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Schulterschluß mit Faschisten

Von den Wirkungen der Welttournee der kubanischen Systemgegnerin Yoani Sánchez.

Nach einem längeren Aufenthalt in ihrer politischen Wahlheimat USA plant die kubanische Systemgegnerin Yoani Sánchez jetzt weitere Auftritte in Europa. Unter anderem wurde sie von Gegnern der kubanischen Revolution in der Schweiz, in Spanien und in Deutschland eingeladen. Am Dienstag kommender Woche nimmt Sánchez außerdem in Argentinien an einem Treffen von Putschisten und ultrarechten Politaktivisten aus Lateinamerika, Europa und den USA teil.

Bisher hat die Mitte Februar aufgenommene 80tägige Welttournee der mit Prämienzahlungen in sechsstelliger Höhe ausgestatteten "Bloggerin" jedoch mehr zur Demaskierung der kubanischen Dissidentenszene als zur Steigerung von deren Akzeptanz beigetragen. Auf fast jeder Etappe ihrer Reise hat Sánchez sich mit Vertretern der äußersten Rechten des politischen Spektrums ihrer Gastländer gezeigt. Selbst vor freundschaftlichen Treffen mit Putschisten, Faschisten und terroristischen Paramilitärs schreckte die Weltreisende, die sich trotzdem als Pazifistin bezeichnet, nicht zurück.

Bei ihrem gerade beendeten US-Aufenthalt hat die im Westen gefeierte Vorzeigedissidentin ihre Maske allerdings endgültig fallengelassen. Nachdem sie sich vor gut zwei Wochen in New York und Washington mit den militant antikommunistischen Senatoren Marco Rubio und Bob Menéndez sowie der Kongreßabgeordneten Ileana Ros-Lethinen über "Perspektiven für ein freies Kuba" ausgetauscht hatte, war Sánchez Ende März ins Zentrum der Contras nach Miami gereist.

Dort wurde sie von der Veteranenvereinigung der "Brigada de Asalto 2506" (Brigade des Sturmangriffs 2506) enthusiastisch begrüßt. Diese "Brigade" war nach dem Sieg der Revolution von geflohenen Großgrundbesitzern, Industriellen und ehemaligen Batista-Militärs mit Hilfe der CIA als Söldnerarmee für eine militärische Intervention in Kuba aufgebaut worden. Im April 1961 versuchte die Terrortruppe – unterstützt von den USA – mit der Invasion in der Schweinebucht die Revolutionsregierung gewaltsam zu stürzen. Bei der von Milizen, Bevölkerung und revolutionären Streitkräften gemeinsam in wenigen Tagen zurückgeschlagenen Invasion wurden auf kubanischer Seite 176 Menschen getötet und über 300 verletzt. Die Aggressoren verzeichneten mehr als 200 Tote, 1.192 Söldner wurden festgenommen.

Nach der Umarmung mit den früheren Invasoren machte Sánchez den Angehörigen der von Miami aus agierenden militanten Organisation "Hermanos al Rescate" ihre Aufwartung. Die Gruppe war im Jahr 1996 international bekannt geworden, als sie wiederholt Kleinflugzeuge von Miami aus tief in den kubanischen Luftraum geschickt hatte. Nachdem die Verletzungen der territorialen Integrität zunahmen und Kuba die USA mehrfach vergeblich aufgefordert hatte, die von ihrem Gebiet ausgehende Aggression zu unterbinden, provozierte die Organisation "Hermanos al Resacate" im Februar 1996 den – zuvor von Havanna angekündigten – Abschuß eingedrungener Flugzeuge.

Bereits auf ihrer ersten Reiseetappe in Brasilien hatte in freundschaftliches Treffen mit dem als rechtsextrem geltenden Politiker Jair Bolsonaro, einem Befürworter des früheren Militärregimes und der Folter, Proteste ausgelöst. Im spanischen Burgos war kurz darauf kritischen Journalisten der Zutritt zu einer PR-Veranstaltung von Sánchez und ihren Sponsorfirmen verwehrt worden.

Außerhalb der rechten Szene wagt sie sich nur noch mit massivem Personenschutz in die Öffentlichkeit. Ihre Auftraggeber und sie selbst spüren, daß die Fassade der verfolgen, pazifistischen und unschuldigen Bloggerin bei jedem ihrer Auftritte weiter bröckelt. "Denn Mittlerweile scheint ihr Lächeln nicht mehr ganz so zu strahlen, (…) und auch die Stimme der 37jährigen ist müder geworden", stellte die "Deutsche Welle" bereits Ende Februar fest.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

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Volker Hermsdorf
junge Welt, 05.04.2013