Unglaubliche Beweglichkeit

Ich werde zurückkehren … Ich werde meine Lieder dem Schicksal singen und mit meiner Stimme den Tod erzittern lassen.« So beginnt die »Viva Cuba!«-CD, die der neuen Melodie und Rhythmus mit Kuba-Schwerpunkt beiliegt. Vicente Feliú singt die Verse von Antonio Guerrero, einem der »Cuban Five«, die seit Dezember 2014 nach 16 Jahren Haft in den USA wieder in Kuba vereint sind.

Die Musik Kubas auf einer CD vorstellen zu wollen, ist ein gewagtes und im Grunde nicht zu bewältigendes Unterfangen. Auf Kuba hat sich aus amerikanischen, afrikanischen und europäischen Einflüssen ein einzigartiges musikalisches Konglomerat entwickelt. Die CD gibt einen interessant gewählten Ausschnitt mit Wiederbegegnungen, Liederpoesie und wunderbaren Neuentdeckungen. Omara Portuondo lässt eine besondere Farbe des Buena Vista Social Club aufleuchten, und der Saxophonist Javier Zalba präsentiert Afro-Cuban-Jazz. Neben Vicente Feliú finden sich mehrere Vertreter der »Nueva Trova«, der kubanischen Liedbewegung. Da ist sein Bruder Santiago oder Gerardo Alfonso, der am heutigen Samstag auf der »Fiesta de Solidaridad« in Berlin-Lichtenberg seine Deutschland-Tournee abschließt, mit seinem berühmten Liebeslied für Havanna in einer fulminanten, orchestralen Version: »Weiße Laken hängen auf den Balkonen«. Der Altmeister der Cantautores, Silvio Rodríguez, auch »der Sture« genannt, ist ebenfalls vertreten, nur seinen langjährigen Gefährten und Mitbegründer der »Nueva Trova«, Pablo Milanés, muss man auf dieser Anthologie vermissen.

Alfonso, Feliú und Pablo Menéndez sind zweimal vertreten. Alfonso noch mit einem Lied aus seinem bislang unveröffentlichten »Sklaverei-Zyklus« und Feliú im Duett mit seiner Tochter Aurora de los Andes mit dem legendären »Créeme«. Menéndez, Sohn der linken US-Jazz-Sängerin Barbara Dane, spielt, wie der Name seiner Band Mezcla schon vermuten lässt, eine beispielhafte Mischung verschiedenster Stile, Ausdruck »der unglaublichen Beweglichkeit, mit der diese Musiker zwischen Genres und Welten schwimmen«, wie der US-Jazzer Arturo O’Farrill einmal sagte, und beispielhaft für die gesamte Kompilation, die sich zwischen kubanischen Rhythmen, Jazz und Rock und vielem mehr bewegt und immer wieder zum Lied zurückfindet. In einem singt Polo Montañez eine Danksagung an die Gitarre, die ihn nie verlassen und die sich ihm nie verweigert hat: »Mein bestes Lied werde ich dir schreiben und schenken!«

»Música y Revolución: Viva Cuba«, liegt der M&R Juli/August bei, 6,90 Euro

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

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Frank Viehweg
Junge Welt, 23.07.2016