Vor 35 Jahren siegte die Sandinistische Volksrevolution

Am 19. Juli 1979 kamen die Ameisen zu Sandino ins Grab und meldeten ihm: »General! Auftrag erfüllt! Nicaragua ist frei!« Das nicaraguanische Volk, angeführt von der im Juli 1961 gegründeten Sandinistischen Front der Nationalen Befreiung (FSLN) hatte in einem langen Kampf die Somoza-Diktatur besiegt.

Nach dem Vorbild der Kubanischen Revolution führte die FSLN 1961 ihre Rebellengruppen in die Berge und organisierte von dort aus die Angriffe auf die Somozagarde. Nach Niederlagen verbesserte sie ihre Taktik, verband die militärischen Schläge mit Aufständen und Streiks in den Städten. Somoza verstärkte den Terror. Auch im bürgerlichen Lager regte sich Widerstand. Die Frente bekam Zuwachs aus allen Schichten der Bevölkerung. Damit kamen aber auch verschiedene Ansichten in die FSLN. Das führte zur Spaltung in drei Tendenzen. Im Bestreben sie zusammenzuführen, fiel 1977 Comandante en Jefe Carlos Fonseca, Mitbegründer und theoretischer Kopf der FSLN, im Kampf.

Fragile Regierung der Nationalen Einheit zerbricht

Im Dezember 1978 trafen sich je drei Vertreter der Tendenzen in Havanna, um die Historische Nationalleitung zu bilden. Sie rief zur Endoffensive auf und unterbreitete den bürgerlichen Anti-Somoza-Kräften den Vorschlag, eine Regierung der Nationalen Einheit zu bilden und ein Programm der Nationalen Erneuerung anzunehmen. Das geschah dann auch im Mai 1979. Am 20. Juli 1979 nahm die Regierung der Nationalen Einheit ihre Arbeit auf. Ein Jahr später traten die bürgerlichen Kräfte aus.

Unterstützung aus Kuba – Terrorangriffe aus den USA

Mitte 1980 begannen die Alphabetisierungskampagne und das Programm des Aufbaus eines Gesundheitswesens. In beiden Kampagnen half Kuba uneigennützig. 75 Prozent des Großgrundbesitzes wurden konfisziert und landlosen Bauern übergeben.

Mit der Präsidentschaft Ronald Reagans begannen 1981 die USA ihre konterrevolutionären Angriffe auf Nicaragua. Sie verminten die Seehäfen, um den Zusammenbruch der Wirtschaft voranzutreiben. Anfang Mai 1985 verhängten die USA eine Wirtschaftsblockade.

Im November 1984 fanden Präsidentschafts- und Parlamentswahlen statt. Die FSLN gewann und Daniel Ortega wurde Präsident. Im Januar 1987 setzte Präsident Ortega die neue Verfassung in Kraft. Der Regierung gelang es, das wirtschaftliche Leben, die Versorgung der Bevölkerung und die Verteidigung des Landes aufrecht zu erhalten.

Im August unterzeichneten die mittelamerikanischen Regierungschefs auf dem II. Gipfel in Esquipulas einen Friedensplan für Mittelamerika. Die USA-Administrationund das Contra-Direktorium lehnten jedoch alle Friedensbemühungen ab.

Weltweite Solidarität mit den Sandinisten

Die Sandinistische Revolution empfing in dieser Zeit Solidarität aus aller Welt, besonders aber aus den sozialistischen Länder, allen voran Kuba. Aber auch viele Internationalisten aus den kapitalistischen Ländern halfen in Nicaragua. Gewerkschaften und die DKP aus der Bundesrepublik leisteten Beachtliches, unter ihnen Berndt Koberstein. 1987 flog er das zweite Mal nach Wiwili, um beim Bau einer Wasserleitung zu helfen. Am 28. Juli brachten ihn die Contras um. Sein Grab befindet sich in Matagalpa. Nach ihm sind eine Schule und ein Kindergarten in Matagalpa benannt.

