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Kritisches Denken fördern

Kubanischer Journalistenverband diskutiert neue Kommunikationsstrategien.

Kubas Journalisten suchen nach neuen Wegen in der sich verändernden Medienlandschaft des Landes. Die im Journalistenverband »Unión de Periodistas de Cuba« (UPEC) organisierten Medienmitarbeiter wollen sich auf dem X. Kongress ihrer Organisation, der am letzten Freitag für Juli 2018 einberufen wurde, vor allem der Entwicklung neuer Kommunikationsstrategien widmen. Den Auftrag dazu hatten die Delegierten des letzten UPEC-Kongresses im Sommer 2013 erteilt. Daneben sollen auch Themen wie die Verantwortung der Medien in der Gesellschaft, die Ausbildung und Förderung junger Kollegen, der Generationenwechsel in den Chefetagen und die Entwicklung eines neuen Pressegesetzes auf die Agenda. Das VIII. Plenum des UPEC-Nationalkomitees wählte am Freitag ein Organisationskomitee zur Vorbereitung. Zwischen September und November sollen die Themenvorschläge in insgesamt 190 Versammlungen von den Mitgliedern der Basisorganisationen des Verbandes in allen Provinzen diskutiert werden.

Dabei wird es vermutlich auch um die angespannte materielle Situation vieler kubanischer Medien, die unzureichende Ausstattung der Redaktionen und die Arbeitsbedingungen der dort Beschäftigten gehen. Die befinden sich häufig in einer Zwickmühle, da die Gesellschaft einerseits zunehmend einen kritischen, investigativen Journalismus erwartet, ihnen dafür andererseits aber oft die materiellen Voraussetzungen fehlen. Einige Jungredakteure lassen sich deshalb für Projekte anwerben, die von ausländischen Regierungen, Medienkonzernen und Nichtregierungsorganisationen großzügig gefördert werden. Sie locken mit Honoraren, Auslandsreisen und Fortbildungskursen, wie sie kubanische Zeitungen, Sender oder Internetplattformen nicht bieten können. »Die gleichen Auslandsmedien, die uns deswegen an den Pranger stellen, verschweigen konsequent, dass die US-Blockade ein Grund für viele Schwierigkeiten auch unserer Medien ist«, kritisiert der Blogger Iroel Sánchez. Der Versuch ausländischer Akteure, Einfluss auf die kubanische Medienlandschaft zu nehmen, soll einen Systemwechsel befördern und Information auch dort zu einer Ware machen. Durch diesen Prozess drohten sich auch kubanische Journalisten immer mehr von der Professionalität und Ethik des Berufsstandes zu entfernen, warnt die UPEC.
Vizepräsident Miguel Díaz-Canel hatte junge Journalisten bereits in einem UPEC-Workshop im Februar aufgefordert, »mutiger zu agieren«. Zugleich empfahl der Politiker ihnen aber auch, die bisherigen Medien in »multimediale Räume« zu verwandeln. »Wir müssen die digitalen Räume mit unseren Argumenten erobern«, sagte Díaz-Canel und fügte hinzu: »Wir leben in Zeiten eines ideologischen und kulturellen Krieges, aus dem wir nur siegreich hervorgehen können, wenn wir emanzipatorische und humanistische Plattformen haben, die angesichts des Vorhabens, uns erneut zu kolonialisieren, ein kritisches Denken fördern.«

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

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Bernd Oelsner
junge Welt, 06.07.2017