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Nachrichten aus und über Kuba

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Trotzige Schönheit

Ein Architekturführer zeichnet ein behutsames Porträt des Gesamtkustwerks Havanna.

Schon als Alexander von Humboldt vor knapp zweihundert Jahren auf die andere Seite des Atlantiks schipperte, waren ihm Havannas marode Straßen ein Dorn im Auge. »Genau wie in den ältesten Städten Europas kann auch hier ein mißglückter Straßenbebauungsplan nur langsam korrigiert werden«, schireb der Preuße. Dagegen beschworen einheimische Kubaner wie Alejo Carpentier: »auch wenn sie noch so schlecht angelegt sein mögen, geben sie uns ein Gefühl von Frieden und Gelassenheit.« Mit äußerst entspannten Außenaufnahmen zeigt der jüngst bei DOM Publishers erschienene Architekturführer »Havanna« die Vielfalt einer Stadt, der immerfort denkmalpolitische Fahrlässigkeit vorgeworfen wird. Dabei hat Havanna einiges zu bieten. Kubanischer Barock, katalaischer Jugendstil, amerikanischer Art decó. Diesen Mix findet, wer die prominenteste Straße, den Malecón, entlangfährt. Die Autoren nennen ihn daher »Salon«. dieser erstreckt sich von der Festung San Salvador entlang der Prunkggebäude in la Punta über die Parkanlage mit dem Denkmal des kubanischen Unabhängigkeitskämpfers Antonio Maceo und dem Sportpark José Martí bis zu Hotels und modernen Zehnerblöcken - Orte der Drogen und des Sex, schenkt man der Literatur nach 1991 Glauben.

Diverse Filmemacher zeichneten vom Malecón das immer selbe Bild: junge Kubaner, die auf dem Stein sitzen, dem Atlantik zugewendet, mit tiefbraunen Augen am Horizont die Liberté suchend. An stürmischen Tagen, wenn der Atlantik heftig über Mauer und Sehnsüchte prescht, sammelt sich das Wasser in dem aufgerissenen Beton. Wer einmal mit dem Fahrrad acht, zehn Meter über die nasse über die nasse Uferpromenade geschlittert, gefallen und wieder aufgestanden ist, der weiß von Coolness und Stillstand zu berichten. Über 900 Gebäude zählt die UNESCO zu ihrem Weltkulturerbe. 2013 ist die Stadt blitze blank poliert und saniert, derweil das US-Embargo immer noch aufrecht erhelten wird. Die autoren Eduardo Luis Rodriguez und Roberto Santana Duque Estrada porträtieren mit großem kunsthistorischem Respekt, das museale GEsamtkunstwerk, zu dem Havanna mittlerweile geworden ist, und erzälen zugleich von einer Stadt, die nicht müde wird, trotzig zu sein.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

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junge Welt, 10.10.2013