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Wasser ist Menschenrecht

In Kuba ging die jahrelange Dürre zu Ende. Doch das Land bereitet sich auf kommende Trockenperioden vor.

In Kuba hat der Hurrikan »Irma« im September nicht nur eine Schneise der Verwüstung hinterlassen – er sorgte auch für heftige Regenfälle und beendete damit eine mehrjährige Dürreperiode, die im Sommer noch zu Engpässen bei der Trinkwasserversorgung geführt hatte. Waren die Stauseen der Insel im Sommer nur zu weniger als 40 Prozent gefüllt, meldete das Nationale Institut für Wasserwirtschaft (INRH) Anfang November einen Stand von 77 Prozent.

Der Regen war dringend notwendig. Die Dürreperiode hatte auf Kuba bereits seit über zwei Jahren angehalten und teils drastische Einschränkungen für Bevölkerung und Landwirtschaft mit sich gebracht. So mussten im Jahr 2015 viele Menschen in Santiago de Cuba, der zweitgrößten Stadt im Osten des Landes, durch Tankwagen mit Trinkwasser versorgt werden. Die Kubaner waren zur Rationierung gezwungen, was Duschen zum seltenen Luxus werden ließ. Die Zuflüsse zu den Staudämmen waren vor allem in Zentral- und Ostkuba ausgetrocknet. Der wasserintensive Anbau von Reis, einem wichtigen Grundnahrungsmittel auf Kuba, war vielerorts stark eingeschränkt, was das Land zu höheren Importen zwang.

Die Führung reagierte auf die Lage mit einem umfassenden Programm zur Neuordnung der Wasserversorgung. In zwölf Städten soll das marode Leitungssystem, das manchmal noch aus der Kolonialzeit stammt, runderneuert werden, unter anderem in Santiago de Cuba und in der Hauptstadt Havanna. Kubas Chefplaner wollen in den nächsten Jahren mehr als 13.200 Kilometer Rohre verlegen und alle 242 Wasseraufbereitungsanlagen des Landes modernisieren lassen. Finanziert wird das Projekt unter anderem durch einen Entwicklungskredit aus Kuwait.

Kurzfristig mussten jedoch Lösungen gefunden werden, um die Wasserversorgung unmittelbar sicherzustellen. Neben der Bohrung kleinerer Brunnen, um tiefer liegende Frischwasserreservoirs anzuzapfen, wurden Meerwasserentsalzungsanlagen ­installiert. Zudem hat man auf Kuba in den letzten Jahren viele Verteilungsnetze miteinander gekoppelt, so dass ein besserer Austausch zwischen den Provinzen möglich ist. Wenn gar nichts anderes half, wurden vom Staat Lastwagen losgeschickt, um die Wassertanks der Häuser zu füllen.

Auf der Insel werden rund 97 Prozent der Einwohner vom Staat mit Trinkwasser versorgt, doch nur zwei Drittel von ihnen sind an Leitungsnetz und Kanalisation angeschlossen. Gerade in ländlichen Gebieten ist die Versorgungslage daher stark vom Klima abhängig. Die Preise sind für Privatverbraucher sehr gering und belaufen sich meist auf umgerechnet weniger als einem Euro pro Monat. Zugang zu sauberem Trinkwasser wird auf Kuba als Grundrecht betrachtet, das der Staat zu garantieren hat – ob mit moderner Leitung oder Tankwagen, spielt dabei im Zweifelsfall keine Rolle.

Um teure Sonderlösungen zu ersetzen und die Insel auf die im Zuge des Klimawandels immer häufiger vorkommenden Dürreperioden vorzubereiten, hat das Parlament in diesem Sommer erstmals ein eigenes Wassergesetz erlassen. »Regenfälle sind für Kuba die primäre Quelle dieser wertvollen Flüssigkeit, und ihre Häufigkeit nimmt ab. Deshalb ist es notwendig, die Verwendung dieser lebenswichtigen Ressource auf umfassende Weise zu steuern«, kommentierte INRH-Chefin Inés María Chapman das neue Gesetz.

Bei dessen Ausarbeitung wurde die Bevölkerung aktiv eingebunden. Mehr als 212 Änderungsvorschläge gingen vor der Verabschiedung ein, die in 80 Änderungen mündeten. Laut Angaben des Parlaments wurde rund ein Drittel des Textes aufgrund von Vorschlägen aus der Bevölkerung angepasst. Unter anderem wurde die Notwendigkeit einer besseren Kommunikation, die Beziehungen zwischen den lokalen Parlamenten und den Verantwortlichen der Staudämme sowie der Abschnitt über die Wasserwiederaufbereitung modifiziert. Priorität bleibt auch weiterhin die kostengünstige Versorgung, allerdings soll der verstärkte Einsatz von Wasserzählern vor allem Industrie und Landwirtschaft zum Sparen zwingen und illegalen Verbrauch aufdecken. Die Erneuerung der Netze sowie die Errichtung von Kläranlagen soll in den kommenden Jahren die Verluste verringern und gleichzeitig die Qualität erhöhen. Der stärkere Einsatz von Chlor sowie die Schaffung eines geschlossenen Kreislaufs der Wiederaufbereitung zählen hier zu den wichtigsten Aufgaben des Staates.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

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Marcel Kunzmann
junge Welt, 20.11.2017