ICAP-Besuch von Pedro Holmedo Pérez Rubio und Maikel Veloz Calderín in Frankfurt

Zunächst fühlten wir uns fast überfordert, innerhalb so kurzer Zeit für Holmedo und Maikel einen - noch dazu mit Unterbrechungen - jeweils mehrere Tage dauernden Aufenthalt in Frankfurt zu organisieren. Wichtig war ja, einen möglichst großen öffentlichen Kommunikationsradius, ein für sie interessantes Rahmenprogramm sowie eine zentral gelegene Wohn- und Schlafgelegenheit zu realisieren. Nach einigen internen Diskussionen und telefonischen Absprachen mit Edgar Göll konnten wir dann doch die jeweiligen Grundvoraussetzungen wie Empfang, Unterkunft und Verpflegung,Vervollkommnung der Winterausrüstung, Übergabe von Taschengeld, Mobiltelefon für den gesamten Reisezeitraum, German-Ticket u.ä. schaffen und außerdem ein vorläufiges Besuchsprogramm auf die Beine stellen.

Die Übersetzung war für die gesamte Zeit durch Petra Wegener gewährleistet. Ihr Mitwirken sollte sich als enorm wichtig für das Gelingen der "Conferencias" herausstellen. Wegen der Kürze der Vorlaufzeit konnten wir den Club Voltaire nur für einen einzigen Termin gewinnen, und zwar den Abend des Ankunftstages, und dies auch nur durch Vermittlung von Willi Schulze-Barantin, Mitglied der Programmkommission des Clubs. Dazu gleich mehr. Außerdem erklärte sich Martin Dürk, Mitglied unserer Gruppe bereit, alle notwendigen Autofahrten zu übernehmen.

Folgendes Programm wurde projektiert und durchgeführt:

Tag 1 (25.Jan.) Empfang am Flughafen durch ein 3köpfiges Empfangskomitee mit Cuba-Fahne und Bienvenido-Plakat;
von dort Transfer zur Wohnung von Petra;
abends Veranstaltung im Club Voltaire mit dem Thema "Cuba aktuell - wirtschaftlicher und sozialer Umbruch?"
Tag 2 (26.Jan.) Erholung vom Flug, danach Stadtbummel; abends Fiesta bei Petra mit Gitarre und Gesang, u.a. das "Schweinebucht-Lied" von Carlos Puebla.
Tag 3 (27.Jan.) Mittags Besuch einer Veranstaltung zum Holocaust-Gedenktag in der Paulskirche, dort Eröffnung der Ausstellung "Frankfurt-Auschwitz, Schicksal der Sinti und Roma" mit Vertretern der Stadt und der Roma-Union. Danach zum Ort der Bücherverbrennung auf dem Römerberg und weiter zum Börneplatz der zentralen Gedenkstätte für die deportierten und ermordeten Juden Frankfurts. Abends Autofahrt nach Wiesbaden zur Veranstaltung im Infoladen linker Projekte.
Tag 4 (28.Jan.) Begleitung von Holmedo und Maikel zum Hauptbahnhof - Weiterfahrt nach Duisburg.

Eine Woche später Rückkehr der Beiden nach Frankfurt (4.Febr.). Abends dann eine Veranstaltung im DGB-Haus mit SDAJ und Venezuela-Soli als Veranstalter. Den Folgetag nutzen Holmedo und Maikel zur Aufbereitung der vergangenen Tage. Sonntag (6.Febr.) fand ein großes Fest mit den Beiden - gleichzeitig Abschiedsfest für Holmedo - in Hanau auf Einladung einer ehemaligen Brigadistin statt.Kaffee, Kuchen, Salate, Rotwein, Zigarren.
Am nächsten Tag begleitete unser Komitee Holmedo zum Rückflug nach Havanna und Maikel zur Bahnfahrt nach Heilbronn.

