Verlustobjekt des Tages: US-Rakete »Hellfire«

US-Rakete »Hellfire«

Foto: wikimedia.org/public domain


Gelegentlich verlieren Menschen Dinge, die ihnen wichtig sind. Das Portemonnaie, den Wohnungsschlüssel, die dritten Zähne. Helfen kann manchmal ein Fundbüro. Doch was, wenn eine Rakete abhanden kam?

So geschah es den US-Streitkräften. Ein Flugkörper der Marke »Hellfire« (Höllenfeuer), der für gewöhnlich von Hubschraubern oder Drohnen auf Panzer, Häuser, aber auch direkt auf Zivilisten abgefeuert wird (»Luft-Boden-Rakete«), sei Anfang des Jahres 2014 für Übungszwecke nach Spanien geschickt worden. Das berichtete das Wall Street Journal am Donnerstag. Danach sollte es per Schiff in die Staaten zurückgebracht werden. Doch dort kam die Waffe nie an.

Was war passiert? Zunächst sei die Rakete per Lastwagen von Spanien nach Paris befördert worden, heißt es. Von dort aus ging ein Air-France-Flug nach Havanna, und irgendwie gelangte das Kriegsgerät an Bord. Auf Kuba gelandet, schlugen schließlich die Grenzer zu. Die Waffe wurde beschlagnahmt.

Keine glückliche Situation für die USA. Die lasergesteuerte Präzisionsrakete in den Händen des kommunistischen Erzfeindes? Laut Zeitungsbericht versuchte das US-Verteidigungsministerium vergeblich, die Rakete von Kuba zurückzuerhalten.

Das Pentagon sorge sich weniger um Technologiediebstahl durch die Kubaner, ließ die Presse verlauten, sondern um eine mögliche Weitergabe an Russland oder China. Naiv zu glauben, dass die beiden Mächte eine aus den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts stammende Entwicklung nicht längst im Detail kennen. Von Nachbauten ist obendrein abzuraten, denn die Technik gilt als fehleranfällig, bisweilen gar lebensgefährlich, bisweilen auch für die abfeuernde Hubschrauberbesatzung.

Also wohl doch kein perfide eingefädelter Rüstungsdiebstahl. Sondern nur eine weitere schlechte Erfahrung mit Charterflügen. (sc)

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

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Junge Welt, 09.01.2016