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Verheerender Brand in Kuba

Nach Blitzeinschlag: Treibstofflager in Matanzas in Flammen.

In Kuba sind die Löscharbeiten im Treibstofflager der rund 100 Kilometer östlich von Havanna gelegenen Hafenstadt Matanzas am Sonntag mit Hochdruck fortgesetzt worden. Spezialisten aus Venezuela, Mexiko und anderen Ländern unterstützen die örtlichen Feuerwehrleute bei der Eindämmung des Brandes. Laut der staatlichen Ölgesellschaft Cupet ist das Großfeuer der größte derartige Unglücksfall in Kuba seit Jahrzehnten.

Am Freitag abend (Ortszeit) war ein Blitz in einen mit rund 26 Millionen Liter Rohöl gefüllten Treibstofftank eingeschlagen. Das Feuer breitete sich auf einen weiteren Tank aus, der 52 Millionen Liter Kraftstoff enthielt. Feuerwehrleute konnten einen dritten Tank mit Löschwasser soweit herunterkühlen, dass er nicht explodierte. Bei der Brandbekämpfung ist bisher ein Mensch ums Leben gekommen, mehr als 120 wurden verletzt, darunter auch Energieminister Liván Arronte. Wie die Nachrichtenagentur Prensa Latina meldete, waren fünf der Verletzten am Sonntag in einem kritischen und drei in ernstem Zustand. 17 Personen werden noch vermisst.

Nach Angaben der Agentur sind Tausende Menschen evakuiert worden. »Hubschrauber und Flugzeuge der Streitkräfte sind mit technischer Unterstützung aus Mexiko und Venezuela ständig dabei, Wasser auf die beiden brennenden Tanks zu leiten, um ein Übergreifen des Feuers auf andere Bereiche der Zone zu verhindern. Als Vorsorge gegen eine drohende Ölpest wurden außerdem physische Barrieren installiert und Brandschutzstreifen errichtet, um die Gefahr zu verringern, dass die nahegelegene Vegetation und andere Produktionsanlagen Feuer fangen«, berichtete Prensa Latina.

Das Treibstofflager gehört zum größten Heizkraftwerk Kubas. Dessen Betrieb war nach Behördenangaben zunächst aber noch nicht von dem Unglück betroffen. Das Energieministerium bestätigte, dass zwei Wärmekraftwerke, die sich in der Nähe des Brandherdes befinden, in Betrieb seien und über Brennstoff für mindestens 48 Stunden verfügten. Die KP-Zeitung Granma schrieb am Sonntag, dass der Treibstoff seit den frühen Morgenstunden aus den Tanks entnommen wurde und ein Schiff aus Havanna eingetroffen sei. Der Dieselkraftstoff solle an Tankstellen in Matanzas und Havanna vertrieben werden. Präsident Miguel Díaz-Canel dankte den Regierungen Mexikos, Venezuelas, Russlands, Nicaraguas, Argentiniens und Chiles, die umgehend technische, materielle und andere Hilfe angeboten hatten. »Wir sind auch dankbar für ein Angebot der technischen Unterstützung aus den USA«, schrieb der Staatschef per Twitter.

Das Unglück trifft Kuba in einer besonders schwierigen Lage. Infolge der US-Blockade, der Coronapandemie und westlicher Sanktionen gegen Venezuela und Russland leidet das Land unter einer schweren Wirtschaftskrise und großen Problemen bei der Energieversorgung. Seit einigen Jahren versuchen die USA, Treibstofflieferungen nach Kuba zu unterbinden. Tanker aus Venezuela wurden blockiert und ausländische Reedereien mit Sanktionen bedroht, falls sie Rohöl nach Kuba transportieren.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

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Volker Hermsdorf
junge Welt, 08.08.2022