Nachrichten

Nachrichten aus und über Kuba


Nachrichten, Berichte, Reportagen zu aktuellen Entwicklungen, Hintergründen und Ereignissen in Kuba, internationale Beziehungen und der Solidarität mit Kuba.


Kuba räumt auf

Schäden nach Hurrikan werden beseitigt. Regierungsgegner verbreiten Gerüchte über angebliche neue Choleraerkrankungen

Der Hurrikan »Sandy«, der am Dienstag auf die Ostküste der USA getroffen ist, hat dort Zerstörungen historischen Ausmaßes verursacht. Mindestens 55 Menschen starben, in 18 Bundesstaaten waren mehr als acht Millionen Haushalte ohne Strom. New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg sagte am Dienstag, daß die Reparatur der Schäden »noch lange Zeit« dauern werde.

Unterdessen machten in Kuba die Arbeiten zur Beseitigung der Sturmschäden weitere Fortschritte. Dort waren durch den Hurrikan am vergangenen Donnerstag elf Menschen umgekommen und Verwüstungen in den Ostprovinzen angerichtet worden. Die besondere Aufmerksamkeit der Behörden gilt jetzt – neben der Reparatur der Strom-, Gas- und Wasserleitungen – vor allem der Versorgung mit sauberem Wasser und der Gewährleistung hygienischer Bedingungen. Damit soll den auf Naturkatastrophen in tropischen Regionen häufig folgenden Krankheiten wie Dengue-Fieber und Cholera entgegengewirkt werden.

Gesundheitsminister Roberto Morales Ojeda informierte darüber, daß in den Apotheken zusätzliche Mengen an Desinfektionsmitteln sowie an Reinigungs- und Hygieneartikeln angeboten würden und forderte die Bevölkerung zur »besonders sorgfältigen Einhaltung von Hygienemaßnahmen« auf. Dies gelte vor allem bei der Zubereitung von Speisen und der Aufbewahrung von Trinkwasser. Nur durch penible Sauberkeit könne das Auftreten einer Epidemie verhindert werden.

Im Osten Kubas waren im Juli und August – zum ersten Mal nach der letzten Infektionswelle im Jahr 1882 und einigen Fällen kurz nach dem Sieg der Revolution 1959 – insgesamt 417 Fälle von Cholera aufgetreten. Drei Personen im Alter von 95, 70 und 66 Jahren waren an den Folgen der Durchfallerkrankung gestorben. Am 28. August hatte das Gesundheitsministerium die örtlich begrenzte Epidemie für beendet erklärt, nachdem es zehn Tage lang keine neuen Erkrankungen mehr gegeben habe.

Während Bevölkerung und staatliche Helfer rund um die Uhr den Aufbau vorantreiben, die Gesundheitsversorgung wieder funktionsfähig machen und für verbesserte Hygienemaßnahmen sorgen, verbreitete die regierungsfeindliche Bloggerin Yoani Sánchez am Dienstag per Twitter die Panikmeldung, daß im Osten der Insel neue Fälle von Cholera aufgetreten seien. Sie berief sich dabei – ohne weitere Quellen zu nennen – auf den in Santiago de Cuba einschlägig bekannten Regierungsgegner José Daniel Ferrer und knüpfte an eine schon länger laufende Kampagne an.

Bereits am 30. September hatte der in Miami publizierte kubafeindliche Blog »Café Fuerte» über angeblich neue Choleraerkrankungen berichtet. Die dort zitierten Angaben »offizieller kubanischer Quellen« stammten allerdings aus einer acht Wochen alten Information vom 8. August und bezogen sich auf die bekannten Fälle vom Sommer.

Meldungen über neue Infektionen wurden auch von der zur Dissidentenszene gehörenden »unabhängigen Journalistin« Margaly Norvis Otero Suárez über den mit Hilfe der US-Interessenvertretung in Havanna aufgebauten Blog »Hablemos Press« verbreitet. Ihre Quelle ist die angebliche Krankenschwester und »Menschenrechtsaktivistin« Maylín Isaac Sánchez aus Santiago de Cuba, deren Aussage mit der Überschrift »Choleravirus in Kuba gewinnt erneut an Kraft« versehen wurde. Da eine Krankenschwester, die eine bakterielle Infektionskrankheit wie Cholera mit einer Viruserkrankung verwechselt, offenbar auch bei den Mainstreammedien nicht als seriöse Quelle gilt, wurden die Meldungen in Deutschland fast nur von der rechtslastigen »Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte« (IGMF) verbreitet.

Entgegen deren Panikmache melden offizielle Stellen wie das Auswärtige Amt oder das tropenmedizinische Beratungsportal »Tropeninstitut.de« dagegen, daß ihnen derzeit keine aktuellen Informationen über neue Cholerainfektioen auf Kuba vorliegen.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

junge Welt


Dieser Artikel wurde ermöglicht
durch die Abonnnentinen und Abonennenten
der jungen Welt
Dein Abo fehlt

Volker Hermsdorf
junge Welt, 01.11.2012