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Nachrichten aus und über Kuba


Nachrichten, Berichte, Reportagen zu aktuellen Entwicklungen, Hintergründen und Ereignissen in Kuba, internationale Beziehungen und der Solidarität mit Kuba.


»Wir wollen voneinander lernen«

Bei EcoMujer engagieren sich Frauen aus Deutschland, Kuba und Lateinamerika für den sorgsamen Umgang mit Natur und Umwelt.

1996 gründeten Frauen in Deutschland die ökologische Frauenvereinigung Verein EcoMujer e.V.. Nach einem Arbeitsaufenthalt in Kuba kamen Frauen mit der Idee zurück, einen Austausch zu Frauen- und Umweltfragen zu beginnen. Dieser hält nun mittlerweile über 16 Jahre an. Neben der EcoMujergruppe in Kuba gibt es auch eine in Lateinamerika.

Das Interesse war groß, als EcoMujer zusammen mit Umwelt- und Kubaorganisationen zum Film »The power of Community« Ende Januar ins Berliner Haus der Demokratie einlud. Dabei ist der Film des us-amerikanischen Teams unter der Regie von Faith Morgan schon aus dem Jahr 2006. »Dennoch hochaktuell. Auch wir als EcoMujer haben ihn erst im vergangenen Jahr gesehen und waren begeistert«, meint Astrid Schmied, eine Sprecherin des Vereins. Am Beispiel der städtischen Gärten, den organoponicos, wird gezeigt, wie die Insel überlebte, als sie in den frühen 90er Jahren den Zugang zum sowjetischen Öl verlor, Kuba in eine schwere Krise stürzte und die Ernährung der Bevölkerung nicht mehr gesichert war. Aus dieser unmittelbaren Not heraus, wurde Gemüse und Obst, Kräuter, Salat und auch Blumen in den Stadtteilen angebaut. Im Film erzählen kubanische Frauen und Männer, wie sie gemeinsam diese Zeit der Entbehrungen erlebten, vom Erfindungsreichtum und dem Zusammenhalt in den Kommunen. Angeregt diskutierten die Besucher, ob dies auch ein Beispiel für uns in Westeuropa wäre, insbesondere um den Energiebedarf zu verringern. Eine Mitarbeiterin von den Berlin-Kreuzberger Prinzessinnengärten möchte gern mit einem kubanischen Garten kooperieren und auch mit den Frauen von EcoMujer in Kontakt bleiben. Andere Teilnehmer werden den Film weiterempfehlen.

Das ist es, was wir möchten – ins Gespräch kommen, nach neuen Wegen suchen und uns austauschen«, meint Monika Schierenberg, eine weitere Sprecherin. »Vor allem wollen wir voneinander lernen, gemeinsam Ideen entwickeln. Es geht uns um die Gleichstellung von Frau und Mann und um die Beseitigung des Bruchs von Gesellschaft und Natur.« Seit Mitte der 1990iger kommen sie mit kubanischen Frauen in der westlichen Provinz Pinar del Rio zu Umweltseminaren zusammen. In dieser Zeit wurde in der Stadt über Jahre hinweg ein Schulhof gestaltet und die Schule insgesamt unterstützt. Über den Dialog und die praktische Zusammenarbeit hinaus entwickelte sich eine umfangreiche Solidaritätsarbeit mit Kuba, die der Verein auch als Mitglied im Netzwerk Cuba e.V. ausübt. Die EcoMujer-Gruppe in Deutschland trifft sich regelmäßig mehrmals im Jahr abwechselnd in Ost und West, um ihre Arbeit und ihre Porjekte zu planen und sich auszutauschen. Die Mitgliederinnen sind in vielen Städten Deutschlands zu Hause, auch wenn der Sitz des Vereins in Düsseldorf ist. Sie verbinden ihr soziales, politisches Engagement mit dem für die Umwelt, den Erhalt der Natur – bei allem mit dem Blick auf Frauen. »Frauen haben in vielen Bereichen keine Entscheidungsgewalt, aber die Auswirkungen zum Beispiel von schlechtem Trinkwasser spüren sie und ihre Kinder sofort«.

Wasser, der Umgang mit dem »blauen Gold« ist ein sehr wichtiges Thema bei EcoMujer. So begab sich eine Gruppe von Frauen im vergangenen Jahr auf »Wasserreise« nach Kuba. Auf Seminaren in Havanna und Holguin ging es um den Zusammenhang zwischen Wasser und Ernährung, um Fragen der Privatisierung von Wasserressourcen. »Gerade das Wasserthema zeigt, wie wichtig und notwendig eine internationale Zusammenarbeit ist«, meint Monika Schierenberg. »Daher waren wir und die Kubanerinnen sehr froh, dass wir auf dieser Wasserreise auch eine Kolumbianerin und eine Bolivianerin mitnehmen konnten und somit weitere Partner in anderen Ländern zu finden.« Aus dem einst deutsch-kubanischen Projekt ist nun ein eines geworden, dass auch andere Länder in Lateinamerika einbezieht. In Pinar del Rio wird die Gruppe in diesem Jahr ein neues Projekt starten. Die dortigen Ecomujeres von der Pädagogischen Hochschule möchten mit ihren deutschen Kolleginnen Stadtgärten mit Schwerpunkten einrichten. Dabei soll es um Erziehungs-, Bildungs- und Ernährungsfragen gehen.

Hier unterstützt der Verein das Europäische Bürgerbegehren – Wasser ist ein Menschenrecht und sammelt bis zum Herbst weiter Unterschriften. Am Weltwassertag (22. März, 10 Uhr) lädt EcoMujer zum Frauenspaziergang durch das Düsseldorfer Wasserwerk ein. »Uns geht es um das Menschenrecht auf Wasser und um die Trinkwasserversorgung.Wir haben festgestellt, dass dies in vielen Ländern ein Frauenproblem ist. Wir werden beim Rundgang auch von unserer Besichtigung des Wasserwerkes in Havanna berichten«, meint Monika Schierenberg.

https://www.ecomujer.org/

Neues Deutschland
Ariane Mann
Neues Deutschland, 22.02.2013