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Nachrichten aus und über Kuba

Nachrichten, Berichte, Reportagen zu aktuellen Entwicklungen, Hintergründen und Ereignissen in Kuba, internationale Beziehungen und der Solidarität mit Kuba.


Tamara Bunke (Tanja la guerrillera) zum 80.

In der Zeit von 1952 bis 1954 hatte ich guten Kontakt zur Familie Bunke, die nach siebzehn Jahre dauernder Emigration in Argentinien in den Osten Deutschlands gekommen war. 1935 flüchteten der Berliner kommunistische Lehrer Erich Bunke und seine aus Rußland/Ukraine stammende jüdische Frau Nadja mit ihrem wenige Monate jungen Sohn Olaf wegen der rassistischen und politischen Verfolgung durch die deutschen Faschisten nach Lateinamerika.

An der EOS "Clara Zetkin" in Eisenhüttenstadt (damals Stalinstadt) wurde Erich Bunke mein Lehrer, Olaf Bunke mein Klassenkamerad und Freund. So kam ich auch zu Besuchen zu der Familie Bunke in der Straße der Jugend 44 in Eisenhüttenstadt. Dort lernte ich die lebhafte Nadja Bunke und die Musik und Sport liebende Tochter "ita Tamarita", Tamara Bunke, kennen. Diese Familie beeindruckte mich sehr wegen ihrer kulturellen Bildung und politischen Einstellung, ihrer Sprachkenntnisse (Deutsch, Spanisch, Russisch, Englisch), ihrer Aufgeschlossenheit und Freundlichkeit. Später wurde mir klar, daß ich dieser kommunistischen Familie in hohem Maße meine politische Einstellung verdanke. Erich und Nadja Bunke betrachte ich als meine politischen "Eltern".

Im ersten DDR-Zeitzeugenbuch der unabhängigen Autorengemeinschaft "So habe ich das erlebt" (Spurensicherung – Zeitzeugen zum 17. Juni 1953) habe ich 1999 meine Erlebnisse mit Tamara Bunke bei den damaligen konterrevolutionären Ereignissen aufgeschrieben. Bereits als Sechzehnjährige hat Tamara sich aktiv für den Sozialismus und gegen den Imperialismus eingesetzt.

Tamara war eine herausragende Persönlichkeit. An ihr scheiden sich die Geister. Kommunisten, Sozialisten aller Länder achten sie und nennen sie in engem Zusammenhang mit Che Guevara. Beide wurden in Argentinien geboren und haben ihr Leben für die Befreiung der Menschheit von Ausbeutung und Unterdrückung gegeben. Die Lakaien der kapitalistischen Banken und Monopole betrachten sie als Feindin und versuchen ununterbrochen, sie zu verleumden und ihr Andenken in den Schmutz zu treten. Aber die Wahrheit ist stärker und wird triumphieren. In Kuba und auf dem Hochland von Bolivien geben Frauen bis heute ihren neugeborenen Töchtern den Namen Tania. Sie bezeugen, daß Tanias Wirken nicht vergeßen ist. Tamara hatte viele Freundinnen und Freunde. Eine von ihnen, Elisabeth Oietze, hat am 19. November 2017 im Berliner Café Sybille einen Teil ihres Freundeskreises versammelt, um anläßlich ihres 80. Geburtstags der am 31. August 1967 getöteten legendären Genossin zu gedenken. Viele Freunde kamen aus Deutschland, aus Kuba und aus Argentinien. Besonders gefielen die von argentinischen Musikern mit klarer Stimme und Gitarre vorgetragenen lateinamerikanischen Lieder, zum Beispiel "Hombre llama fuego". Das wäre ganz nach dem "Geschmack" von Tamarita gewesen, die solche Lieder liebte.

Elisabeth Dietze ehrte mit Medaille und Urkunde kubanische und deutsche Freunde, die ihr bei ihrer langjährigen, unermüdlichen Arbeit zur Wahrung der Erinnerung an Tamara aktiv und uneigennützig geholfen haben. Schließlich sahen wir uns gemeinsam den 1992 entstandenen Dokumentarfilm von Heidi Specogna über Tamara Bunke an, in dem uns diese, ihre Eltern, Che und viele Kämpfer für die Befreiung Lateinamerikas begegneten.

Rotfuchs Horst Jäkel, Potsdam
RotFuchs, Januar 2018