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Nachrichten, Berichte, Reportagen zu aktuellen Entwicklungen, Hintergründen und Ereignissen in Kuba, internationale Beziehungen und der Solidarität mit Kuba.


Kubas Alternative zur Hegemonie von Big Pharma: Solidarität

Marxistische Blätter: Impfstoff-Imperialismus
Eine weitere Erfolgsgeschichte aus Kuba: Das Land hat mehr als 85% seiner Bevölkerung vollständig geimpft, und weitere 7% haben ihre Einzeldosis erhalten. Das ist mehr als in den meisten Industrieländern, auch in den Vereinigten Staaten. Und dies trotz des sechs Jahrzehnte währenden Handelsembargos, das die USA gegen das kleine Entwicklungsland verhängt haben.

In Kuba wurden auch Kinder unter fünf Jahren geimpft, während die großen Pharmaunternehmen weltweit noch Impfstoffe für diese Altersgruppe entwickeln.

Kuba ist es gelungen, seine Bevölkerung mithilfe von einheimischen Impfstoffen zu impfen. Das Land hat erfolgreich fünf einheimische Impfstoffe entwickelt, von denen Abdala, Soberana 02 und Soberana Plus zugelassen sind und verwendet werden. Zwei weitere – Soberana 01 und Mambisa – befinden sich noch in der klinischen Erprobung und müssen noch zugelassen werden. Ein Vorteil dieser Impfstoffe besteht darin, dass sie auf der traditionellen Technologie der Proteinuntereinheit beruhen und somit einfach zu verwenden sind. Sie können im Kühlschrank oder sogar bei Raumtemperatur aufbewahrt und Kindern verabreicht werden.

Kubanische Wissenschaftler arbeiten auch an einem ersten Prototyp von Soberana Plus, einem wirksamen Impfstoff gegen die Omicron-Variante.

Kuba ist es nicht nur gelungen, den größten Teil seiner Bevölkerung, einschließlich der Kinder, zu impfen, sondern es hat auch damit begonnen, diese Impfstoffe an andere Länder zu senden, die sie zugelassen haben. Venezuela, Vietnam, Iran, Nicaragua, Argentinien und Mexiko gehören zu den Ländern, die den kubanischen Impfstoff entweder zugelassen oder Interesse daran bekundet haben. Vor kurzem hat Mexiko die Verwendung des Kubanischen Abdala-Impfstoffs genehmigt.

Dies geschieht trotz des Handelssanktionen und des Embargos, die die USA seit den 1960er Jahren gegen Kuba verhängt haben. Diese Sanktionen haben Kuba in finanzieller und politischer Hinsicht verwundbar gemacht, so dass nur einige wenige Verbündete und unterstützende Länder Abkommen mit Kuba schließen.

Wie Oxfam berichtet, haben die von den USA verhängten Sanktionen nicht nur die kubanische Wirtschaft lahmgelegt und die Menschen in Mitleidenschaft gezogen, sondern sich auch auf die Rohstoffe für die Entwicklung von Impfstoffen und Diagnostika ausgewirkt.

Kuba hat diesen Ländern nicht nur Impfstoffe zur sofortigen Verabreichung zur Verfügung gestellt, sondern auch die Technologie zur Herstellung dieser Impfstoffe. Die Impfstoffe werden vom Zentrum für Gentechnik und Biotechnologie (CIGB) (Abdala) und vom Finlay-Institut (Soberana 02) hergestellt. Während Venezuela und Vietnam bereits damit begonnen haben, die kubanischen Impfstoffe zu verabreichen, hat auch Syrien Gespräche mit kubanischen Beamten geführt, um die Zusammenarbeit im Gesundheitsbereich zu verstärken. Im März schickte Kuba 100.000 Dosen seines Impfstoffs Soberana 02 in den Iran, und sowohl der Iran, als auch Nicaragua haben sich bereit erklärt, mit dem Land zusammenzuarbeiten, um ihre eigenen Impfstoffe zu entwickeln.

Ein umfassender Technologietransfer bedeutet, dass das Land, das diese Technologie erhält, eine einheimische Produktionsanlage einrichten und die Herstellung des Impfstoffs von Anfang bis Ende reproduzieren kann. Dies trägt auch zum Aufbau der Produktionskapazitäten des Empfängerlandes bei.

Dies steht in krassem Gegensatz zu den großen Pharmaunternehmen in den Industrieländern, die sich geweigert haben, technisches Knowhow weiterzugeben. Die meisten reichen Industrieländer haben sich auch gegen den Vorschlag für eine TRIPS-Ausnahmeregel gewehrt, die vorsieht, dass Patente auf wichtige Arzneimittel, Impfstoffe und medizinische Produkte in Zeiten der Pandemie nicht durchgesetzt werden. Selbst nach 15 Monaten sind die Verhandlungen über den Vorschlag noch nicht abgeschlossen, da die europäischen Länder und die Big-Pharma-Lobby den Vorschlag blockieren.

