Hoch die Internationale!
Das Berliner Büro Buchmesse Havanna – gestern, heute, morgen

Obwohl 2004 die sozialdemokratisch geführte deutsche Bundesregierung beschlossen hatte, die Buchmesse in Havanna zu boykottieren, präsentierten sich dort mit 32 deutschen und zwei Schweizer Verlagen so viele Verlage wie nie zuvor.

Organisiert hatte das aber nicht die internationale Abteilung der Frankfurter Buchmesse, die für solche Aufgaben vom Auswärtigen Amt der Regierung beauftragt wird – sondern die Solidaritätsorganisation Cuba Sí und die Tageszeitung junge Welt, die im September 2003 nach Bekanntwerden des Boykotts gemeinsam beschlossen, schnell zu handeln. In den Folgejahren waren sogar bis zu 65 Verlage dabei – die Mehrheit davon keine ausgesprochen linken. Aus der früheren Initiative entwickelte sich das »Berliner Büro Buchmesse Havanna«.

Im Jahre 2007 endete der Boykott durch die Bundesregierung, die Arbeit des Büros wurde umgestellt und auf weitere Schultern verteilt: Stellvertretend für die drei Säulen Gewerkschaften, Solidaritätsgruppen und Verlage übernahmen drei Sprecher die Arbeit: Für die Gewerkschaft ver.di Andreas Köhn, für das Netzwerk Cuba Marion Leonhardt (FG BRD-Kuba) und für die Tageszeitung junge Welt Dietmar Koschmieder. Das Organisationsbüro wurde bei der jungen Welt angesiedelt und von hier aus geleitet. Träger blieb weiterhin das Netzwerk Cuba, finanziert hat sich das Büro selbständig über Spenden und Teilnehmerbeiträge. Neben der Organisation eines alternativen deutschen Auftritts und von Veranstaltungen auf der kubanischen Buchmesse verwirklichte es weitere Projekte: Beispielsweise den Containertransport des Ausstellungssystems Mero, das nun jedes Jahr in Havanna zum Einsatz kommt, die Unterstützung der Konzertrundreise des kubanischen Duos Ad Líbitum durch Deutschland genauso wie die der Rundreise des Dokumentarfilms »Zucker & Salz« über vier kubanische Freundinnen in der kubanischen Revolution, die Fotoausstellung »Libros y Trabajo« beim verdi-Landesbezirk Berlin-Brandenburg oder die Produktion des Kuba-Solidaritätskalenders »Viva La Habana«.

Seit gut einem Jahr wird im Sprecherkreis des Büros überlegt, wie die Arbeit weiterentwickelt werden kann. Havanna soll nicht aus dem Blickfeld verschwinden, die Arbeit aber nicht auf die kubanische Hauptstadt und die Buchmesse beschränkt bleiben. Mittlerweile steht fest, das Büro Buchmesse zu einem Internationalen Medienbüro auszubauen mit dem Ziel, Kontakte zwischen linken unabhängigen Medien herzustellen. Ein erstes Projekt in der Umstrukturierungsphase zum Medienbüro wurde bereits verwirklicht: Der Journalist André Scheer reiste im Auftrag des Büros und der Tageszeitung junge Welt im Oktober 2013 nach Caracas, um in der venezolanischen Hauptstadt die Präsidentschaftswahlen zu beobachten und Kontakte zu Medien aufzubauen. Seine »Reportage aus der Revolution« über den Fortgang des bolivarischen Prozesses erschien im Januar im Verlag Wiljo Heinen.

Die Arbeit des Büros wird also unter neuen Vorzeichen und mit neuer Struktur weitergehen. Zunächst aber wollen die Mitglieder des Sprecherkreises allen beteiligten Gruppen und Menschen herzlich danken. Das »Berliner Büro Buchmesse Havanna« ist ein wunderbares Beispiel dafür, dass man solidarisch und gemeinsam auch große Ziele realisieren kann.

Logo CUBA LIBRE Katja Klüßendorf, Büroleiterin und Sprecherkreismitglied

CUBA LIBRE 2-2013