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»Wir hängen nicht direkt von der Regierung ab«

Medizinische Versorgung: Argentinische Organisation bekommt Unterstützung aus Kuba. Ein Gespräch mit Mariela Pinza.

Ihre Organisation bietet in Argentinien medizinische Leistungen für mittellose Menschen an – mit kubanischer Unterstützung. Was genau kann man sich unter Ihrer Arbeit vorstellen?

Wir sind eine argentinische Stiftung und arbeiten an der Umsetzung kubanischer Programme, bei denen es um Solidarität mit anderen Ländern geht. Konkret beschäftigen wir uns mit dem kubanischen Programm »Operación Milagro« (Operation Wunder, jW). Wir bekämpfen die Augenkrankheit Grauer Star in einer kleinen Klinik in der Region von Córdoba. Sie trägt den Namen »Che Guevara«, auch Aleida Guevara setzt sich für uns ein. Durch chirurgische Eingriffe konnten wir durch unsere Arbeit Tausende mittelloser Menschen vor der sicheren Blindheit retten. Die Erkrankten gehen oft nicht zu den offiziellen Stellen, weil sie viel zu weit weg sind und sie sich eine Reise dorthin nicht leisten können.

Die meisten Augenärzte sitzen in den größten Städten. In Buenos Aires stellen sie rund die Hälfte aller Mediziner. Dabei handelt es sich aber häufig um teure Privatärzte. Wir arbeiten in Netzwerken mit lokalen Organisationen, deren Mitarbeiter die Realität der Menschen vor Ort sehr gut kennen.

Welche Rolle spielt dabei die Unterstützung aus Kuba?

Früher haben wir die Operationen noch auf kubanischem Boden durchgeführt, später fanden sie in Bolivien statt. Es war eine wahre Odyssee, weil die Kranken eine lange Reise auf sich nehmen mussten. Innerhalb von fünf Jahren haben wir rund 40.000 Patienten operiert. Danach begannen wir damit, in Argentinien eine ehemals verlassene Klinik selbstverwaltet zu betreiben. Das medizinische Material lieferte Kuba. Das Land unterstützt Argentinien übrigens auch mit dem Programm »Yo sí puedo« (»Ich kann«, jW), mit dem bisher rund 30.000 Menschen alphabetisiert worden sind.

Was sagen Sie dazu, dass Kuba Ärzte aus Brasilien abgezogen hat?

Das Programm »Mais Médicos« hatten kubanische Vertreter mit der früheren brasilianischen Präsidentin Dilma Rousseff verhandelt. Seit 2013 wurden im Rahmen dieses Programms die Ärmsten und Verwundbarsten in den Favelas oder auf dem Lande versorgt. Rund 700 Orte bekamen zum ersten Mal Zugang zu medizinischer Versorgung.

Die Entscheidung, die Ärzte von dort abzuziehen, geschah aus nachvollziehbaren Gründen. Aus den Reihen der neuen Regierung um Präsident Jair Bolsonaro wurden ihre Arbeit und ihre Mission beleidigt. Wahrscheinlich gab es auch zunehmende Bedenken, was die Sicherheit der Leute vor Ort anbelangt.

Befürchten Sie, dass Kuba auch Ärzte aus Argentinien zurückziehen könnte?

Nein, bei uns handelt es sich um ein anderes Format internationalistischer Hilfe. Wir sind eine kleine medizinische Abteilung, die hauptsächlich aus argentinischen Ärzten besteht. Viele von uns haben sich in Kuba ausbilden lassen. Dennoch haben wir derzeit Schwierigkeiten mit der Auslieferung von medizinischem Material, das Kuba uns anbietet. Das passiert aber nicht, weil es von kubanischer Seite Probleme gibt, sondern weil uns die argentinische Administration Schwierigkeiten bereitet. Sie haben neue Standards eingeführt, die medizinische Produkte betreffen. Wir verstehen das als Druckmittel gegen das kubanische Programm.

Was hat sich mit der Regierung von Präsident Mauricio Macri seit 2015 geändert?

Unter Macri spüren wir eine deutliche Zunahme der Nachfrage nach unserer Hilfe. Die Arbeitslosigkeit ist gestiegen, und wir sehen, dass seine Kürzungspolitik alle Lebensbereiche betrifft. Zum Glück hängen wir nicht direkt von der Regierung ab. Damit wir auch in Zukunft überleben können, sind wir jetzt auf der Suche nach neuen Partnern und Strategien im Ausland. Im Baskenland und auf den Kanarischen Inseln haben wir jüngst Unterstützung erhalten, aber das reicht leider nicht aus. Deshalb bin ich vor kurzem nach Deutschland gereist, auf Einladung von Cuba Sí, weil wir auch hier Unterstützer finden wollen.

Mariela Pinza gehört zum Vorstand der argentinischen Organisation »Un Mundo Mejor es Posible« (Eine bessere Welt ist möglich)

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

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Interview: Carmela Negrete
junge Welt, 03.01.2019