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Nachrichten aus und über Kuba

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Wir reden mit Obama, nicht mit Marionetten

Raúl Castros Berater Abel Prieto über den Amerika-Gipfel und den Annäherungsprozess an die USA.

Abel Prieto ist Parlamentsabgeordneter, Schriftsteller und war einst kubanischer Minister für Kultur (1997-2012). Der 64-Jährige ist heute Berater von Präsident Raúl Castro. Über den Boykott der Eröffnungsveranstaltung des Zivilgesellschaftsforums im Rahmen des Amerika-Gipfels durch die kubanische Delegation und die Erwartungen an den Amerika-Gipfel selbst sprach mit ihm für »nd« Andreas Knobloch


Auf der einen Seite verhandelt die kubanische Regierung mit dem früheren Erzfeind USA, warum kann sie nicht auch mit Teilen der Opposition sprechen?

Das sind zwei grundverschiedene Dinge. Der Dialog mit den USA, der von der kubanischen Bevölkerung begrüßt wird, stützt sich auf gegenseitigen Respekt, die Nicht-Einmischung in innere Angelegenheiten und die Respektierung internationalen Rechts. Falls es eine US-Botschaft geben sollte, dürfen sich die Diplomaten nicht in die inneren Angelegenheiten unseres Landes einmischen. Das ist nicht nur zwischen den USA und Kuba so, sondern auf der ganzen Welt. Diplomaten dürfen keine Opposition organisieren, auch wenn es leider eine lange Tradition US-amerikanischer Botschafter in unserem Amerika und anderen Orten auf der Welt gibt, die daran arbeiten, oppositionelle Gruppen aufzubauen, vor allem gegen fortschrittliche Regierungen. Ein Gespräch mit den Dissidenten bleibt undenkbar?

Es ist nicht möglich, dass man Kuba um einen Dialog mit Marionetten der USA bittet. Wir können diese absolut erfundene Opposition, die nicht das geringste Gewicht und keine echte Verbindung zu unserer Gesellschaft hat, nicht legitimieren. Wir sind hierher gekommen, bereit einen Dialog zu führen, allerdings mit den sozialen Bewegungen, um den Präsidenten Empfehlungen zu unterbreiten. Dass sie aber diese Leute zum Amerika-Gipfel bringen und sie auch noch mit größerer Priorität als uns einschreiben, ist eine enorme Beleidigung. Deshalb hat sich die kubanische Delegation aus dem Forum der Zivilgesellschaft am Rande des Amerika-Gipfels zurückgezogen?

Ja. Kuba hat die Eröffnungsveranstaltung aus Respekt vor den Behörden Panamas und aus Respekt vor Präsident Juan Carlos Varela, der das Forum offiziell eröffnet hat, verlassen. Jedenfalls werden wir in unserer Anklage nicht nachlassen, wir werden unsere grundsätzliche Position in Bezug auf diese Individuen (kubanische Systemoppositionelle, d. Red.) nicht aufgeben. Es gab zudem sehr seltsame Probleme bei der Akkreditierung: 28 Kollegen aus Kuba, die ihre Unterlagen präsentiert und sich fristgerecht eingeschrieben haben, erhielten keine Akkreditierung. Dann hieß es, es würde am Eingang eine Namensliste geben und mit dem Pass in der Hand dürften die Leute passieren. Dem war aber nicht so und es hat etwas Tumult gegeben. Es gab keinerlei Transparenz, nach welchen Kriterien die Akkreditierungen vergeben wurden, ob es bürokratische Probleme gab oder es böse Absicht war.

Neues Deutschalnd


Neues Deutschland, 11.04.2015