Die erfolgreiche Impfkampagne in Kuba stützt sich auf eine gut entwickelte biopharmazeutische Industrie, die sich in staatlichem Besitz befindet. Sie deckt den einheimischen Bedarf an Arzneimitteln und medizinischen Produkten und sorgt dafür, dass diese für alle Bevölkerungsgruppen erschwinglich bleiben und diese auch erreichen. Die unterstützt das solide öffentliche Gesundheitssystem, das Kuba im Laufe der Jahre für die Bevölkerung aufgebaut hat.

Kuba hat sich auch zu einem wichtigen Exporteur von biopharmazeutischen Produkten weltweit entwickelt, und seine Ärzte haben einer Reihe von Ländern wichtige Hilfe geleistet.

Im Jahr 2020, als sich die COVID-19-Pandemie ausbreitete und die Länder sich nur auf ihre eigenen Bedürfnisse konzentrierten, schickte Kuba Ärzteteams in andere Länder. In den ersten Tagen der Pandemie im Jahr 2020 wurden Ärzteteams in die italienischen Regionen Lombardei und Piemont entsandt. Im März 2020 wurden auch Teams nach Andorra entsandt, einem kleinen Land zwischen Frankreich und Spanien, das mit einem kollabierenden Gesundheitssystems zu kämpfen hatte. Aufbauend auf Kubas langer Tradition des medizinischen Internationalismus und der Solidarität mit Afrika wurden Teams von medizinischen Fachkräften in eine Reihe von Ländern wie Togo, Südafrika, Kap Verde, Sierra Leone, Sao Tomé und Principe, Äquatorialguinea, Guinea Conakry, Guinea Bissau und Kenia entsandt.

Die Bemühungen der kubanischen Henry Reeve International Medical Brigade wurden weithin gewürdigt, und und der ganzen Welt wurde die Verleihung des Friedensnobelpreises an sie gefordert.

Ein klassisches Beispiel für diese Solidarität war im März 2020, als eine kleine Stadt in Italien, Crema in der Lombardei, angesichts einer Flut von Fällen und überlasteter Gesundheitseinrichtungen mit einer Gesundheitskrise konfrontiert war. Einem ausführlichen Bericht zufolge hatte Bürgermeisterin Stefania Bonaldi die nationalen und internationalen Behörden alarmiert und um Hilfe gebeten. Bald trafen 52 kubanische Gesundheitsfachkräfte in Crema ein.

Bonaldi berichtete, dass »ihr Sinn für Menschlichkeit und überwältigt hat« und sie »eine besondere Art, die Welt zu betrachten, kennzeichnet«. Crema wurde Zeuge eines Versorgungssystems, das von Tür zu Tür organisiert und in dem »die Beziehung zwischen Ärzten und Patienten viel enger ist«. In dem Bericht wird erläutert, wie das italienische Gesundheitssystem auf regionaler Basis gesteuert wird, wobei jede Region bei der Entscheidungsfindung einigermaßen unabhängig ist. In der Lombardei, wo das Gesundheitswesen in den letzten zehn Jahren privatisiert wurde, gibt es heute weniger öffentliche Krankenhäuser.

Es ist nicht das erste Mal, dass Kuba bei der Bewältigung von Gesundheits- und humanitären Krisen in der ganzen Welt eine Vorreiterrolle spielt. Ob bei den Erdbeben in Indonesien und Pakistan, dem Ausbruch der Cholera in Haiti oder der Ebola-Epidemie in Westafrika, Kuba war immer zur Stelle, um den Menschen und den Regierungen zu helfen. Kubanisches medizinisches Personal war in verschiedenen Ländern im Einsatz, darunter Guatemala, Äthiopien, Osttimor, Ghana, Brasilien und Tansania.

Das kubanische Modell zeigt deutlich, wie wichtig es ist, ein starkes öffentliches Gesundheitssystem aufzubauen und die biopharmazeutischen Industrie und Forschungsinstitute des öffentlichen Sektors zu entwickeln. Das kubanische Modell bietet einen alternativen Rahmen, in dem der Mensch vor dem Profit steht. Im Gegensatz dazu hat Big Pharma, unterstützt von den Regierungen der reichen Länder, trotz der weltweiten Aufrufe der WHO und anderer, Patentmonopole und Profitstreben in den Vordergrund gestellt. Wie die Bürgermeisterin von Crema nach den Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit den Kubanern während der Pandemie erklärte, sollte uns dies dazu bringen, darüber nachzudenken, dass die Gesundheitsversorgung zumindest größtenteils öffentlich sein sollte.

Quelle: Peoples Dispatch (10. Januar 2022) / MR-online (11. Januar 2022)
Eigene Übersetzung

Richa Chintan, Dehli/Indien, Senior Research Associate Newsclick, Mitglieder der indischen Sektion von People's Health Movement

Marxistische Blätter
Marxistische Blätter, 1-2022
Impfstoff-Imperialismus - gerecht geht anders