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Nachrichten aus und über Kuba

Nachrichten, Berichte, Reportagen zu aktuellen Entwicklungen, Hintergründen und Ereignissen in Kuba, internationale Beziehungen und der Solidarität mit Kuba.


Havanna macht es besser

Warnung vor Leichtsinn bezüglich Corona. US-Fachzeitschrift analysiert Kubas Erfolg bei Pandemiebekämpfung.

Die Sieben-Tage-Inzidenz in Kuba lag am Montag bei 5,6 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern. Das ist einer der niedrigsten Werte seit Beginn der Covid-19-Pandemie. Trotzdem warnte Premierminister Manuel Marrero Cruz nach der Sitzung einer Arbeitsgruppe zur Prävention und Bekämpfung der Pandemie am Wochenende davor, leichtsinnig zu werden und die Gefährlichkeit neuer Varianten zu unterschätzen.

Wie Gesundheitsminister José Angel Portal Miranda ergänzend mitteilte, war in der vergangenen Woche in acht Provinzen ein geringer Anstieg importierter Fälle diagnostiziert worden. So wurden unter anderem aus der Provinz Matanzas acht, aus Havanna fünf und aus Santiago de Cuba drei Infektionen mehr als in der Vorwoche gemeldet. Auch gebe es landesweit 29 Patienten, bei denen die Omikron-Variante nachgewiesen wurde, sagte der Minister. Da mit der Öffnung für den internationalen Tourismus die Gefahr einer Einschleppung der Variante zunehme, würden derzeit Vorschläge für Maßnahmen zur Kontrolle und Prävention geprüft, die der Öffentlichkeit demnächst präsentiert werden sollen, erklärte der Gesundheitsminister. Die Kampagne für eine Auffrischungsimpfung, die drei Monate nach der letzten regulären Dosis verabreicht werden soll, sei angelaufen, und knapp eine der 11,3 Millionen Einwohner hätte ihre Spritze bereits erhalten, teilte Portal Miranda mit.

Während in Kuba bei einer noch niedrigen Inzidenz bereits frühzeitig Vorsorgemaßnahmen eingeleitet werden, um eine eventuelle nächste Welle möglichst flach zu halten, macht die Omikron-Mutation im nördlichen Nachbarland USA schon rund drei Viertel aller Coronainfektionen aus. Am Sonnabend lag die Sieben-Tage-Inzidenz laut Johns-Hopkins-Universität dort bei 417,2. Knapp 816.609 Menschen sind seit Beginn der Pandemie an oder mit Covid-19 verstorben. Die Letalitätsrate, das heißt der Anteil aller Infizierten, der irgendwann an der Krankheit stirbt, beträgt in den USA 1,56 Prozent, in Kuba dagegen nur 0,86. Als Folge mangelhafter Prävention und defizitärer Versorgung ist die Lebenserwartung in den USA so stark gesunken wie seit 75 Jahren nicht mehr und lag im Jahr 2020 bei 77 Jahren. In Kuba ist die durchschnittliche Lebenserwartung dagegen kontinuierlich gestiegen und liegt bei 78,8 Jahren.

Warum das kleine Kuba, das seit mehr als 60 Jahren einer von den USA verhängten völkerrechtswidrigen Blockade ausgesetzt ist, seine Bevölkerung so viel besser schützen kann als die reiche Supermacht, untersuchte die von der renommierten US-amerikanischen Vereinigung für öffentliches Gesundheitswesen (APHA) herausgegebene Fachzeitschrift American Journal of Public Health in ihrer Dezemberausgabe. In dem acht Seiten umfassenden Essay stellt das Magazin zunächst fest: »Die koordinierte und umfassende Reaktion auf Covid-19 hat in Kuba im Vergleich zu den Vereinigten Staaten zu deutlich besseren Ergebnissen geführt.« Ein Grund dafür seien die »grundlegenden Unterschiede in der Struktur und Organisation der Gesundheitssysteme sowie der politischen Philosophie und Kultur«. Dazu gehöre etwa, dass der Zugang zur Gesundheitsversorgung für alle in Kuba als universelles Recht in der Verfassung verankert ist.

Der Artikel hebt die Effektivität des Netzes zur medizinischen Grundversorgung auf der Insel hervor, das mit 11.000 medizinischen Kliniken und 500 Polikliniken die frühzeitige Erkennung kritischer Situationen garantiere und auf Prävention setze. Zu den Stärken Kubas im Kampf gegen die Pandemie gehörten auch das Zusammenspiel zwischen Fachärzten der Primärversorgung und rund 28.000 Medizinstudenten zur Früherkennung von Fällen, das überwachungssystem bei der Einreise ins Land, die Zunahme von Quantität und Qualität der diagnostischen Tests und der spezialisierten Zentren für deren Bearbeitung sowie die Strategie der Quarantäne und des Krankenhausaufenthalts von bestätigten Fällen. Die Zeitschrift stellt fest, dass die Gesundheitsversorgung in den USA nicht garantiert ist, da »die Nation zwar eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung vorweisen kann (für diejenigen, die Zugang dazu haben und es sich leisten können), das System aber nach wie vor von Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten geplagt wird«.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

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Volker Hermsdorf
junge Welt, 28.12.2021