Thematisches zu den Veranstaltungen in Stichworten:
- Schwerpunkte der Geschichte der cubanischen Revolution
- Schweinebuchtinvasion
- Verhältnis zu den USA - Embargo
- Solidarität mit den Cuban 5
- ökonomische und gesellschaftliche Eckdaten Cubas (Gesundheit, Bildung etc.)
- strukturelle Veränderungen in allen Sektoren der Volkswirtschaft durch Entlassung Hunderttausender aus dem staatlichen Sektor; Abschaffung der Libreta; Rentenregelung und Übergangsbestimmungen (keiner bleibt allein)
- Initiativen zur Bildung eines unternehmerischen Privatsektors im Rahmen der staatlichen Ökonomie, Einzelunternehmen (Cuentapropistas), Zusammenschlüsse von diesen, Bildung von Kooperativen und Genossenschaften
- Probleme der Besteuerung bzw. des Steuerrechts

Die Delegierten von ICAP betonen stets mit großem Nachdruck: Die ergriffenen und noch zu ergreifenden Maßnahmen stellen keine Reform des cubanischen Sozialismus dar, sondern sind historisch gebotene Aktualisierungen im Rahmen der sozialistischen Volkswirtschaft.

Konkretes zum Ablauf der Veranstaltungen

Die Auftaktveranstaltung im Club Voltaire war dank der präzisen deklamatorischen Rhetorik von Holmedo, dank seiner Ausführungen zur Geschichte Cubas, zur Schweinebucht-Aggression und zu Problemen in den verschiedenen Sektoren der cubanischen Ökonomie ein beeindruckender Beginn der Rundreise. Die engagierte Simultan-Übersetzung unserer Dolmetscherin Petra ließ zu keiner Zeit den üblichen Reibungsverlust zwischen Vortrag und Übersetzung entstehen.
Die Cubaner zogen durch den Stolz auf ihre Revolution, durch die Sorge um sie und die Anstrengungen für die Zukunft die ca.60 -70 Zuhörer (die Zahl derer im Vorraum und im Treppenhaus war von uns aus nicht so genau zu überblicken)
- fast alle Sympathisanten - in einen positiven Kontext von Sachlichkeit und Solidarität. Die Beiträge und Fragen aus dem Publikum fanden kein Ende, und so wurde der Abend nach über 3 Stunden für beendet erklärt. Nach den Dankesworten an die Cubaner, an die Zuhörer bzw. Teilnehmer und an den Club Voltaire endete der Beifall minutenlang nicht. Das schon erwähnte Programmkommissionsmitglied Willi sprach von einem denkwürdigen Ereignis für den Club.

Die Veranstaltung in Wiesbaden war in Folge schlechten Wetters und wegen Autobahnstau rund um Wiesbaden von wesentlich weniger Gästen besucht, durch die geringere Anzahl familiärer und bezüglich des theoretischen Anspruchs jedoch intensiver.
Die 3. Veranstaltung im Gewerkschaftshaus eine Woche später mit SADJ und Mitgliedern der Soligruppe Venezuela war mit ca. 30 Teilnehmern wieder gut besucht.

  Die geselligen Veranstaltungen in Privaträumen schließlich dienten der Vertiefung von Beziehungen, dem Austausch von Adressen, Tel.Nummern etc. und dem Austausch von Erfahrungen. So war z.B. aus München eine Cubafreundin angereist und berichtete über ihr erfolgreiches Projekt "154 Fahrräder für Schulkinder in Guantánamo".Telefonisch meldete sich eine Cubafreundin aus einem Dorf bei Duisburg mit der Bitte um Weitergabe von organisierten Schläuchen für platte Traktoren an Maikel.

  Abschließende Feststellungen

Wir von der Cuba-Freundschaftsgruppe Ffm sind erleichtert über den u.E. erfolgreichen Verlauf des Besuchs aus Havanna, auch wenn wir auch ab und zu gestresst waren. Wir erachten für uns als wichtiges Resultat, dass wir nunmehr über eine durch Erfahrung gesicherte Struktur verfügen, um ähnliche Besuche aus Cuba organisatorisch bewältigen zu können.
Wir haben zwei neue Mitglieder für die FG gewonnen und verfügen über Unterkunftsmöglichkeiten für bis zu 10 Gäste mit Service (Transfer, Bewirtung usw.) im Raum Frankfurt/Hanau. Außerdem wurde uns bei der Veranstaltung im Club Voltaire eine Spende über 250 € überreicht.
Des Weiteren besteht bei genügend langer Vorlaufzeit großes Interesse an künftigen Veranstaltungen bei linken Gruppierungen im Rhein-Main-Gebiet.

Zum Schluss danken wir für alle Ermutigungen, die uns erreicht haben. Danke auch an Edgar Göll für die präzise Rahmenplanung.

Solidarische Grüße
Bune und Martin Birkle

12.03.2011, Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba e.V. - Frankfurt a.M.