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Treffen in Panama zu Ernährungssicherheit: Kuba und Haiti tauschen sich zu Maßnahmen aus.

Die karibischen Nachbarstaaten Kuba und Haiti wollen bei Projekten zur Ernährungssicherheit und Nahrungsmittelsouveränität enger kooperieren. Auf einem am Mittwoch in Panama-Stadt beendeten dreitägigen Forum der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) haben sich Experten beider Länder über Erfahrungen und Programme mit innovativen Ansätzen ausgetauscht. Die Bevölkerung der benachbarten Inselrepubliken leidet aus unterschiedlichen Gründen unter Problemen bei der Versorgung mit Nahrungsmitteln. Laut der kubanischen Nachrichtenagentur Prensa Latina soll das Treffen in Panama dazu beitragen, die Süd-Süd-Zusammenarbeit zu fördern.

Die Delegation aus Havanna hat dabei unter anderem Studien des Fachzentrums Sierra Maestra über die Erzeugung, Nutzung und Verwendung von Pflanzen mit hohem Proteingehalt in der Tier- und Humanernährung vorgestellt. Als Beispiel verwies die FAO darauf, dass Moringa- und Maulbeerblätter mit sehr guten Ergebnissen für die Fütterung von Vieh und Kleintieren wie Kaninchen und Geflügel verwendet werden, um die Ernährungssouveränität und -sicherheit in dem karibischen Land zu verbessern. Am Montag ging es unter anderem um Praxis und Ergebnisse der Schulspeisungen in Kuba, die in der Region als vorbildlich gelten. Die FAO hatte erst Ende August darauf hingewiesen, dass auf dem Kontinent 56,5 Millionen Menschen, darunter fünf Millionen Kinder unter fünf Jahren, keinen Zugang zu angemessener Nahrung haben. Seine Organisation messe deshalb Schulspeisungsprojekten eine zentrale Bedeutung bei, erklärte der FAO-Beauftragte für Ernährung, Israel Rios.

Weitere Themen waren ein im Februar in Kuba vorgestellter Plan zur Nahrungsmittelsouveränität und ein daraufhin im Juli verabschiedetes Gesetz zur Ernährungssouveränität und -sicherheit. Mit den darin vorgesehenen Maßnahmen will die Regierung die landwirtschaftliche Produktion steigern, die Abhängigkeit von Importen verringern und die Ernährungserziehung der Bevölkerung verbessern. Zwar gebe es »in Kuba keinen Hunger, aber das Risiko der Ernährungsunsicherheit besteht«, hatte damals der Berater für die Umsetzung des Programms, der brasilianische Theologe und Intellektuelle Frei Betto, erklärt. Laut Betto sind neben hausgemachten Problemen vor allem die seit über 60 Jahren gegen die Insel verhängte US-Blockade und die Auswirkungen des Klimawandels für die Nahrungsmittelkrise in Kuba verantwortlich. Im März lobte der FAO-Vertreter in Havanna, Marcelo Rezende, die trotz US-Blockade gemachten Anstrengungen für eine »gesunde Ernährung und eine nachhaltige Landwirtschaft« als positive Beispiele für die Region.

Haiti ist zwar keiner US-Blockade ausgesetzt, laut einer Einschätzung der FAO auf globaler Ebene aber »das drittgefährdetste Land in bezug auf den Klimawandel«. Die Nahrungsmittelversorgung sei stark von extremen Wetterphänomenen betroffen »zusätzlich zum Mangel an Infrastrukturen und grundlegenden Dienstleistungen sowie einer fast nicht vorhandenen Integration von Innovation und Wissenschaft«, heißt es in dem Bericht. Die Delegierten aus Haiti, wo rund 85 Prozent der formellen Arbeitsplätze in der Landwirtschaft bestehen und etwa ein Viertel des Bruttoinlandsproduktes in diesem Bereich erzeugt wird, wiesen darauf hin, dass sich ihr Land in einer dramatischen Notlage befinde. Die FAO hatte bereits im Oktober berichtet, dass mit 4,7 der 11,4 Millionen Einwohner rund 40 Prozent der Bevölkerung unter »akutem Hunger« leiden. In der Gemeinde Cité Soleil, dem ärmsten und am dichtesten besiedelten Arbeiterviertel von Port-au-Prince, seien bereits 65 Prozent der dort lebenden Menschen von »großer Ernährungsunsicherheit« betroffen. Damit habe der Hunger in Haiti erstmals »katastrophale Ausmaße« erreicht, schlug die FAO Alarm.

Obwohl Ausmaß und Ursachen für die Probleme bei der Nahrungsmittelversorgung in den beiden Ländern mit einer annähernd gleichgroßen Bevölkerungszahl völlig unterschiedlich sind, sollen Erfahrungsaustausch und Zusammenarbeit fortgesetzt werden.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

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Volker Hermsdorf
junge Welt, 08.12.2022