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»Wir geben nur etwas zurück«

Kontinuität der Revolution: Über die Rolle der Jugend bei der Bekämpfung der Pandemie in Kuba. Ein Gespräch mit Gretel Crespo Viamonte.

Sie haben als Freiwillige zusammen mit anderen jungen Menschen in Sanctí Spíritus bei der Pandemiebekämpfung geholfen. Was hat Sie motiviert?

Den Anstoß gab mir der Aufruf der politischen Führung unseres Landes. Sie hat großes Vertrauen in uns gesetzt und uns gebeten, sie im Kampf gegen die Pandemie zu unterstützen. Wir arbeiteten unter anderem in Isolationszentren. Insgesamt hat sich die Mehrheit der Jugendlichen hier in Sanctí Spíritus beteiligt.

Was haben Sie konkret gemacht?

Das waren produktive Arbeiten in Organipónicos (urbane Landwirtschaftsprojekte, Anm. jW) und auf Fincas, wo wir Tomaten, Yuca und verschiedene andere Gemüsesorten angepflanzt haben – auch um die Isolationszentren mit diesen Lebensmitteln zu versorgen. Medizinstudierende gingen von Haus zu Haus, um die Leute nach Symptomen zu befragen. Außerdem waren wir in den Isolationszentren, um dort bei Reinigungsarbeiten, Hygienemaßnahmen zu helfen.

Machen die Jugendlichen das wirklich freiwillig?

Ja, wir machen das alle freiwillig, weil das unser kleiner Beitrag zum Kampf gegen die Pandemie ist. Wir wollen kein Geld oder andere materielle Leistungen, wir geben nur etwas davon zurück, was uns die Revolution gegeben hat und was unser Land für uns gemacht hat.

Gibt es irgendwelche Vorzüge für sie, oder wie erklären Sie sich, dass Jugendliche freiwillig diese Aufgaben übernehmen?

Ja, es gibt bestimmte Vorzüge. Wir bekamen Urkunden überreicht und wurden bei öffentlichen Veranstaltungen geehrt. Alle Jugendlichen, die geholfen haben, erhalten vom Kommunistischen Jugendverband, UJC, die Auszeichnung Jóvenes Por La Vida (Jugendliche für das Leben, jW). Aber materielle Vorteile hat das, wie gesagt, keine.

Auf welche Schwierigkeiten sind Sie bei Ihrer Arbeit gestoßen?

Wir hatten keine Schwierigkeiten bei unserer Arbeit. In der sogenannten roten Zone hat uns das Gesundheitspersonal eingeführt und ausführlich erklärt, wie wir in unterschiedlichen Situationen vorzugehen haben und welche Auflagen einzuhalten sind. Klar hatten wir etwas Sorge, uns vielleicht anzustecken, aber durch das Einhalten aller Protokolle waren wir gut geschützt.

Was ist unter einer roten Zone zu verstehen?

Als rote Zone werden die Teile der Isolationszentren bezeichnet, wo sich die Patienten befinden. Sobald wir diese rote Zone betreten, findet das ganze Protokoll zur Sicherheit Anwendung, damit wir uns nicht anstecken.

Sind die Isolationszentren in Krankenhäusern?

Ja, aber auch in Schulen und Universitäten wurden welche eingerichtet, um ausreichend Patienten aufnehmen zu können. In die Krankenhäuser kommen die komplizierteren Fälle und in die anderen jene Personen mit Symptomen, die aber leichte Verläufe haben oder nur Kontaktpersonen von Infizierten sind. Die Isolationszentren funktionieren wie ärztezentren. Man kümmert sich um die Patienten, täglich werden sie von Ärzten besucht. Bei starken Symptomen werden Medikamente verabreicht, und es wird auch geimpft. Patienten ohne Symptome verbringen die Quarantäne einfach unter Betreuung von Pflegern und medizinischer Aufsicht.

Wie wird in Kuba vorgegangen, wenn ein Coronafall auftritt?

Wenn eine Infektion entdeckt wird, werden sofort die direkten Kontakte der Person in die Isolationszentren eingewiesen und mit einem PCR-Test getestet. Die indirekten Kontakte der infizierten Person müssen in Quarantäne bleiben, bis die Ergebnisse der direkten Kontakte vorliegen. Jemand, der Symptome aufweist, aber keine Kontaktperson eines positiven Falls ist, muss im Haus bleiben, und dann wird ein PCR-Test gemacht.

Sie sind Basisaktivistin des Kommunistischen Jugendverbandes. Was bedeutet das für Sie?

