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Nachrichten aus und über Kuba

Nachrichten, Berichte, Reportagen zu aktuellen Entwicklungen, Hintergründen und Ereignissen in Kuba, internationale Beziehungen und der Solidarität mit Kuba.


Sexskandal statt Ergebnis

Ohne ein greifbares Ergebnis ist im kolumbianischen Cartagena der VI. Amerika-Gipfel zu Ende gegangen. Eine gemeinsame Abschlußerklärung kam nicht zustande, weil etwa Stellungnahmen zum argentinisch-britischen Konflikt um die Islas Malvinas (Falklandinseln) oder zu einer künftigen Beteiligung Kubas an den Konferenzen am Veto Washingtons scheiterten. Auch in anderen Fragen wie etwa einer von Guatemala geforderten Drogenlegalisierung als Alternative zu einer militärischen Lösung des Problems kam es zu keiner Annäherung. Im Gegensatz zu früheren Treffen wurden die Beratungen der Staats- und Regierungschefs nicht im Fernsehen übertragen. Das Weiße Haus veröffentlichte bislang zwar Stellungnahmen von Präsident Barack Obama bei einem anschließenden Pressegespräch, den Text seiner fünfminütige Ansprache bei der geschlossenen Sitzung hingegen nicht. Die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua zufolge versprach Obama den 30 anwesenden Staatschefs dabei erneut eine gleichberechtigte Zusammenarbeit: »In Amerika gibt es keine Partner erster und zweiter Klasse.«

In der Frage ihrer Haltung gegenüber Kuba sind die USA inzwischen vollkommen isoliert. Selbst der stramm konservative Präsident Kolumbiens, Juan Manuel Santos, nannte den Ausschluß der Insel einen »Anachronismus aus der Zeit des Kalten Krieges«. Die Mitgliedsstaaten der Bolivarischen Allianz für die Völker Unseres Amerikas (ALBA) veröffentlichten ein offizielles Kommuniqué, indem sie ankündigten, an keinem weiteren Amerika-Gipfel mehr teilzunehmen, wenn Kuba dann auch noch ausgeschlossen bliebe. Ohnehin hielt sich die Beteiligung der ALBA-Mitglieder an dem Treffen in Grenzen. Aus den größeren Mitgliedsländern war lediglich Boliviens Präsident Evo Morales anwesend. Ecuadors Staatschef Rafael Correa hatte bereits im Vorfeld angekündigt, wegen des Fehlens Kubas nicht nach Kolumbien zu reisen. Kurzfristig tat es ihm am Samstag Nicaraguas Präsident Daniel Ortega gleich und sprach lieber auf einer Kuba-Solidaritätskundgebung in Managua. Venezuelas Staatschef Hugo Chávez sagte seine Teilnahme hingegen auf ärztlichen Rat ab und begab sich wieder zur Fortsetzung der Behandlung seiner Krebserkrankung nach Havanna.

Ein völlig anderes Thema bestimmte jedoch dem Vernehmen nach die Gespräche am Rande des Gipfels. Elf Leibwächter des US-Präsidenten wurden vorzeitig nach Hause geschickt und fünf Soldaten in Arrest genommen, weil sie die Dienste von Prostituierten in Anspruch genommen hatten. Dem Fernsehsender CNN zufolge war der Skandal ins Rollen gekommen, als einer der Personenschützer nicht habe bezahlen wollen, worauf die Dame zur Polizei gegangen sei. »Obamas Bewacher wegen Prostitution aus Kolumbien ausgewiesen – Schande über die Gringos, die Lateinamerika für ein Bordell halten und sich so benehmen«, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters den kolumbianischen Kolumnisten Nicmer Evans.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

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junge Welt, 16.04.2012