind wie Sandy hatte der Hurrikan damals nicht.

Das Schlimmste war, dass wir Santiagueros gar keine Idee hatten, was ein wirklicher Hurrikan ist, und wir haben es in der schrecklichsten Weise erfahren. Es hat fast nicht geregnet, aber der starke Wind war das eigentlich beeindruckende und sein Brausen ist heute noch unbeschreiblich und unvergleichbar.



Vier Stunden lang haben wir, religiös oder nicht, für unser Leben gebetet, während wir die Dächer, Antennen, und sogar das Unvorstellbare fliegen hörten. Unsere Ohren waren verstopft, der Luftdruck war unerträglich. Fast niemand hat geschlafen. Wir wollten nur, dass diese Hölle vorbei wäre.

Am nächsten Morgen konnten unsere Augen nicht glauben, was vor uns gelegen hat: Zäune, Bäume, Häuser… Es war so ein trauriger Anblick ! Ich habe mit meinen Verwandten und Freunden telefoniert, alle hatten was verloren aber Gott sei Dank, haben sie auch überlebt.

Fakultät der Sozialwissenschaften

Fakultät der Sozialwissenschaften



Dann habe ich mich an meine geliebte Uni, die Universidad de Oriente, erinnert. Wir hatten vor einigen Tagen das 65. Jubiläum der Uni gefeiert und sie war so schön! Neue Gärten, die Fakultäten waren bemalt worden,… alles war sehr schön. Aber in diesem Moment konnte ich mich nur fragen: »Haben die Bäume und die Scheiben überlebt ?« Leider war die Antwort nein. Meine Fakultät, die Fakultät für Geisteswissenschaften, war das grösste Opfer: kein Fenster, keine Scheibe, keine Zwischendecke, keine Lampe. Viele Tische und Stühle waren beschädigt, alles war dort sehr nass, grau und traurig.




Wir wussten, das Schuljahr konnte nicht wieder aufgenommen werden bis es die Wiederinstandsetzung erlauben würde. Es gab also nur eine Lösung: viel und schnell arbeiten. Und das haben Dozenten und Studenten aus Santiago gemacht. Drei Wochen lang haben wir gearbeitet, jeden Tag haben wir bei dem Wiederaufbau geholfen.

Am 26. November – also bereits einen Monat nach dem Hurrikan – war die Uni dadurch schon wieder bereit, die Studenten willkommen zu heissen. Es gab zwar noch viel zu tun, aber die Zeit ist Gold. Heute kann man sich nicht mehr in den Schatten eines Baumes setzen, es fehlen viele Fenster und Türen und es werden nur ein paar Klassenzimmer von der Fakultät benutzt, aber kein Hurrikan kann uns zurückhalten. Wir arbeiten weiter und das Panorama lässt uns nicht an diese traurigen Tage erinnern, die Sicht ist schöner als früher und die Wände sind heute grün, wie die Hoffnung, die wir nie verloren haben.

Spendenkonto der Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba
Kto.-Nr. 123 6900
bei der
Bank für Sozialwirtschaft Köln
BLZ 370 205 00
Stichwort: »Hurrikan Sandy«

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CUBA LIBRE 2-2013