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Keine Einbahnstraße

»Gipfel der Völker« in Brüssel: Linke aus Lateinamerika und Europa wollen sich enger zusammenschließen.

Die Temperamente mögen verschieden sein, in der Hauptsache waren sich die mehr als 1.000 Teilnehmer des »Gipfels der Völker«, der am Mittwoch und Donnerstag in der belgischen Hauptstadt Brüssel stattfand, einig. Gemeinsames Handeln ist nötig, um die neoliberale Vorherrschaft über den »alten Kontinent« zu brechen und um dem Imperialismus in den Arm zu fallen, der anderthalb Jahrzehnten Linkstrend in Lateinamerika ein Ende setzen will.

Im Kongresszentrum »Passage 44« fand das Kontrastprogramm zum zeitgleich in Brüssel tagenden II. Gipfeltreffen der Europäischen Union (EU) und der Lateinamerikanischen und Karibischen Staatengemeinschaft (CELAC) statt. Angereist waren Aktivisten sozialer Bewegungen, Vertreter und Abgeordnete linker Parteien sowie Mitglieder von Solidaritätsinitiativen aus ganz Lateinamerika, der Karibik und Europa. Deutschland war mit etwa 80 Teilnehmern aus dem ganzen Bundesgebiet vertreten. Die Partei Die Linke ließ sich auf dem Alternativgipfel frei von Förmlichkeit durch Genossen der Basis vertreten, die in der Solidaritätsarbeit engagiert sind. Zu den prominenten Köpfen auf der Veranstaltung zählten unter anderen Kubas ehemaliger Kulturminister Abel Prieto, die frühere Außenministerin von Honduras, Patricia Rodas, und die Europaabgeordnete Inês Zuber von der Portugiesischen Kommunistischen Partei. Letztere fand klare Worte zu den unterschiedlichen Rollen von CELAC und EU. Diese Institutionen dienten gänzlich gegensätzlichen Interessen. Während die EU verschärfte Ausbeutung durchsetze, gründe sich die CELAC auf Kooperation zum gegenseitigen Vorteil.

Gemeinsames Anliegen aller Teilnehmer war die Solidarität mit Venezuela und der Regierung von Präsident Nicólas Maduro, die sich einer internationalen Kampagne der Rechtskräfte ausgesetzt sehen. Am Mittwoch nachmittag zeigte die internationale Schar politischer Aktivisten mit einer »Solidaritätsdemonstration für Venezuela« auch auf Brüssels Straßen Flagge und ließen ein lautes »Nein« zum Obama-Dekret vernehmen, das Venezuela als »Bedrohung« einstuft. Die Verurteilung interventionistischer Politik von EU und USA war auch Teil des vom »Gipfel der Völker« verabschiedeten Kommuniqués.

Das künstlerische I-Tüpfelchen auf den Gipfel setzte am Mittwoch abend die belarussische Gruppe für venezolanischen Tanz »Zandra Rodríguez« aus dem Minsker Kulturzentrum »Simón Bolivar«. Am Donnerstag wurde die Veranstaltung dann mit einer Reihe thematischer Workshops zu Themen wie Freihandel, Frieden, Klima und Medienpolitik fortgesetzt. Den abschließenden Höhepunkt bildete am Donnerstag abend ein Solidaritätsmeeting, zu dem führende Repräsentanten der CELAC-Länder erwartet wurden. So hatte Venezuelas Vizepräsident Jorge Arreaza, der Maduro in Brüssel vertrat, sein Kommen angekündigt.


Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

Veröffentlichung
mit freundlicher Genehmigung von

junge Welt

Peter Steiniger, Brüssel
junge Welt, 12.06.2015