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Raubkopie des Tages: Orquesta Riverside

Wer vom Zoll mit imitierten Markenuhren oder nachgemachten Handtaschen erwischt wird, bekommt Ärger. In den USA wird allerdings das Markenfälschen staatlich geduldet und gefördert – wenn der Geschädigte das revolutionäre Kuba ist. Nach Raubkopien von Havana-Club-Rum und Cohiba-Zigarren wollen Geschäftemacher in Miami jetzt auch vom Erfolg des seit 1938 in Kuba und der Welt gefeierten »Orquesta Riverside« profitieren. Sie planen die Vermarktung einer Band unter dem gleichen Namen. Der Leiter des Originalorchesters, Raúl Nacianceno, und der Präsident des Kubanischen Instituts für Musik (ICM), Orlando Vistel, protestierten vergangenen Freitag auf einer Pressekonferenz in Havanna gegen die Plagiatsabsicht.

Das vor knapp 75 Jahren gegründete Orchester gehört zu den bekanntesten Interpreten kubanischer Musik. In den 40er Jahren stieg es schnell zur beliebtesten Jazzband Havannas auf, feierte weltweit Erfolge und wurde Hausorchester des seit 1939 existierenden Nachtklubs »Tropicana«. Einer seiner populärsten Titel ist das mit dem Namen des Sängers Tito Gómez verbundene »Vereda Tropical«, das in Kuba jeder mitsingen kann.

»Im 75. Jahr seines Bestehens präsentiert sich das Riverside-Orchester heute mit überwiegend jungen Musikern, die sich aber der Tradition und dem Original-Sound verpflichtet fühlen«, sagte dessen Leiter Raúl Nacianceno am Freitag in Havanna und fügte hinzu: »Kuba ist ein kleines, blockiertes und auf vielfache Weise attackiertes Land, das trotz aller Schwierigkeiten seine kulturelle Vielfalt erhält und entwickelt.« Musik werde in erster Linie als Teil der eigenen Kultur gesehen und nicht kommerziellen Interessen untergeordnet. Dem großen Nachbarn fehle es dagegen offenbar an eigenen kulturellen Impulsen, wenn er es nötig habe, die Erfolge einer kleinen Insel zu stehlen.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

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Volker Hermsdorf
junge Welt, 27.11.2012