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Nachrichten aus und über Kuba

Nachrichten, Berichte, Reportagen zu aktuellen Entwicklungen, Hintergründen und Ereignissen in Kuba, internationale Beziehungen und der Solidarität mit Kuba.


»Auch über den alltäglichen Kapitalismus aufklären«

Solidaritätsbrigaden für Kuba: Die SDAJ erprobt ein neues Konzept. Ein Gespräch mit einer Teilnehmerin

Seit Jahren organisiert die Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend (SDAJ) Solidaritätsbrigaden für Kuba. Wie hat die Hilfe bisher ausgesehen?

Seit 1990 haben wir vier größere Arbeitsbrigaden nach Kuba geschickt. An der Universität von Matanzas z.B. haben wir eine Krankenstation aufgebaut, ein »hospitalito«. Ebenfalls in Matanzas haben wir mitgeholfen, Studentenwohnheime zu renovieren. Es geht aber nicht nur darum, daß die Kubaner etwas davon haben – auch wir haben viel gelernt. Vor allem haben wir einen Eindruck davon gewonnen, wie sich das kubanische Volk einen Staat geschaffen hat, in dem alle Probleme gemeinsam beraten und gelöst werden. Es ist faszinierend zu sehen, wie dieses kleine Land es geschafft hat, sich aus Sklaverei und Kolonialherrschaft zu befreien.

Jetzt soll das Brigaden-Konzept geändert werden. Warum – und in welche Richtung soll es gehen?

Die praktische Arbeit wird keineswegs links liegengelassen. Konkret helfen wir in diesem Sommer dabei, an der CUJAE, der polytechnischen Hochschule von Havanna, ein »Zentrum zur Bildung revolutionärer Werte« aufzubauen. Dazu gehört natürlich auch, Wände zu streichen.

Wir wollen uns aber stärker der politischen Bildung widmen. Als Jugendverband interessiert uns vor allem die Lage unserer kubanischen Altersgenossen. Wir sind immer wieder erstaunt darüber, in welchem Ausmaß Studierende nicht nur an der Universität selbst, sondern auch im Wohngebiet mitbestimmen können. Ein wichtiges Thema sind natürlich die »Cuban Five« – die fünf Kubaner, die in den USA inhaftiert sind, weil sie ihre Heimat vor Terroristen schützen wollten.

Andererseits wollen wir die Möglichkeit nutzen, über den alltäglichen Kapitalismus zu informieren. Ich glaube, daß viele junge Leute ein falsches Bild davon haben und so eher für kapitalismusfreundliche Propaganda anfällig sind. Noel Carillo, der Europaverantwortliche des Zentralkomitees der KP Kubas, drückte das so aus: Ein Jugendverband, der internationale Solidarität übt, hat in erster Linie die Aufgabe, über das Leben im Kapitalismus aufzuklären.

Wie wollen Sie die jungen Kubaner über den Kapitalismus aufklären?

Zum Beispiel mit Filmen, Vorträgen und Erfahrungsberichten über das Bildungssystem im Kapitalismus. Wir wollen in dem Zentrum auch ein »Café Tamara Bunke« einrichten, benannt nach der DDR-Genossin, die für die kubanische Revolution gefallen ist. Das Café ist als Begegnungs- und Diskussionszentrum gedacht.

Wer nimmt an solchen Soli-Brigaden teil?

Vornehmlich SDAJ-Mitglieder, eingeladen sind auch Sympathisanten. Wir arbeiten bei unserem Projekt übrigens mit der Kommunistischen Jugend Österreichs zusammen, selbstverständlich auch mit kubanischen Partnerorganisationen, allen voran mit dem kommunistischen Jugendverband.

Bis zu welchem Alter kann man mitmachen, und muß man spanisch sprechen können?

Eine Altersgrenze haben wir nicht, die Ältesten sind erfahrungsgemäß etwa 30 Jahre alt. Spanischkenntnisse sind keine Bedingung, es gibt immer einige, die die Sprache beherrschen. Wir bemühen uns auch, Kontakt zu Kubanern aufzubauen, die deutsch oder englisch studieren. Eine Teilnahme an unseren Brigaden soll nicht an Sprachkenntnissen und noch weniger am leeren Geldbeutel der Eltern scheitern.

Was kostet denn die Teilnahme?

Jeder muß mit gut 1 000 Euro rechnen. Wenn einer das nicht aufbringen kann, versuchen wir, mit Spenden zu helfen, die unsere SDAJ-Gruppen sammeln. Im Preis sind Flug, Unterbringung in einem Studentenwohnheim und Verpflegung enthalten.

Sie haben auch einen Kunstwettbewerb ausgeschrieben. Worum geht es?

Wir wollen in dem Zentrum zwei Wandgemälde anbringen, als Zeichen internationaler Solidarität. Und dazu bitten wir um die Einsendung von Entwürfen; Details dazu findet man auf unserer Homepage. Alle Einsendungen werden wir natürlich im Internet veröffentlichen. Die besten Entwürfe sollen einen Preis bekommen – möglicherweise wird der Gewinner kostenlos mitfahren dürfen.

Nächste Brigaden-Termine: 15. Juli–6. August, 19. August–11. September
Kontakt: info@sdaj-netz.de, https://www.sdaj.org/

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

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Interview: Peter Wolter
junge Welt, 25.01.2013