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Aufstieg des Südens

UN-Bericht über menschliche Entwicklung vorgelegt: Größter Fortschritt in Staaten Lateinamerikas und der Karibik. Bedeutende Erfolge in Kuba konstatiert.

Am vergangenen Donnerstag wurde in Mexiko der aktuelle Jahresbericht (Human Development Report, HDR) des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP) präsentiert. Er bescheinigt den Staaten Lateinamerikas und der Karibik seit Beginn des 21. Jahrhunderts weltweit den größten Fortschritt bei der menschlichen Entwicklung gemacht zu haben.

Im diesjährigen Bericht mit dem Titel »Aufstieg des Südens: Menschlicher Fortschritt in einer ungleichen Welt« nimmt das sozialistische Kuba einen vorderen Rang in der Gruppe der hochentwickelten Länder ein und erreicht nach Barbados, Chile, Argentinien, den Bahamas und Uruguay beim Index für menschliche Entwicklung (Human Development Index, HDI) den sechsten Platz in der Region. Unter den insgesamt 187 untersuchten Ländern liegt Kuba auf Platz 59, vor Mexiko (61), Brasilien (85) und Kolumbien (91). Auch Venezuela gehört zur Gruppe der hochentwickelte Länder und erreicht die Position 71, nachdem es sich im Vorjahr bereits vom 75. Auf den 73. Platz vorgearbeitet hatte. Als ärmstes Land der Region landet Haiti an 161. Stelle und gehört damit zur Gruppe mit dem niedrigsten Entwicklungsniveau. Auch in den von rechten Putschisten beherrschten Ländern Honduras (120) und Paraguay (111) liegt der Entwicklungsstandard weit unter dem Durchschnitt des Kontinents.

Der UN-Bericht über die menschliche Entwicklung wird seit 1990 jährlich veröffentlicht. Grundlage für die Bewertung des Entwicklungsstandes ist der jeweilige Human Development Index (HDI) der untersuchten Länder. Der HDI versteht sich als Wohlstandsindikator und gilt als Alternative zu rein ökonomischen Maßstäben. Anders als beim Ländervergleich der Weltbank werden nicht nur das National- und das Pro-Kopf-Einkommen berücksichtigt, sondern der Entwicklungsstand anhand weiterer Indikatoren wie beispielsweise Lebenserwartung, Alphabetisierung, Bildungsgrad und geschlechterspezifische Ungleichheit beurteilt. Der Faktor Lebenserwartung gilt als Indikator für Gesundheitsvorsorge, Ernährung und Hygiene.

Nach diesen Maßstäben gilt Norwegen in der Gesamtbewertung als das am höchsten entwickelte Land der Welt, gefolgt von Australien, den USA, den Niederlanden und Deutschland. Bei einzelnen Kriterien gibt es allerdings veränderte Rangordnungen. Werden die Ungleichheiten in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Einkommen berücksichtigt, fallen etwa die USA auf den 23. Platz zurück. Und die durchschnittliche Lebenserwartung liegt zum Beispiel auf der sozialistischen Karibikinsel Kuba mit 79,3 Jahren über der in den USA mit 78,7 Jahren. Auch sonst widerlegen die von den Vereinten Nationen jetzt veröffentlichten Zahlen alle Propagandalügen von rechtslastigen Regierungen und bezahlten kubanischen Systemgegnern auf Weltreise. Mit einem HDI von 0,780 liegt Kuba nicht nur über dem Durchschnittswert der Staaten Lateinamerikas und der Karibik (HDI = 0,741), sondern auch über dem durchschnittlichen HDI von 0,758 aller Länder aus der Gruppe mit »hohem menschlichen Entwicklungsniveau«. Mit Platz 59 muß sich das Entwicklungsland deshalb begnügen, weil das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen deutlich unter dem der anderen hochentwickelten Länder zurückbleibt.

Heftige Kritik übte Khalid Malik, der Chefautor des UN-Berichts, bei dessen Vorstellung in Mexiko an der in weiten Teilen der Welt herrschenden Ungleichheit, die der menschlichen Entwicklung und dem Fortschritt entgegenwirke. Als Beispiel nannte er das Bildungssystem in Mexiko, in dem der Staat seine Verpflichtung, Chancengleichheit auch nur annähernd herzustellen, grob vernachlässige. Während den Wohlhabenden eine große Auswahl von oft privaten und teuren Bildungseinrichtungen zur Verfügung stehe, müsse die Mehrheit der Bevölkerung ihre Kinder auf schlecht ausgerüstete staatliche Schulen schicken, die außerdem oft noch von Budgetkürzungen betroffen sind. »Da beginnt die Ungleichheit und die Spaltung der Gesellschaft«, sagte Malik. In Anspielung auf die Situation der Roma in Europa kritisierten UNDP-Vertreter auch, daß in anderen Regionen der Welt die Tendenzen zur Ungleichheit wieder zunehmen.

UNDP-Direktor Malik stellte dem gegenüber, daß die Südländer China, Brasilien und Indien bereits in Kürze die klassischen Industrienationen überholen werden. Im Jahr 2050 würden 40 Prozent der Weltproduktion auf diese drei Länder entfallen. Und obwohl es dort noch immer gravierende Probleme gebe, zeige die UN-Untersuchung, daß in China in den vergangenen zwölf Jahren hundert Millionen Menschen aus der Armut aufgestiegen sind. Deshalb laute die Botschaft des diesjährigen Berichts über die menschliche Entwicklung: »Der rasante Aufstieg des Südens ist ungebrochen.«

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

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Volker Hermsdorf
junge Welt, 19.03.2013