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FBI bläst zur Terrorjagd

US-Bundespolizei setzt die Revolutionärin Assata Shakur auf die Liste der »meistgesuchten Terroristen«. Die 65jährige genießt seit Jahrzehnten Asyl auf Kuba.

Most wanted terrorists - Assata Shakur

Assata Shakur hat gut Lachen: In Kuba lebt sie trotz des FBI-Steckbriefs in Sicherheit
Foto: www.assatashakur.org



Das FBI hat die US-amerikanische Revolutionärin Assata Shakur am Donnerstag (Ortszeit) als erste Frau auf die Liste der meistgesuchten Terroristen gesetzt und – gemeinsam mit der Staatspolizei von New Jersey – ein Kopfgeld von insgesamt zwei Millionen US-Dollar auf ihre Ergreifung ausgesetzt. Sie ist damit eine von nur zwei US-Staatsangehörigen auf der FBI-Liste der »Most Wanted Terrorists«.



Der Gesuchten, die 1947 als Joanne Chesimard in New York geboren wurde und die seit 1984 politisches Asyl in Kuba genießt, wird die Beteiligung an einer Schießerei am 2. Mai 1973 vorgeworfen, bei der ein Polizist und ein Mitglied der »Black Panther Party« getötet worden waren. 1977 war sie deshalb wegen Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt worden, obwohl ihre Verteidigung nachweisen konnte, daß sie während des Gefechts keine Waffe abgefeuert hatte. 1979 gelang ihr die Flucht aus dem Hochsicherheitsgefängnis Hunterdon County. Nach einigen Jahren im Untergrund gelangte sie 1984 schließlich nach Kuba, wo ihr politisches Asyl gewährt wurde.

Nachdem er Shakur 1987 in Kuba interviewt hatte, erklärte der bekannte Strafverteidiger und Fernsehkommentator Ron Kuby gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, sie sei das »Opfer eines Fehlurteils« geworden. 1998 machte die gläubige Katholikin in einem Brief den damaligen Papst Johannes Paul II. auf den wachsenden Rassismus und die zunehmende Unterdrückung der Farbigen in den USA aufmerksam und schrieb: »Wenn der Kampf gegen kapitalistische Ausbeutung, rassistische Polizeieinsätze, Sexismus und politische Unterdrückung ein Verbrechen ist, dann bin ich schuldig.«

Offizieller Grund, warum das FBI eine Frau, deren Aufenthaltsort der ganzen Welt bekannt ist, nach Jahrzehnten zur meistgesuchten – also gefährlichsten – Terroristin erklärt, ist der 40. Jahrestag des »kaltblütigen Mordes an einem Beamten der New Jersey State Police«. Die Huffington Post zitierte am gestrigen Freitag zudem einen FBI-Sprecher mit dem Vorwurf, Assata Shakur verbreite »weiterhin ihre radikale Ansicht gegen die US-Regierung«.

Tatsächlich zielt die Aktion der US-Behörden aber offenbar nicht in erster Linie auf die heute 65jährige, sondern soll Kuba unter Druck setzen. Nur zwei Tage vor der Erklärung des FBI hatte die US-Administration die sozialistische Insel erneut auf ihre Liste der Staaten gesetzt, die »den Terrorismus unterstützen«. Doch angesichts der weltweit gelobten Rolle Havannas bei den Friedensverhandlungen zwischen der Guerilla und der Regierung Kolumbiens waren die USA unter Rechtfertigungsdruck geraten. Auch die Tatsache, daß bekannte Terroristen wie Luis Posada Carriles unbehelligt in den USA leben, bringt die offiziellen Stellen zunehmend in Erklärungsnot. Laut Unterlagen des FBI war Posada immerhin verantwortlich für das Bombenattentat auf ein kubanisches Verkehrsflugzeug im Oktober 1976, bei dem 73 Menschen getötet worden waren.

Die verschärfte US-Kampagne gegen Kuba steht offenbar auch im Zusammenhang mit den für Ende Mai geplanten weltweiten Aktionstagen für die Freiheit der fünf in den USA verurteilten und festgehaltenen Kubaner, die antikommunistische Terrorgruppen in Miami unterwandert hatten, um Anschläge in ihrer Heimat zu verhindern. Das Internationale Komitee für die Freiheit der »Cuban Five« will vom 30. Mai bis 6. Juni in Washington auf deren Lage aufmerksam machen.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

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Volker Hermsdorf
junge Welt, 04.05.2013