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Die Tüte mit der Asche

Blicke auf Kuba von außen: Die britische Filmkomödie »Hasta la vista, Sister« besteht fast nur aus müden Gags und Sentimentalitäten.

Die britische Komödie, die seit Donnerstag unter dem Titel »Hasta la vista, Sister« in den deutschen Kinos läuft, heißt im Original »Day of the flowers« – nach einem wichtigen »Tag der Blumen« zum Gedenken an die Revolution, der in Kuba jedenfalls offiziell nicht begangen wird. An diesem ominösen Gedenktag will die schottische Linksaktivistin Rosa, die nach Rosa Luxemburg benannt ist, die Asche ihres Vaters an einem speziellen Ort auf der Karibikinsel beisetzen. Ihre Eltern gehörten zu den vielen Westeuropäern, die den Aufbau des Sozialismus auf Kuba leidenschaftlich unterstützten. Rosas Mutter ist auf der Insel gestorben. Die zweite Frau des Vaters vertritt höchst bürgerliche Ansichten. Rosa gesteht ihr keine Ansprüche auf seine sterblichen Überreste zu. Sie sollen in kubanischer Erde ruhen. Bei ihrer Ankunft auf der Insel trifft Rosa einen Ernesto, dessen Name die Erinnerung an »Che« bewahren soll. Wenn das kein Zeichen ist!

Den selbsterteilten Auftrag auszuführen, wird für Rosa nicht einfach. Ungefragt hat sich ihre leichtlebige Schwester Ailie der kleinen schottischen Reisegruppe angeschlossen, einem Trio, das von Rosas bestem Freund Conway vervollständigt wird, der in seinem Kilt so gar nicht in die Karibik paßt. Damit ist auch schon der Grundton des Films gesetzt, der fast ausschließlich unterhalten will: mit ein paar guten und ein paar abgestandenen Gags, mit vielen Klischees über Land und Leute und einem Schuß sentimentaler Erinnerungen, die so serviert werden, daß schließlich noch ein Geheimnis der gelüftet werden kann. Die Tüte mit der Asche wird gelegentlich vergessen. Als sie verschwindet, ist der Zuschauer nicht wirklich verwundert. Dafür gewinnen Männergeschichten an Gewicht.

Mit »Hasta la vista, Sister« werfen Eirene Houston (Buch) und John Roberts (Regie) genau wie ihre Helden den Blick von außen auf Kuba. Die Naivität, mit der die Schotten die Insel betreten, sorgt hin und wieder für äußerliche Überraschungen, aber ohne ein inneres Verhältnis zu den Kubanern, ihrer Lebens- und Denkweise, bleibt alles doch sehr an der Oberfläche. Immerhin sorgen Eva Birthistle als Rosa, Charity Wakefield als Ailie und Bryan Dick als Conway für eine komödiantische Atmosphäre. Für kubanisches Flair sorgen der dort ansässige Schauspieler Luis Alberto Garcia und der Startänzer Carlos Acosta, der hauptsächlich im Ausland arbeitet, aber den Plan, in Havanna eine Ballettschule zu gründen, aktiv verfolgt. Die beiden europäischen Darsteller Christopher Simpson und Manuel de Blas können als Kubaner leidlich überzeugen.

Hätte sich das Road-Movie von einigen seiner vielen Klischees gelöst, wäre vielleicht eine geistreiche Auseinandersetzung mit grundverschiedenen Lebensphilosophien entstanden. So reicht es nur für meist platte Witze. Die britisch-kubanische Koproduktion könnte als weiterer Beweis dafür dienen, daß sich die sozialistische Trutzburg seichten Filmen vor historischem Hintergrund verschrieben hat, wären nicht auf Festivals immer wieder kubanische Filme zu sehen, die das Gegenteil beweisen. Leider gelangen sie nie in unsere Kinos.

»Hasta la vista, Sister!«, Regie: John Roberts, GB/Kuba 2012, 100 min, bereits angelaufen

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

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F.-B. Habel
junge Welt, 31.08.2013