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Warum Minsker Traktoren für Kuba?

Die Solidaritätsorganisation Cuba Sí startete ihre neue Spendenkampagne.

Konstantin Seeger ist Koordinator im Berliner Bundesbüro von Cuba Sí. Über die neue Spendenkampagne der Solidaritätsorganisation sprach mit ihm für »nd« Harald Neuber.

nd: Cuba Sí hat eine erfolgreiche Spendenkampagne für einen Bulldozer hinter sich, jetzt sammeln Sie für vier Traktoren. Weshalb so viel landwirtschaftliches Gerät für Kuba?

Seeger: Zwischen den Traktoren und dem Bulldozer gibt es einen Zusammenhang: Seit wir im Februar 2011 dieses schwere Gerät in unserem Milchprojekt Rosafé in der Provinz Mayabeque übergeben haben, wird dort jeden Tag eine Fläche etwas größer als vier Fußballfelder von der nach Kuba eingeschleppten Schadpflanze Marabú befreit. Diese Flächen müssen aber so schnell wie möglich wieder bestellt werden, um eine Rückkehr des Marabús zu verhindern.

Die Rückgewinnung von Flächen für die Landwirtschaft ist eine Aufgabe des ganzen Landes und natürlich auch für die vier Projekte von Cuba Sí. Die Traktoren werden für die Bearbeitung wiedergewonnener Flächen gekauft. Ochsengespanne oder die vorhandenen Maschinenparks reichen hier nicht aus.

Seit Jahren wird in Kuba Ackerboden an Kleinbauern vergeben, um die Produktion zu steigern. Weshalb bleiben die Erfolge aus?

Die Erfolge dieses Vergabeprogramms sind heute durchaus zu sehen: Im vergangenen Jahr etwa konnte die kubanische Landwirtschaft einen Zuwachs von 5,7 Prozent verzeichnen. Bisher wurden 1,6 Millionen Hektar an Einzelbauern und Kooperativen vergeben, und die Zahl der Beschäftigten in der Landwirtschaft hat sich fast verdoppelt. Wer jetzt nach Kuba fährt, kann auf den Märkten ein breites Angebot an Lebensmitteln sehen. Aber natürlich brauchen landwirtschaftliche Kulturen und die Tierproduktion viel Zeit. Probleme gibt es auch immer noch bei der Versorgung mit Werkzeug und Material. Auch benötigen diejenigen, die als Städter jetzt Landwirtschaft betreiben wollen, eine gute Aus- und Weiterbildung. Das betrifft rund 150 000 Personen.

Können Geld- oder Sachspenden strukturelle Probleme beseitigen?

Wenn Spenden zielgerichtet eingesetzt werden, kann man demonstrieren, wie etwas funktionieren kann. Die Projekte von Cuba Sí gelten in den jeweiligen Regionen, aber auch in ganz Kuba als Referenzprojekte. Cuba Sí arbeitet seit 20 Jahren mit der Kubanischen Vereinigung für Tierproduktion (ACPA) zusammen, dadurch können wir langfristig und vorausschauend planen.

Viele Anforderungen, die der letzte Parteitag in Kuba formulierte hat, werden auf unseren Projekten seit Jahren schon erfüllt. Seit dem ersten Projekt Anfang der 90er Jahre stehen etwa die Diversifizierung der Produktion, gute Arbeits- und Lebensbedingungen für die Mitarbeiter, alternative Energien oder Weiterbildung in unseren Projektplänen. Die Unterstützung von Einzelbauern beispielsweise haben wir zusammen mit ACPA bereits 2007 begonnen - ein Jahr vor dem offiziellen Start in Kuba. In unseren Soli-Containern schicken wir regelmäßig Werkzeuge für unsere Projekte. Oder wir helfen bei der Herstellung von Lehrmaterialien.

Sie wollen die Traktoren in Minsk kaufen. Weshalb?

Traktoren der Marke Belarus werden in Kuba bereits seit vielen Jahren verwendet. Ihre Technik ist einfach aber sehr robust. Das Wichtigste aber ist: Die Ersatzteile können in Kuba gekauft werden, es gibt keine Behinderung durch die US-Blockade. Wir haben die Verpflichtung, die uns anvertrauten Spenden verantwortungsvoll einzusetzen. Vor allem aber danken wir den vielen treuen Spendern, ohne die unsere Arbeit gar nicht möglich wäre.

Sonderspendenkonto DIE LINKE/Cuba Sí, Konto-Nr: 13 2222 10, Berliner Sparkasse, BLZ: 100 500 00, VWZ: Milch für Kubas Kinder

Neues Deutschland

Neues Deutschland, 22.05.2012