Oppositionsbündnis siegt bei Neuwahlen

Im Februar 1990 fanden in Nicaragua vorgezogene Wahlen statt. Es siegte das von Frau Violeta Chamorro angeführte Nationale Oppositionsbündnis ( UNO ). Frau Chamorro wurde Präsidentin. Als Daniel Ortega ihr die Präsidentschaft übergab, rief er den versammelten Massen zu: »Wir werden jetzt von unten regieren!« Er hielt Wort.

FSLN konstituiert sich als Partei – revolutionärer Flügel setzt sich durch

Im Mai 1991 konstituierte sich die FSLN als Partei. In den folgenden Flügelkämpfen setzte sich letztendlich der revolutionäre Flügel, angeführt von Daniel Ortega, durch. 1998 verließen die reformistischen Kräfte die FSLN und gründeten die Sandinistische Erneuerungsbewegung (MRS), die heute mit der liberalen Partei PLI zusammengeht.

Rollback mit US-Hilfe

Das von Frau Chamorro angekündigte »neue Zeitalter für Nicaragua « erfüllte nicht die Bedürfnisse der einfachen Leute. Die Regierung privatisierte die Betriebe, die Schulen und das Gesundheitswesen und nahm den Bauern den von den Sandinisten erhaltenen Boden. Trotz der Missstände gewannen die Liberalen die Wahlen 1996 und 2001. Die USA waren starke »Wahlhelfer«. Anders verlief die Entwicklung »unten«, wo die FSLN regieren wollte. Ab 2000 gewann die FSLN in den Munizipalen des Landes.

Ortega gewinnt Wahlen – Nicaragua schließt sich ALBA an

Am 5. November 2006 ging das von der FSLN angeführte Wahlbündnis »Unida Nicaragua triunfa« als Sieger aus den Wahlen hervor. Bei seiner Einsetzung am 10. Januar 2007 verkündete Präsident Ortega den Beitritt Nicaraguas zu ALBA und PETROCARIBE sowie die Wiederherstellung der Beziehungen zu Kuba, Venezuela und anderen von den Liberalen gemiedenen fortschrittlichen Regierungen.

Die Regierung leitete eine neue Alphabetisierungskampagne ein. Der Schulbesuch und die medizinische Grundversorgung wurden wieder kostenlos. Kubanische Ärzte halfen beim Aufbau des Gesundheitswesens. Nicaraguanische Jugendliche studieren in Havanna. In Tipitapa trägt ein neues Kraftwerk den Namen »Comandante Ernesto Che Guevara«.

Kontinuität der Ziele des Kampfes

35 Jahre nach dem bewaffneten und politischen Kampf hat die Sandinistische Volksrevolution die gleichen demokratischen und sozialen Ideale und Ziele, aus denen sie hervorging. Dafür sprechen die sozialen Programme wie »Null Hunger«, »Null Wucher« und »Wohnhäuser für das Volk«. Zu den Errungenschaften der 35 Jahre gehört auch die Agrarreform. Ein weiterer großer Fortschritt sind die Räte der Bürgermacht, über die das Volk die Belange der Gesellschaft direkt leiten kann.

Kuba und Nicaragua eng verbunden

Kuba und Nicaragua sprechen mit einer Stimme: Im Forum von Sao Paulo, in der Rio-Gruppe und in der Gemeinschaft Karibischer und Lateinamerikanischer Staaten (CELAC). In der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) geißelte das neue Nicaragua den Ausschluss Kubas. Seit dem VI. Gipfel im April 2012 nimmt Nicaragua deswegen nicht mehr an deren Beratungen teil.

Aus Anlass des 60. Jahrestages des Sturms auf die Moncada-Kaserne sagte Ortega: »Die Fahnen von Martí und Sandino, der Moncada und aus Pancasán, werden solange im Kampf unserer Völker wehen, bis der Frieden, die Souveränität, die Unabhängigkeit und die Selbstbestimmung das Leben in unserem gemeinsamen Vaterland bestimmen.«

CUBA LIBRE Wolfgang Herrmann, Nueva Nicaragua e.V.

CUBA LIBRE 3-2014