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Nachrichten aus und über Kuba

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US-Blockade bremst Tesla aus

Kalifornischer Autobauer von Wirtschaftskrieg Washingtons betroffen. Der Grund ist Kobalt aus Kuba.

Obwohl Donald Trump vorgibt, die heimische Industrie zu schützen, wurde ausgerechnet der US-Elektroautohersteller Tesla jetzt ein Opfer des von ihm verschärfen Wirtschaftsblockade gegen Kuba. Auch der japanische Elektronikkonzern Panasonic und die kanadische Bergbaufirma Sherritt International sind von der jüngsten extraterritorialen Ausweitung der US-Blockade betroffen, die von 191 der 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen Jahr für Jahr verurteilt wird.

Das Unternehmen Tesla mit Sitz in Palo Alto gilt als Pionier beim Bau von Automobilen mit Batterien aus Lithium-Ionen-Akkus. Genau das bescherte dem Autobauer Ende Juli unerwartete Negativschlagzeilen. Die Verantwortlichen der Firma hatten den eigentlichen Grund dafür, nämlich die völkerrechtswidrige Ausweitung der US-Blockade, nicht zu verantworten. Panasonic, einziger Akkuzulieferer von Tesla, hatte das zur Herstellung der Energiespeicher erforderliche Metall Kobalt von Sherritt International bezogen. Die kanadische Firma wiederum ist an der Förderung des Kobalts in der Mine »Pedro Soto Alba« in Moa im Osten Kubas durch ein Joint-venture mit dem staatlichen Unternehmen Cubaniquel beteiligt. Für beide Seiten ein lukratives Geschäft. Während eine Tonne des Metalls im April 2016 noch für 23.000 US-Dollar zu haben war, hat sich der Preis mittlerweile vervierfacht.

Nach Auskunft der deutschen Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) kostete die Tonne im Juni 2018 bereits mehr als 90.000 US-Dollar. Und die BGR-Experten schätzen, dass sich die Nachfrage vor allem durch den Bau von Elektroautos bis 2026 verdoppeln wird. Mit mehr als 60 Prozent Marktanteil ist derzeit die Demokratische Republik Kongo der größte Kobaltproduzent der Welt, doch die Bedingungen, unter denen das Metall dort abgebaut wird, sind teilweise brutal.

Alternative Anbieter sind Russland, Kanada, Australien – und Kuba. Die Insel lag im Jahr 2016 bei der weltweiten Produktion von Kobalt auf Platz sechs. Nicht einmal Washington oder die schärfsten Gegnern des kubanischen Systems unterstellen dort »unmenschliche Arbeitsbedingungen« oder gar »Kinderarbeit«. Der erwartete Nachfrageboom und steigende Preise könnten der Insel zumindest teilweise die dringend benötigten Deviseneinnahmen sichern.

Das zu verhindern ist das erklärte Ziel der US-Blockade. Als die Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag vergangener Woche berichtete, dass Sherritt in Kuba Kobalt fördere und Panasonic so »möglicherweise« kubanisches Kobalt verarbeite, stellte der japanische Konzern die Zusammenarbeit mit dem kanadischen Zulieferer aus Angst vor US-Strafmaßnahmen komplett ein.

Da Lieferungen aus verschiedenen Ländern gemischt würden, könne das Unternehmen selbst nicht genau sagen, ob und wieviel kubanisches Kobalt in den Panasonic-Akkus stecke, erklärte ein Sprecher. Der Elektronikgigant habe sich deshalb sicherheitshalber bei dem zum US-Finanzministerium gehörenden »Amt für Kontrolle von Auslandsvermögen« (OFAC) nach möglichen Konsequenzen erkundigt. Das OFAC überwacht weltweit die Einhaltung der US-Blockade gegen Kuba und andere Länder und hat mehrfach millionenschwere Geldstrafen gegen Firmen verhängt, die dagegen verstoßen.

Laut Reuters erklärte ein OFAC-Mitarbeiter auf Anfrage, das Amt erteile keine Auskunft über laufende Ermittlungen. Um sich der Gefahr von US-Sanktionen gar nicht erst auszusetzen, habe man den Vertrag mit Sherritt vorsorglich gekündigt, erklärte Panasonic daraufhin. Sherritt-Sprecher Joe Racanelli bestätigte auf Anfrage lediglich, dass seine Firma »seit 25 Jahren in Kuba« arbeite. Auch Tesla gab sich wortkarg und wollte sich nicht dazu äußern, ob die verbauten Akkus kubanisches Kobalt enthielten und die Firma dadurch von Sanktionen betroffen sein könne.

Für Kuba stellen die US-Blockade und seine extraterritoriale Anwendung noch immer das größte Hindernis für die ökonomische Entwicklung des Landes dar. Havannas Außenminister Bruno Rodríguez bezeichnete sie während der UNO-Debatte im November vorigen Jahres als einen »Akt von Genozid«. In den 55 Jahren ihrer Anwendung beliefen sich die Blockadeschäden für Kuba auf rund 822 Milliarden US-Dollar (707 Milliarden Euro), erklärte Rodríguez.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

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Volker Hermsdorf
Junge Welt, 25.07.2018