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Wieder zu Hause

Dokumentarfilm über »Jorgito«: Erfolgreiche Bilanz der Vorführungen in Deutschland.

»Jorgito« und sein Vater Jorge in Hamburg

»Jorgito« und sein Vater Jorge in Hamburg (November 2014)
Foto: Pewe Arbeiterfotografie Kiel

Nach elf Veranstaltungen in allen Teilen Deutschlands ist der 21jährige »Jorgito«, Jorge Jerez, Anfang Dezember in seine kubanische Heimat zurückgekehrt. Gemeinsam mit seinem Vater Jorge hatte er mit einer Rundreise den Dokumentarfilm vorgestellt, den Tobias Kriele über sein Leben produziert hat. Der beeindruckende Streifen erzählt, wie der mit einer schweren körperlichen Behinderung geborene Jorgito sein Leben meistert – von der ersten Prognose der Ärzte, die den Eltern sagten, der Junge werde niemals laufen können, über die harten Jahrzehnte der Rehabilitation und seine Schulzeit bis schließlich hin zum Journalistikstudium. Es ist ein Film, der am Beispiel des bescheidenen Jorgito erzählt, was die Kubanische Revolution konkret für Kinder und Jugendliche auf der Karibikinsel bedeutet. Jorgito ist das bewusst, wie er selbst sagt: »In einem anderen Land würde ich wahrscheinlich nicht mehr leben.«

Weil er die Bedeutung des sozialistischen Systems für sein eigenes Leben erfahren hat, will sich Jorgito für dessen Verteidigung einsetzen. Deshalb war ihm in den vergangenen Monaten der Kampf um die Freiheit der in den USA inhaftierten »Cuban Five« wichtig. Das ging so weit, dass Jorgito von Kriele verlangt hatte, keinen Film über ihn, sondern über die fünf zu machen. Doch wenige Tage nachdem er selbst, aus der BRD kommend, wieder auf Kuba gelandet war, konnte der junge Mann gemeinsam mit seinen Landsleuten über die Rückkehr von Antonio Guerrero, Gerardo Hernández und Ramón Labañino jubeln. »Ich bin glücklich – mein Vater und meine Onkel sind in Kuba!« schrieb er in seinem Blog. Sein Einsatz für die fünf hatte ihn deren Familienangehörigen so nahe gebracht, dass ihn Adriana, die Ehefrau von Gerardo, schon als ihren Sohn betrachtete – und Jorgito umgekehrt das getrennte Paar als seine zweiten Eltern. Auch das wird in dem Film deutlich, wenn Adriana zu Wort kommt: »Durch die Inhaftierung konnten Gerardo und ich keine Kinder bekommen. Jorgito ist für mich deshalb so etwas wie der Sohn, den ich nicht haben konnte.«

Auch Kriele freut sich über die Freilassung der fünf, aber genauso darüber, dass er sich Jorgitos Ansinnen widersetzt hat, ihnen den ganzen Film zu widmen. So bleibt er ein aktuelles und bewegendes Dokument der Realitäten Kubas an einem konkreten Beispiel.

Knapp 1.000 Menschen besuchten in Berlin, Hamburg, Bremen, Düsseldorf, Bochum, Dresden, Augsburg, München, Göttingen und Mainz die Filmvorstellungen. Weitere Vorführungen sind angekündigt In einer ersten Bilanz zog Kriele das Fazit: »Ich denke, wir können insgesamt mit dem Erreichten sehr zufrieden sein. Von Jorgito und Jorge kann ich ausrichten, dass sie sich in allen Orten wie zu Hause gefühlt haben. Jorgito wurde nicht müde zu betonen, dass die menschliche Wärme, die ihm entgegengebracht wurde, ihn beeindruckt hat und zu den wichtigsten Erkenntnissen der Reise gehört.«

Der Film »Die Kraft der Schwachen« (El Poder de los Débiles, Kuba/BRD 2014, Laufzeit: 50 Minuten, Spanisch mit deutschem Untertitel; außerdem zur Auswahl: English, Français, Español, Türkçe, e???????) ist auch auf DVD erhältlich, unter anderem über den jW-Shop (10 Euro zzgl. Versandkosten). Idee, Regie, Schnitt: Tobias Kriele, Kamera: Martin Broschwitz. www.kraftderschwachen.de

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

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André Scheer
junge Welt, 27,12.2014