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Mythen zerstört

Kubas Revolution hat den männlichen Tanz auf eine neue Stufe gehoben.

Ballettkompanie »Pro Danza«
Mitglieder der klassischen Ballettkompanie »Pro Danza« bei ihrem täglichen Training (2018).
Foto Santiago Barreiro


Die Ausübung des klassischen Tanzes im Abendland beinhaltete von Anfang an Situationen der Verletzlichkeit und des Ausschlusses und hat negative Klischees über Männer erzeugt, die in dieser Disziplin ihren Lebensweg suchen. In der lateinamerikanischen Kultur sind die hegemonialen Vorstellungen darüber, was es bedeutet, ein Mann zu sein, oft entscheidend für die Wahrnehmung des Balletts als Kunst. Die in loser Folge an dieser Stelle erscheinende Serie »La Forma Masculina« des Fotografen Santiago Barreiro zeigt Männer, die daraus ausbrechen und sich dem Traum vom Tanzen und den damit einhergehenden Schwierigkeiten hingegeben haben.

Ballettkompanie »Pro Danza«
Der Solist des Ensembles zeigt seinen Oberkörper nach einer anstrengenden Probe für das kommende Ballett.
Foto Santiago Barreiro


Wenn wir die kubanische Verfassung genau studieren, finden wir zwei Artikel, die eine ständige Subventionierung des Kinos und des Balletts vorschlagen, um die kulturelle Entwicklung der Bürger des Landes zu fördern. Seit 1959 ist die Kultur ein Bollwerk und eines der größten Projekte der Revolution und des nachfolgenden Mandats von Fidel Castro. In dieser Phase der Geschichte wurden die Grundlagen für die Demokratisierung des Balletts in Kuba geschaffen und die Mechanismen zur Popularisierung dieser Kunst artikuliert, um sie dem Volk näherzubringen und die negativen Stereotypen abzubauen, die Männlichkeit in bezug auf die Ausübung des Tanzes in Frage stellten.

Ballettkompanie »Pro Danza«
Der anspruchsvolle Lehrer der kubanischen Tanzkompanie überprüft die Nackenhaltung eines Tänzers, um seine künstlerische Leistung zu verbessern.
Foto Santiago Barreiro


An den »Casa Cuna« (Kinderkrippe) genannten Einrichtungen begann eine sehr intensive pädagogische Arbeit. Diese Institutionen veränderten die Geschichte des kubanischen Tanzes für immer, brachten mehrere große männliche Ballettfiguren hervor und machten Kuba im Laufe der Jahre weltweit als eine der Keimzellen des klassischen lateinamerikanischen Tanzes bekannt. Die kubanische Methodik vermittelte ihren männlichen Tänzern eine kraftvolle Art des Tanzens, die notwendig war, um die Mythen und Vorurteile der damaligen Zeit zu zerstören, und die bis heute zusammen mit ihren Gründern als eines der Wahrzeichen und Stolz der Nation gilt.

Ballettkompanie »Pro Danza«
Der Körper ist das wichtigste Werkzeug eines Tänzers.
Foto Santiago Barreiro


Es war nicht perfekt, einige patriarchalische Überreste belasten die kubanische Gesellschaft in bezug auf die Künste weiterhin, aber es ist zweifellos ein Beispiel, dem viele Nationen folgen sollten. Denn das übrige Lateinamerika hat nicht so viel Glück. Obwohl jedes Land seine eigene Tanzgeschichte, seine Helden und Kulturschaffenden hatte, ist es nicht gelungen, das Ballett zu einer Kunst für alle zu machen. Diejenigen, die den Tanz als Lebensform nutzen wollen, leben auch heute, im 21. Jahrhundert, inmitten einer unendlichen Anzahl von Vorurteilen ihrer jeweiligen Gesellschaft.

Ballettkompanie »Pro Danza«
Kraft und Ausdruck sind zentral, um das Publikum als Tänzer zu begeistern.
Foto Santiago Barreiro

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

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Santiago Barreiro
junge Welt, 11.06.2022