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»Es gibt mehr Kuba-Freunde, als wir gedacht haben«

Verein aus Oberhausen sammelte Spenden, um Krankenwagen für sozialistische Insel zu finanzieren. Ein Gespräch mit Jürgen Dittmeyer.

Sie haben über eineinhalb Jahre Spenden zur Finanzierung eines Krankenwagens in der kubanischen Stadt Alquizar gesammelt. Wie kamen Sie dazu?

Ich pflege seit mehr als dreißig Jahren Kontakt zu der sozialistischen Karibikinsel. Dort habe ich auch mal ein halbes Jahr gelebt und viele Freundschaften geknüpft. Seit elf Jahren habe ich familiäre Beziehungen in die Kleinstadt Alquizar, eine Stadt circa 70 Kilometer südlich von Havanna. Vor rund drei Jahren habe ich die Poliklinik dort besucht, und danach wollte ich tätig werden.

Da habe ich eine Möglichkeit erkannt. Denn die Poliklinik ist für die Versorgung von rund 30.000 Menschen verantwortlich, verfügt aber nur über einen Krankenwagen. Da habe ich gedacht: Hier können wir mit unserem Verein tätig werden und praktische Solidarität leisten, die direkt ankommt.

Wer hat den Spendenaufruf veröffentlicht und wer gespendet?

Veröffentlicht wurde der Aufruf in unserer Vereinszeitung Paroli, die wir in die Briefkästen in Oberhausen verteilen. Aber auch die Mitarbeiterzeitung des Uniklinikums Essen, die Publik von Verdi, das lokale Stadtmagazin Oh! sowie die Lokalzeitungen haben unseren Aufruf veröffentlicht. Das war toll und hilfreich, um unser Spendenziel zu erreichen. Das Geld kam zum Teil von uns bislang unbekannten Personen, meist Kleinspender, aber auch von Bundestagsabgeordneten der Partei Die Linke, und auch die Linkspartei vor Ort hat sich finanziell beteiligt. Es gab mehrere Sachspenden, ein Frauenarzt aus Mülheim, der ein langjähriger Kuba-Freund ist, hat uns ein sehr gut erhaltenes Ultraschallgerät gespendet.

Wieviel Geld braucht es, um ein solches Projekt zu realisieren?

Es braucht schon bis zu 20.000 Euro. Das hängt davon ab, zu welchem Preis ein gut erhaltener Krankenwagen zu bekommen ist. In der Pandemiezeit war das gar nicht so einfach. Dazu kommt, dass es bei einer Anfrage Vorbehalte gegen den Transfer eines Krankenwagens nach Kuba gab. Das hat Zeit gekostet, bei der nächsten Anfrage lief es dann aber wie geschmiert. Es gibt mehr Kuba-Freunde, als wir gedacht haben – diese Erfahrung zog sich durch die ganze Kampagne.

Sicher gab es auch einige bürokratische Hürden. Wie läuft das ab, einen Krankenwagen nach Kuba zu versenden?

Das war einfacher als gedacht. Erst einmal musste ich eine Einfuhrgenehmigung der kubanischen Behörden einholen, was in meinem Fall innerhalb einer Woche ziemlich unbürokratisch funktioniert hat. Dann mussten wir eine passende Frachtfirma zur Verschiffung finden, die Zolldeklarationen klarmachen und Überführungsschilder organisieren. Dann ging es los, und der Wagen wurde verschifft.

Warum hat Paroli e. V. sich dafür entscheiden, auf Kuba zu helfen?

Da ich das kubanische Gesundheitssystem mit allen Stärken und Schwächen kenne, wusste ich, dass wir dort direkt helfen können. Außer Krankentransportern ist auch jegliches medizinisches Material, Rohstoffe zur Medikamentenherstellung und vieles mehr vonnöten, um die Bevölkerung versorgen zu können. Die kubanische Bevölkerung leidet schon seit über 60 Jahren unter der menschenrechtsfeindlichen Blockade der USA. Wir unterlaufen sie mit unserer Spende und tun das aus Überzeugung.

Die Kubanische Revolution unterstützt seit vielen Jahren Millionen arme Menschen in verschiedenen Ländern mit dem Entsenden von medizinischem Personal. Das Motto lautet auch heute noch nach Ernesto Che Guevara: »Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker.« Kuba hat es vielfach verdient, auch von uns unterstützt zu werden.

Gibt es bereits Reaktionen aus Kuba auf die Spendenaktion?

Neben Gratulationen von Freunden und Genossen gab es auch Danksagungen der kubanischen Botschafter hier in der BRD, außerdem ein herzliches Dankeschön der Poliklinik und von Menschen in Alquizar und anderen Teilen Kubas. Wir können unsere Aktion nur zur Nachahmung empfehlen. Bei Bedarf helfen wir gerne. Wir wissen ja jetzt, wie es geht.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

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Jürgen Dittmeyer ist Vorsitzender von Paroli – Verein für politische Kultur Oberhausen

Interview: Henning von Stoltzenberg
junge Welt, 28.12.2021