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Nachrichten, Berichte, Reportagen zu aktuellen Entwicklungen, Hintergründen und Ereignissen in Kuba, internationale Beziehungen und der Solidarität mit Kuba.


»Erinnerungen an die ungerechte und grausame Behandlung«

Einer der kubanischen Kundschafter malte im US-Knast – in Essen werden seine Aquarelle jetzt ausgestellt. Gespräch mit Heinz-W. Hammer.

Am Freitag findet im Gewerkschaftshaus in Essen die Vernissage zur Ausstellung der Aquarelle von Antonio Guerrero statt: »Wie ich gelebt habe, sterbe ich – Kubanische Kunst aus dem US-Gefängnis«. Was hat es mit den Bildern auf sich?

Es sind Aquarelle, die Antonio Guerrero in den langen Jahren im US-Bundesgefängnis gemalt hat. Antonio ist einer der als »Miami 5« weltbekannt gewordenen kubanischen Kundschafter, von denen die letzten drei am 17. Dezember nach 16 Jahren Haft befreit werden konnten. Er war einer dieser drei, und er selbst sagt zu seinen Bildern, sie seien »Erinnerungen an die ungerechte und grausame Behandlung, die uns ab dem ersten Tag unserer Haft zuteil wurde, es waren Momente des Überlebens.«

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) ist Kooperationspartner bei der Präsentation der Ausstellung. War es schwierig, ihn zur Zusammenarbeit zu bewegen?

Wir haben uns als Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba e.V. im vergangenen September an den DGB Essen-Mülheim-Oberhausen gewandt unter Verweis u.a. auf die Beschlusslage der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, die bereits bei ihrem Bundeskongress 2007 in Leipzig eine entsprechende Resolution verabschiedet hatte. Wir haben einen konzeptionellen Vorschlag unterbreitet, der im DGB-Vorstand diskutiert und begrüßt wurde. Es war sicherlich auch nicht von Schaden, dass es bereits seit vielen Jahren ein gutes persönliches Verhältnis gibt.

Die »Cuban Five« sind, wie erwähnt, in Freiheit. Welche Auswirkungen hat dies auf die Solidaritätsarbeit Ihrer Organisation?

Zunächst haben wir uns mit den Unterstützern aus aller Welt, mit dem kubanischen Volk und den Fünfen selbst riesig gefreut und das Lachen nicht mehr aus den Gesichtern bekommen. In der kubanischen TV-Sendung »Mesa redondo« (Runder Tisch) hat Gerardo Hernandéz, der nach dem Willen der US-Justiz lebenslang im Knast bleiben sollte, die Rolle der internationalen Unterstützung hervorgehoben. Er sagte, man könne nicht von den »Cuban Five« sprechen, ohne die weltweiten Solidaritätsbewegungen zu erwähnen.

Die Befreiung der Fünf hat gezeigt, dass sich der Kampf, so lange er auch dauern mag, lohnt und von Erfolg gekrönt sein kann. Ich selbst war in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts aktiv im Kampf um die Befreiung der US-Bürgerrechtlerin Angela Davis. Wir hatten Erfolg. Der große Unterschied: Damals gab es noch eine sozialistische Staatengemeinschaft, die nicht unerheblichen Anteil daran hatte. Dieses Mal mussten wir es ohne ein solches Bollwerk im Rücken schaffen.

Wie bewerten Sie die aktuellen Entwicklungen bezüglich der Beziehungen zwischen Kuba und den USA?

Die Ankündigung der Normalisierung der zwischenstaatlichen Beziehungen zwischen Kuba und den USA war der zweite Teil des historischen Sieges vom 17. Dezember. Für eine solche Normalisierung hat das revolutionäre Kuba mit Unterstützung der weltweiten Solidaritätsbewegung jahrzehntelang gekämpft. Auf Grundlage einer solchen Normalisierung hat Kuba wesentlich bessere Voraussetzungen, seinen sozialistischen Entwicklungsweg weiterzugehen.

Ist Kuba auch weiterhin auf weltweite Solidarität angewiesen?

Unbedingt, denn: Die umfassende Wirtschafts-, Handels- und Finanzblockade besteht weiterhin und muss aufgehoben werden. Ebenso bleibt die Forderung nach bedingungsloser Auflösung des widerrechtlichen US-Stützpunktes in Guantánamo auf der Tagesordnung. Niemand macht sich Illusionen darüber, dass von US-Seite das Eingeständnis Obamas einer gescheiterten 50jährigen Politik verbunden ist mit dem Versuch, die Revolution nun auf anderem Wege zu erdrosseln.

Dazu gehört vor allem die bereits in den vergangenen Monaten begonnene Beeinflussung der Jugend Kubas mit subversiven Methoden. Die von Fidel Castro vor einigen Jahren ausgerufene »Schlacht der Ideen« beginnt jetzt erst richtig. Entsprechende Debatten haben vor allem im UJC und der FEU, dem kommunistischen Jugendverband und der Studentenvereinigung, bereits begonnen. Als Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba werden wir uns diesen, eigentlich nicht gar so neuen, Anforderungen an der Seite des revolutionären Kubas stellen.

Vernissage: Freitag, 23. Februar, zwischen 17.00 und 20.00 Uhr im Gewerkschaftshaus Essen, Teichstraße 4, Innenstadt

Heinz-W. Hammer ist Vorsitzender der Regionalgruppe Essen der Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba e.V.


Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

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Interview: Markus Bernhardt
junge Welt, 22.01.2015