Erfolgreicher Kampf gegen Ebola – Beispiel für Kubas "medizinischen Internationalismus"

Beim Ausbruch der tödlichen Ebola-Epidemie im Jahr 2014 in westafrikanischen Ländern haben sich etwa 22.000 Menschen angesteckt, fast 9.000 sind verstorben. Kuba leistete früh und erfolgreich Hilfe.

Dr. Graciliano Diáz Bartólo
Die Organisation "Ärzte ohne Grenzen" war bereits vorher vor Ort tätig gewesen und hatte schon frühzeitig vor einer solchen Epidemie gewarnt. Doch spürbare Hilfe kam erst sehr spät. Es bedurfte nachdrücklicher Aufrufe der WHO, der Berufsverbände und der Politik, bevor auch aus der BRD öffentliche Hilfsmaßnahmen starteten. Kuba hingegen schickte als erstes Land über 250 Ärzte und Krankenschwestern in die betroffenen Regionen Westafrikas – das größte Kontingent ausländischer Ärzte vor Ort. Hintergrund dafür ist, dass bereits über 2.200 kubanische Ärzte in 32 afrikanischen Ländern arbeiten.



Um diese Solidaritätsleistung genauer kennen zu lernen, organisierte der Vorsitzende der Humanitären Cubahilfe e.V., Dr. med. Klaus Piel, eine Vortragsreise mit einem kubanischen Arzt, der gegen Ebola im Einsatz war. Mit veranstaltet wurde dies vom Netzwerk Cuba e.V., der Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba e.V. und Cuba Sí. Finanzielle Unterstützung erfolgte durch das BMZ (Ministerium für Entwicklungszusammenarbeit). Veranstaltungen wurden in 13 Städten mit jeweils zwischen 20 und 70 TeilnehmerInnen durchgeführt.

Der kubanische Arzt Dr. Graciliano Diáz Bartólo berichtete von dem schweren und beispielhaften Einsatz gegen Ebola. Er war früher als Familienarzt tätig, leitete die Poliklinik in Santiago de Cuba und war mit der Ärztebrigade "Henry Reeve" in Bolivien im Einsatz. Im westafrikanischen Guinea leitete er das kubanische Team. Die Vorbereitung dafür war intensiv, zumal es nur wenige Erfahrungen im Umgang mit Ebola gab. Auch war die Ausgangssituation vor Ort sehr schwierig: das schlechte Gesundheitssystem Guineas, Sprachbarrieren und Angst vor auswärtigen Helfern. Hinzu kam, dass kubanische Ärzte nur mit Zeitverzug Zutritt in die sogenannten Roten Zonen erhielten. Dies änderte sich erst nach einiger Zeit, und manche Staatsmänner wandten sich direkt an die kubanische Führung. Im Laufe der Zeit konnten die Kubaner zusammen mit weiteren internationalen Ärztegruppen die Ebola-Epidemie eindämmen.

In der Veranstaltung am 29.9.2016 im Berliner "Café Sibylle" bestätigte und ergänzte der Potsdamer Kinderarzt Christoph Höhn die Schilderungen seines Kollegen aus Kuba. Er war mit "Ärzte ohne Grenzen" gegen Ebola in Sierra Leone im Einsatz. Dies sei kräftezehrend gewesen. Allein die Schutzkleidung war bei den hohen Temperaturen eine große Belastung. Höhn sprach Kuba seine Anerkennung für dessen immense Arbeit aus. Zudem seien die einheimischen Kräfte sehr wichtig gewesen, da sie Sprache und Mentalität der Erkrankten und ihrer Angehörigen bestens kannten und eine große Hilfe waren.

In der Diskussion wurde hervorgehoben, dass manche Regierungen schnell darin sind, Soldaten und Waffen zu senden (z. B. USA), Kuba sende Ärzte und Medikamente. Thematisiert wurde auch, dass Epidemien wie Ebola sich vor allem dort ausbreiten, wo Unterentwicklung und kapitalistische Ausbeutung herrschen. Dr. Díáz Bartólo erwähnte, dass selbst in diesem Ebola-Einsatz in Westafrika die US-Blockade ihre Arbeit behinderte: "Eines Tages wurden an die Helfer Moskitonetze verteilt. Dankend nahmen wir diese Hilfe an. Doch am nächsten Tagen wurden diese Netze ausschließlich von den Kubanern zurückverlangt, da die Netze von USAID kämen und nicht für Kubaner bestimmt seien!"

Kubas medizinischer Internationalismus ist nicht nur Katastrophenhilfe, sondern auch medizinische Grundversorgung. Bis 2014 waren 325.710 Gesundheitsexperten Kubas in 158 Ländern tätig. Sie haben dort insgesamt 5,5 Millionen Leben gerettet. Derzeit sind weltweit 50.000 Spezialisten des Gesundheitswesens in 68 Ländern im Einsatz. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sagte 2014: "Sie sind immer die Ersten, die ankommen und die Letzten, die abziehen – sie bleiben immer auch nach der Krise im Einsatz. Kuba hat der ganzen Welt eine Menge zu zeigen."

Durch die Veranstaltungen mit dem kubanischen Arzt wurde deutlich, dass das Gesundheitssystem sowie dieser Internationalismus elementare Errungenschaften des sozialistischen Kuba darstellen, einem Gesellschaftssystem, in dem menschliche Entwicklung und Menschenrechte Priorität haben, und nicht etwa Profitmaximierung und damit verbundene Ausbeutung und Konkurrenz.

"Wie Che": Nach seiner Vortragsreise durch die BRD brach Dr. Díáz Bartólo einen Tag nach seiner Rückkehr in Havanna sofort mit der Brigade Henry Reeve nach Haiti auf, um dort zu helfen. Lesetipp: Enrique Ubieta Gómez: "Zona Roja. La Experiencia Cubana des Ébola" (La Habana: Casa Editora 2016)

CUBA LIBRE Dr. Edgar Göll

CUBA LIBRE 1-2017