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»Isaac« lässt Kuba nicht ganz kalt

Zusammenarbeit amerikanisch-karibischer Meteorologen und Zivilschutz helfen Schäden durch Wirbelstürme zu begrenzen.

Die Hurrikan-Saison in der Karibik hat begonnen. »Isaac« hat auf Kuba Verwüstungen verursacht, Menschen kamen nicht zu Schaden. Die Meteorologen der Region arbeiten grenzübergreifend beim Frühwarnsystem zusammen, selbst jene aus den USA mit jenen aus Kuba.

»Isaac« verlief aus kubanischer Sicht glimpflich. Härter traf es nur die Stadt Baracoa im Südosten. Dort seien 17 Häuser völlig zerstört worden, als der Wirbelsturm in der Hafenstadt auf das Land prallte, berichtete das staatliche Fernsehen. Zum Glück für Kuba hat das Auge des Tropischen Wirbelsturms (die Vorstufe eines Hurrikans) »Isaac« nur den Osten der Insel am vergangenen Wochenende überquert. Endgültig verzog sich »Isaac« erst am Mittwoch.

Es waren schwere Regenfälle, die tagelang über großen Gebieten der Insel niedergingen. »Isaac« hat insgesamt 423 Millionen Kubikmeter Wasser hier gelassen. Die wurden von den Stauseen und Staubecken aufgefangen, so dass 70 Prozent des Fassungsvermögens beansprucht wurden. Der kritische Punkt war somit noch weit entfernt.

Die kubanischen Meteorologen hatten, wie das üblich ist, gemeinsam mit ihren Kollegen in Mexiko, Jamaika, den USA, Kanada und der Dominikanischen Republik »Isaac« bereits im Visier, als er sich vor der afrikanischen Westküste gerade zur Atlantiküberquerung und zum Wachsen anschickte.

Kuba gehörte 1974 zu den Gründungsmitgliedern der Meteorologischen Weltorganisation. Ihr Direktor der Sektion Nordamerika, Mittelamerika und Karibik ist ein US-Amerikaner, einer seiner Stellvertreter, Dr. José Rubiera, hier einer der geschätztesten Mitbürger. Er leitet in Havanna das Büro Prognosen. Das kann sich für seine Treffsicherheit rühmen. 1300 Mitarbeiter, die über acht moderne Radarstationen verfügen (mehr hat in der Karibik niemand), verteilen sich über die meteorologischen Zentren der 14 Provinzen sowie in 64 Mini-Zweigstellen.

In einer Dokumentation bescheinigt das Genfer UNO-»Institut zur Verhinderung von Katastrophen« Kuba in der Rubrik »Hurrikan-Risiken« Modellcharakter. Zum Beispiel darin, wie es gelingt, die Bevölkerung wirksam zu schützen. Die Kubaner würden von Kindesbeinen an darauf vorbereitet, was zu tun sei, wenn sich ein Hurrikan nähert und wenn er ins Land eindringt.

Als »Säulen dieses Systems« nennt das UNO-Papier den entscheidenden politischen Willen der Regierung, die kubanische Zivilverteidigung und die Meteorologen des Landes. Auch diesmal bei »Isaac«, wo die Meteorologen sein Verwüstungspotenzial für Menschen korrekt als unerheblich vorausgesagt hatten, lief der ganze Apparat landesweit wie am Schnürchen mit dem Ergebnis: null Todesopfer. Die Armee wurde in Bereitschaft versetzt, Lebensmittel wurden an besonders geschützten Orten untergebracht, Viehherden in höher gelegene Gebiete getrieben, Evakuierungsräume standen bereit, kleine Gruppen von Medizinern wurden in die Berge transportiert, um die Betreuung eventuell Verletzter fernab der Hauptstraßen zu sichern.

Die Zivilverteidigung wurde 1963 ins Leben gerufen, nachdem der Hurrikan »Flora«, ein sogenannter Trödler, vier Tage unberechenbar über den Ostprovinzen kreiste, 1600 Millimeter Regen abgeladen und 1200 Menschen umgebracht hatte. Wie für die Zivilverteidigung war diese Katastrophe auch das Startsignal für den Bau eines landesweiten Netzes von Staubecken. Heute ist deren Kapazität 180 Mal größer als damals. Seither haben Dutzende Wirbelstürme und Hurrikans die Insel heimgesucht. Ein wesentlicher Grund, weshalb Todesopfer nach Wirbelstürmen in Kuba die Ausnahme sind - im Gegensatz zu Nachbarländern wie Haiti.

Neues Deutschland
Leo Burghardt, Havanna
Neues Deutschland, 03.09.2012