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Kubas andere Gesichter

Televisión Serrana

nd: TVS wurde inmitten der Sierra Maestra gegründet. Warum dort?

Castrillo: Als man dort gerade eine kommunale Infrastruktur aufbaute, wurde ich vom staatlichen Fernsehsender ICRT in die Sierra Maestra geschickt, um einen Dokumentarfilm über die Arbeiten in den Bergen zu drehen. Mir wurde klar, dass dabei die kulturelle Dimension außer Acht gelassen wurde. Was wusste man über diesen Teil Kubas? Dass dort Kaffee angebaut wurde. Aber was war der reale soziokulturelle Kontext, in dem die Menschen dort lebten?

Die Idee von TVS war geboren?

Ja, aber zunächst beantragte ich nur eine Kamera. Ich wollte die Menschen in ihrer alltäglichen Umgebung filmen. Ich stellte mein Projekt mehreren Institutionen vor. Das war in den 90er Jahren. Kuba war wirtschaftlich praktisch am Ende. Es war schwierig, finanzielle Unterstützung zu bekommen. Als ich schließlich die UNESCO, unseren Fernsehsender ICRT und später noch die UNICEF überzeugen konnte, war der Bau einer Filmproduktion in San Pablo del Yao gesichert …

… in Zeiten der Sonderperiode...?

Ja, die Filmproduktion entstand, als viele die Insel verlassen oder sich anderen Dingen widmen wollten. Ich ging bewusst in die Sierra. Dort wurde man gebraucht.

Was unterscheidet TVS von anderen Filmproduktionen?

Wöchentlich fahren unsere Filmemacher in abgelegene Ortschaften und stellen die TVS-Filme vor. Über den Dialog mit den Dorfbewohnern werden die Themen vielfältiger. Die Produktion des Films ist eng mit dem Dorf verbunden. Deswegen nenne ich TVS kommunal und partizipativ.

Was macht die Ausbildung in der TVS aus?

Wir schufen im Sitz der TVS das Studienzentrum zur Kommunalen Kommunikation. Dort unterrichten die Filmemacher selbst. Neben Technologie und cinematografischer Sprache lernt man, in einer und für eine Gemeinschaft zu arbeiten. Deswegen ist es wichtig, dass die Filmleute von TVS in dieser Region leben.

Gehen die Themen nicht irgendwann aus?

Ja, das war die Kritik von vielen: Irgendwann würden sich doch die Themen erschöpfen. Meine Antwort war immer, dass die Kombination Mensch und Natur stets Themen hervorbringe. Unser Filmarchiv bestätigt das, es zählt über 500 Dokumentarfilme.

18. Festival »Cuba im Film«, Frankfurt am Main, 23.5.-1.6. Retrospektive von TVS-Dokumentarfilmen: 29.5. www.cubafilm.de

Neues Deutschland
Ute Evers

Neues Deutschland, 23.05.2013