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Nachrichten aus und über Kuba

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Sorge wegen Hurrikan

Tropensturm »Ida« am Golf von Mexiko: USA unvorbereitet, keine Evakuierungen von Kliniken. Kuba hat Schäden weitgehend unter Kontrolle.

Während in Kuba bereits unmittelbar nach Durchzug des Tropensturms »Ida« die Aufräumarbeiten begannen, bereiteten sich die Bürger im US-Bundesstaat Louisiana am Sonntag auf eine Katastrophe vor. Gouverneur John Bel Edwards hatte noch am Sonnabend vor einem der stärksten Stürme seit 1850 gewarnt und den Notstand ausgerufen, berichtete dpa.

Der Flughafen New Orleans strich am Sonntag vorsorglich alle Flüge, der öffentliche Nahverkehr war bereits am Sonnabend eingestellt worden. Kleinere Küstenorte und vereinzelte Stadtteile wurden teilweise evakuiert. Die Zeit habe jedoch nicht mehr ausgereicht, eine Evakuierung der gesamten Stadt anzuordnen, erklärte Bürgermeisterin LaToya Cantrell, obwohl die grobe Zugbahn des Hurrikans seit Tagen bekannt ist. Gouverneur Edwards räumte ein, dass auch küstennahe Krankenhäuser nicht evakuiert werden können, da sie durch die Belegung mit über 2.450 Coronapatienten total überlastet seien. Es gebe in Louisiana und den angrenzenden US-Bundesstaaten außerdem keine Kapazitäten, um weitere Patienten aufzunehmen, gab der Politiker zu. Das Personal von Krankenhäusern und anderen medizinischen Einrichtungen sieht jetzt eine zusätzliche Gefahr in den von örtlichen Behörden bereits angekündigten »lang anhaltenden« Stromausfällen.

In der Region werden Erinnerungen an die verheerenden Zustände nach dem Hurrikan »Katrina« wach, der ebenfalls im August vor 16 Jahren die Stadt New Orleans verwüstet hatte. Damals waren mehr als 1.800 Menschen ums Leben gekommen, Zehntausende saßen wochenlang ohne Strom und Trinkwasser fest, und 80 Prozent der Stadt waren überflutet. Nicht oder nur schlecht versicherte Hausbesitzer müssen jetzt erneut fürchten – wie Zigtausende Leidtragende nach dem Durchzug von »Katrina« –, demnächst von Immobilienspekulanten vertrieben zu werden, um danach lebenslang auf einem Schuldenberg zu sitzen.

In Kuba waren am Freitag vor allem die östlichen Provinzen von dem Wirbelsturm betroffen. Dank des weltweit als vorbildlich geltenden Systems der Hurrikanprävention gab es auf der Insel weder Tote noch Schwerverletzte zu beklagen. In der Provinz Pinar del Río waren mehr als 10.000 Menschen vorsorglich evakuiert, Rettungstrupps in die bedrohten Regionen abkommandiert und Einheiten des Katastrophenschutzes, Seuchenspezialisten, Rettungseinheiten der Armee und freiwillige Helfer in Alarmbereitschaft versetzt worden. Wie die Tageszeitung Granma am Sonntag berichtete, hatten die Hauptauswirkungen in erster Linie die Stromnetze betroffen, an deren Wiederherstellung aber schon gearbeitet werde.

In einer Videokonferenz erklärte der Gouverneur von Artemisa, Ricardo Concepción Rodríguez, am Sonnabend, dass am Morgen etwa 40 Prozent der Stromversorgung in der Provinz bereits wieder funktionierten. Reinaldo García Zapata, der Gouverneur von Havanna, berichtete, dass es in der Hauptstadt keine größeren Schäden zu beklagen gab, obwohl auch dort mehr als 50 Einrichtungen zur Stromversorgung betroffen seien. In der Landwirtschaft habe es vor allem negative Auswirkungen auf den Bananen-, Mais- und Maniokanbau gegeben. Tropensturm »Ida« ist bereits der vierte Atlantikhurrikan der Saison, die offiziell noch bis zum 30. November dauert.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

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Volker Hermsdorf
junge Welt, 30.08.2020