Ja, ich bin seit meinem 16. Lebensjahr Aktivistin der UJC. Mich erfüllt es mit Stolz, Teil dieser Organisation zu sein. Nicht jeder kubanische Jugendliche hat das Privileg, Aktivist der UJC zu sein. Teil dieser Avantgardeorganisation zu sein heißt, dass ich meinen bescheidenen Beitrag leiste, egal, mit welcher Situation mein Land konfrontiert wird.

Die Arbeitseinsätze im Zusammenhang mit der Pandemie sind nicht die einzigen in der Geschichte der Kubanischen Revolution …

Nein, die Freiwilligenarbeit gibt es bereits seit den ersten Jahren der Revolution. Der erste, der zur Freiwilligenarbeit aufgerufen und sie selbst auch vorgelebt hat, war der Comandante Che Guevara. Seitdem werden in unserem Land in den Betrieben, Schulen und Universitäten freiwillige Arbeitseinsätze verrichtet. Mit diesen tragen wir unseren kleinen Teil zu beispielsweise Produktions- und Aufräumarbeiten in jeder unserer Einrichtungen bei und überall sonst, wo unser Land unsere freiwillige Hilfe braucht.

Was spricht dafür, dass Kubas Jugend den revolutionären Weg weitergeht, auch angesichts der widrigen Umstände, unter denen sich das Land behaupten muss?

Wir sind die Kontinuität dieser Revolution, und wir folgen dem Vermächtnis unseres Oberbefehlshabers Fidel Castro Ruz, der der kubanischen Jugend so viel Vertrauen entgegengebracht hat. Die Jugend von heute ist sehr gut vorbereitet, wir sind für jede Situation gewappnet.

Kuba hat international viel Anerkennung erfahren für seine Erfolge in der Bekämpfung der Pandemie und Entwicklung der Impfstoffe. Was, denken Sie, ist Kubas Geheimnis?

Unser offenes Geheimnis ist unsere Einheit, die uns bei der Pandemiebekämpfung einmal mehr zugute gekommen ist. Mit geeinter Kraft sind wir vorangeschritten und konnten so effektiv und diszipliniert die Pandemie im Griff behalten.

Welchen internen und externen Herausforderungen steht Kuba derzeit gegenüber?

Eine andauernde Herausforderung ist die wirtschaftliche und finanzielle Blockade der USA, die mit der Pandemie noch mal verschärft wurde. Es ist schwierig, unter diesen Umständen die Menschen wirtschaftlich zu versorgen, besonders mit Lebensmitteln und auch in den Isolationszentren.

Ein weiteres Problem für uns sind die aus den USA gestarteten konterrevolutionären Kampagnen. Ich glaube, wir Jugendlichen haben eine Antwort gegeben auf diese Kampagnen, die sich gegen unser Land und unsere Revolution erhoben haben. Wir sind in der ersten Reihe, um unsere Revolution zu verteidigen, in jedem Schützengraben, auf jedem Platz und von unseren Universitäten aus. Wir leben in einem freien, souveränen Land, und keiner kann uns unsere Souveränität und die Freiheit nehmen.

Welche Rolle spielt die Blockade für die kubanische Jugend?

Die Jugend ist besonders betroffen im Bereich der Technologien oder beispielsweise wegen des Mangels einiger Utensilien für Schüler und Studierende im Bereich Musik und Sport. Klar hat unser Land vieles auf mühsamen Wegen trotzdem erhalten, aber ohne die Blockade wäre es in vielen Bereichen sehr viel einfacher, die benötigten Importgüter zu bekommen.

Derzeit gibt es wieder eine große internationale Kampagne für die Beendigung der Blockade. Welche Bedeutung hat das für Kuba?

Die Unterstützung ist von immenser Bedeutung und zeigt, dass wir kein isoliertes Land sind. Ich glaube, eines Tages wird es Gerechtigkeit geben, und auch die Regierung der USA muss einsehen, dass wir niemandem schaden wollen, sondern dass wir zusammenarbeiten und Handel betreiben wollen, ohne dass die Blockade uns einschränkt.

Gretel Crespo Viamonte, 21 Jahre, ist Logopädiestudentin aus Sanctí Spíritus, Kuba. Sie ist Mitglied im Kommunistischen Jugendverband (UJC)

Elias Korte ist Teilnehmer des »Proyecto Tamara Bunke«, dessen Ziel es ist, jungen Menschen das Kennenlernen von Kubas gesellschaftlicher Alternative zum Kapitalismus zu ermöglichen.

berichteaushavanna.de

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

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Elias Korte
junge Welt, 28.04.2021