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Strategische Allianz

Russlands Außenminister Lawrow auf Lateinamerikatour: Neuer Großflughafen in Kuba und Alternative zu Panama-Kanal geplant.

Russland baut die Zusammenarbeit mit den Ländern Lateinamerikas aus. Moskaus Außenminister Sergej Lawrow beendet am heutigen Donnerstag eine dreitägige Verhandlungstour, auf der er neben den befreundeten Ländern Kuba und Nicaragua auch Kolumbien und Guatemala besucht hat. Zum Auftakt war Lawrow am Dienstag in Havanna mit dem kubanischen Präsidenten Raúl Castro, dem Vizepräsidenten Ricardo Cabrisas und seinem Amtskollegen Bruno Rodríguez zusammengetroffen.

»Wir haben große gemeinsame Projekte im Energiebereich und in der zivilen Luftfahrt vor«, sagte der russische Gast nach den Gesprächen. »Das Hauptthema von heute war die Vorbereitung des nächsten Treffens unserer bilateralen Regierungskommission für Handel und Wirtschaft, die zum 22. April nach Kasan (Teilrepublik Tatarstan – jW) einberufen ist«, erklärte Lawrow. Er kündigte weitere »bedeutende Kooperationen« in den Bereichen der Biotechnologie, der pharmazeutischen Produktion, im Gesundheits- und Verkehrswesen an. Im Juli 2014 hatten beide Länder – während des Besuchs des russischen Präsidenten Wladimir Putin in Kuba – bereits Vereinbarungen über den Bau von vier Energieblöcken für die Wärmekraftwerke »Máximo Gómez« und »Ost-Havanna« durch den russischen Stromkonzern Inter Rao Export und dessen kubanischen Partner Unión Eléctrica unterzeichnet. Das Projekt hat ein Volumen von insgesamt 1,2 Milliarden Euro. Darüber hinaus hatte Putin den Bau von Bodenstationen für das Navigationssystem GLONASS auf Kuba angekündigt und der kubanischen Seite den Zugang zu Dienstleitungen und Technologien im Bereich der Erdsondierung und der Satellitenkommunikation angeboten. Beide Staaten hatten schon 2013 ein Abkommen über Zusammenarbeit bei den Weltraumtechnologien unterschrieben. Derzeit prüfen Kuba, Russland und eine Investorengruppe aus den Vereinigten Arabischen Emiraten zudem den gemeinsamen Bau eines neuen Internationalen Großflughafens in Kuba, der zugleich ein Luftfahrtdrehkreuz für Lateinamerika werden soll.

Lawrow bezeichnete die Verbindung seines Landes zu Havanna als eine auf die Zukunft orientierte »strategische Allianz« und erinnerte daran, dass sich die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Kuba und Russland am 8. Mai zum 55. Mal jährt. Der Politiker aus Moskau begrüßte die angestrebte Normalisierung zwischen Havanna und Washington und forderte die USA zugleich auf, ihre gegen die sozialistische Karibikinsel gerichtete »illegale Blockade so schnell wie möglich zu beenden«. Dies läge im Interesse sowohl der beiden Länder als auch der internationalen Sicherheit. In Havanna verurteilte Lawrow in scharfer Form »alle Versuche, in Venezuela einen Staatsstreich durchzuführen«. Im Interview mit einem russischen Fernsehsender hatte bereits zuvor gesagt: »Wir würden es sehr begrüßen, wenn die Vereinigten Staaten damit aufhörten, in ihrer geografischen Umgebung nach Feinden zu suchen. Stattdessen sollten sie auf die einmütige Stimme Lateinamerikas und der Karibik hören«.

Von der kubanischen Hauptstadt aus reiste der russische Chefdiplomat nach Kolumbien weiter, wo ein Treffen mit Staatschef Juan Manuel Santos auf dem Programm stand. Lawrow unterstütze den Friedensprozess mit der linksgerichteten FARC-Guerilla, schrieb Santos nach der Unterredung auf Twitter. Außerdem hätten die beiden Politiker konkrete Pläne zur Ausweitung des bilateralen Handels erörtert. Bogotá ist für Moskau mittlerweile zu einem der wichtigsten Geschäftspartner in Südamerika geworden. Weitere Stationen der heute zu Ende gehenden Reise Lawrows sind die mittelamerikanischen Länder Nicaragua und Guatemala. In Nicaragua gilt das russische Interesse vor allem dem dort entstehenden neuen Verbindungskanal zwischen dem Atlantik und dem pazifischen Ozean, der Lateinamerika sowohl ökonomisch als auch militärisch stärkt. Dass Russland dort zwei Wochen vor dem Amerikagipfel in Panama, an dem trotz des Protestes der USA erstmals auch Kuba teilnimmt, Präsenz zeigt, ist mehr als ein symbolischer Akt. Während Washington – trotz Annäherung an Havanna – vor allem durch seine Angriffe auf die gewählte Regierung Venezuelas und die anhaltende Einmischung in anderen Ländern der Region weiter an Ansehen verliert, sind die Vertreter Moskaus mittlerweile auch bei den engsten Alliierten der USA gern gesehene Gäste.


Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

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Volker Hermsdorf
junge Welt, 26.03.2015