Nachrichten


Nachrichten aus und über Kuba

Nachrichten, Berichte, Reportagen zu aktuellen Entwicklungen, Hintergründen und Ereignissen in Kuba, internationale Beziehungen und der Solidarität mit Kuba.


Contras in Ausbilung

US-Behörden bereiten kubanische Jugendliche auf »Führungsaufgaben« in systemfeidlichen Gruppen vor.

Das US-Außenministerium hat am vergangenen Freitag Einzelheiten über ein neues 1,2-Millionen-Dollar-Programm veröffentlicht, mit dem in den kommenden zwei Jahren bis zu 100 kubanische Jugendliche auf »Führungsaufgaben« in systemfeindlichen Gruppen der sozialistischen Karibikinsel vorbereitet werden sollen. Das Programm wurde vom »Büro für Angelegenheiten der westlichen Hemisphäre« (Bureau of Western Hemisphere Affairs, WHA), einer Unterabteilung des US-Außenministeriums, entwickelt und soll »junge Kubaner in die Lage versetzen, künftig frei über ihre eigene Zukunft zu entscheiden«, heißt es in einer Kurzdarstellung der Behörde. Aus der 32seitigen detaillierten Beschreibung geht der subversive Charakter allerdings klar hervor.

Demnach wird das Projekt unter dem Titel »Summer Leadership Program for Cuban Youth« am 30. September dieses Jahres mit der Suche nach geeigneten Teilnehmern im Alter von 16 bis 18 Jahren in Kuba beginnen. Die US-Interessenvertretung in Havanna (SINA) beteiligt sich an der Auswahl und den Vorbereitungen. Im kommenden Jahr soll dann zunächst eine erste Gruppe von 25 bis 35 Jugendlichen in den Sommermonaten für drei bis vier Wochen in die USA geschickt werden. Im Jahr 2016 soll die Zahl auf 50 bis 65 Trainees erhöht werden. Bis zum Ende des ersten Durchlaufs – am 1. November 2016 – sieht das US-Programm die »Ausbildung« von insgesamt 75 bis 100 jungen Kubanern in den zweijährigen Kursen vor. Pro Teilnehmer stellt das Ministerium dafür bis zu 16.160 Dollar zur Verfügung. Als Gesamtbudget wurden mehr als 1,2 Millionen Dollar aus Steuermitteln bewilligt. Wie das WHA am Freitag mitteilte, soll die Umsetzung durch eine vom Staat »unabhängige« Organisation erfolgen. Auf eine entsprechende Ausschreibung können sich in den USA ansässige NGOs, sowie öffentliche oder private Institutionen noch bis Ende Juni bewerben.

In den vom WHA veröffentlichten Ausschreibungsunterlagen werden als Fernziele unter anderem der Aufbau und die Stärkung von »unabhängigen Elementen innerhalb der kubanischen Zivilgesellschaft« sowie die »Verbesserung der Vernetzung von Mitgliedern dieser Gruppen« angegeben. Der Beschreibung zufolge soll das Projekt an die »bisherigen erfolgreichen WHA-Programme zur Schulung von Computerkenntnissen und journalistischen Fähigkeiten« anknüpfen und diese fortsetzen. In den Sommerkursen sollen die jungen Leute vom nächsten Jahr an in der Kunst der freien Rede, eines attraktiven öffentlichen Auftritts und der Organisierung von Gruppen fortgebildet werden. Das WHA sieht darin eine »Unterstützung und Vorbereitung der Teenager auf künftige Führungspositionen«.

Das offene Training von Contra-Kadern in den USA ist noch relativ neu, denn bisher erfolgten derartige Aktivitäten entweder konspirativ in Kuba selbst oder – ebenfalls geheim – durch die Organisationen rechter Exilkubaner in Miami. Anfang des Jahres hatte die Tageszeitung Nuevo Herald jedoch bereits über eine Gruppe von 17 »kubanischen Stipendiaten« am Miami Dade College, der größten Universität Floridas, berichtet. Die Kinder so bekannter Systemgegner wie Berta Soler, Chefin der »Damen in Weiß«, und andere waren von der mit US-Regierungsgeldern finanzierten »Stiftung für Menschenrechte in Kuba« (FHRC) eingeladen worden, um angeblich Englisch zu lernen und »verschiedene andere Fächer zu studieren«. Darüber berichteten auch bundesdeutsche Medien. Sie hatten allerdings verschwiegen, daß das Miami Dade College – fast zeitgleich mit der Ankunft der »kubanischen Studenten« - den Terroristen Luis Podasa Carilles mit einer Verdienstmedaille ausgezeichnet hatte. Posada Carilles ist unter anderem für den Anschlag auf ein Verkehrsflugzeug der Cubana Aviación im Jahr 1976 verantwortlich, bei dem 73 Passagiere getötet wurden. Als Motiv für die Tat hatte er angegeben, »gegen die Diktatur und für ein demokratisches Kuba« kämpfen zu wollen. Diese Zielsetzung hat das US-Außenministerium auch den jungen Kubanern, die ab 2015 in den USA zu künftigen Führungskräften für die Contras in Kuba ausgebildet werden sollen, vorgegeben.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

junge Welt


Dieser Artikel wurde ermöglicht
durch die Abonnnentinen und Abonennenten
der jungen Welt
Dein Abo fehlt

Volker Hermsdorf
junge Welt, 03.06.2014