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Che in neuem Glanz

Zum 50. Todestag wurde das Mausoleum auf Kuba renoviert / Geld aus Deutschland war aber schwer zu bekommen.

Die sechs Meter hohe Bronzestatue Che Guevaras, umrahmt von Reliefs und Quadern mit Zitaten und dem emotionalen Abschiedsbrief von Che ist eines, wenn nicht das Wahrzeichen der kubanischen Provinzstadt Santa Clara. Seit einigen Wochen erstrahlen Monument und der dazugehörige Mausoleumskomplex, in dem die sterblichen Überreste des argentinischen Revolutionärs liegen, in neuem Glanz. Verantwortlich dafür ist der deutsche Unternehmer Michael Diegmann mit seiner Firma MD-Projektmanagement. Der 44-Jährige aus Küllstedt im thüringischen Landkreis Eichsfeld hält das Patent für einen speziellen Epoxidharzmörtel, der Fassaden besonders schützt. Auf Kuba hat er sich damit viele Freunde gemacht.

»Die Ergebnisse der Reinigungs- und Restaurierungsarbeiten stoßen hier auf eine unglaubliche Begeisterung. Dies habe ich in dieser Form so nicht ahnen oder erwarten können«, sagt Diegmann. »Das Monumento de Che zum 50. Todestag zu restaurieren war ein hartes Stück Arbeit - bei diesen Temperaturen und ohne Schatten. Es hat unsere kleine Truppe von vier Mann viel Kraft gekostet, aber es hat auch viel Spaß bereitet.«

Lob und Anerkennung von kubanischer Seite aber seien Motivation und Lohn genug gewesen für die ganze Mühen, sagt Diegmann. Er ist als Technischer Berater bei der Oficina del Historiador de la Ciudad de La Habana, dem Büro des offiziellen Stadthistorikers von Havanna, Eusebio Leal Spengler, angestellt. Unter dessen Leitung wird die als UNESCO-Weltkulturerbe eingestufte Altstadt von Havanna aufwendig restauriert.

Auf der Karibikinsel ist der Thüringer eher durch Zufall gelandet. Ein Vorarbeiter seiner Firma hatte seinen Urlaub auf Kuba verbracht und dort Fotos von Restaurierungsarbeiten seiner Firma herumgezeigt. Es folgten eine Einladung Diegmanns auf die Handelsmesse in Havanna und Probearbeiten am Malecón, der Uferpromenade der kubanischen Hauptstadt. Ein halbes Jahr später erhielt der Unternehmer den ersten Auftrag. Seit nunmehr fast zehn Jahren ist Diegmann auf der Insel tätig und hat mittlerweile auch dem Kapitol und der Kathedrale von Havanna, zwei der auffälligsten Gebäude Kubas, neue Fassaden verpasst.

Die Restaurierung des Che-Mausoleums hat Diegmann aus der eigenen Tasche finanziert. Spendengelder in nennenswerter Höhe zu akquirieren sei schwierig gewesen, sagt Kerstin Bismarck, die Schatzmeisterin des extra gegründeten Spendenvereins Juntos - Gemeinsam e.V. Dieser versteht sich keineswegs als politischer Verein. Im Gegenteil: »Die Spender sind Leute unterschiedlichster Couleur: erfolgreiche Selbstständige, Bekannte ohne Kuba-Bezug«, sagt Bismarck, die zusammen mit ihrem Mann eine Brandschutzfirma betreibt. »Brandschutztüren, Sprinkleranlagen, Gebäudeschutz«, zählt sie die Produktpalette auf.

Sie selbst war 2001 erstmals auf Kuba und danach immer wieder. »Wir hatten auch mal vor, in Kuba eine Firma aufzumachen und Leute dort auszubilden, irgendwann vielleicht Brandschutztüren zu liefern. Aber es ist schwierig dort reinzukommen«, sagt sie mit Verweis auf die für mittelständische Unternehmen recht hohen Hürden für Investitionen auf der Karibikinsel. Diegmann hat sie auf Kuba kennengelernt. Um dessen Arbeit zu unterstützen, wurde die Idee für den Spendenverein geboren. »Nicht quatschen, sondern machen!«, lautet das Motto.

Die fehlende Spendenbereitschaft für die Restaurierung des Che-Mausoleums macht Bismarck sichtlich zu schaffen. »Alle wollen nach Kuba. Wegen der alten Autos und dem ruinösen Charme?«, fragt sie. »Während die Kubaner begeistert sind von Che, wird er in Deutschland anders eingeordnet.« Che sei in Deutschland »ideologisch umstritten«. »Massenmörder« oder »Das Monument müsste man wegsprengen« hätte sie zu hören bekommen, als sie sich um Spenden bemühte. »Die angesprochenen Unternehmen waren eher zurückhaltend; von vielen kam gar keine Antwort. Selbst frühere Linke, von denen ich weiß, dass sie in Jugendjahren ein Che-Plakat über dem Bett hängen hatten.«

Neues Deutschalnd

Andreas Knobloch, Havanna
Neues Deutschland, 09.10.2017