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Neuer Hurrikan in Karibik

Nach dem Tropensturm »Irma« folgt nun »Maria«. Bewohner von Inseln ergreifen Schutzmaßnahmen.

In der Karibik gilt erneut die oberste Alarmstufe. Hurrikan »Maria« zog in der Nacht zum Dienstag (Ortszeit) als Sturm der höchsten Kategorie – fünf – mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 260 Kilometern pro Stunde über die Inseln der Kleinen Antillen und inzwischen weiter in Richtung Puerto Rico. Den Prognosen zufolge wird das Auge des Hurrikans die US-Kolonie am heutigen Mittwoch erreichen. Gouverneur Ricardo Rosselló rief den Ausnahmezustand aus. US-Präsident Donald Trump hatte das bereits am Montag auch für die US-Virgin-Islands getan. Neben direkten Orkanschäden könnte »Maria« eine »gefährliche Sturmflut mit großen und zerstörerischen Wellen, heftige Regenfälle und schwere überschwemmungen« verursachen, warnte das Nationale Hurrikanzentrum der USA.

Auf den Kleinen Antillen hinterließ der Sturm, wie knapp zwei Wochen zuvor schon Hurrikan »Irma«, eine Schneise der Verwüstung. Wie viele Opfer er forderte, war gestern noch nicht abzusehen. Die 75.000 Bewohner der Insel Dominica erlebten einen der schlimmsten Wirbelstürme aller Zeiten. »Ich weiß nicht, wie viele Menschen starben, wir wurden brutal getroffen«, sagte Regierungschef Roosevelt Skerrit laut einem Bericht des TV-Senders Telesur.

Venezuela evakuierte das Personal einer Forschungsstation auf seiner 230 Kilometer westlich von Dominica gelegenen unbewohnten »Isla de Aves« (Vogelinsel). Im französischen überseegebiet Guadeloupe waren Schulen, Verwaltungen und Unternehmen seit Montag geschlossen. Der Linienflugverkehr und die öffentlichen Verkehrsverbindungen wurden unterbrochen. Auch auf Martinique hatte die örtliche Präfektur die rund 400.000 Inselbewohner aufgefordert, sich »entweder zu Hause oder in einer sicheren Unterkunft« aufzuhalten.

Frankreichs Innenminister Gérard Collomb befürchtet nach dem erneuten Sturm »große Schwierigkeiten« für die französischen Überseegebiete. Guadeloupe war bis dahin die Logistikzentrale für die meisten Hilfslieferungen an die von »Irma« heimgesuchten Inseln. Der Hurrikan hatte in der Karibik und im US-Bundesstaat Florida erhebliche Verwüstungen angerichtet. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters kamen 60 Menschen durch »Irma« ums Leben.

Auf vielen Karibikinseln dauern die Aufräumarbeiten bereits seit knapp zwei Wochen an. Allein in Puerto Rico sind laut der Nachrichtenagentur Associated Press noch immer rund 70.000 Menschen ohne Strom. Der neue Tropensturm könnte die Arbeiten nun überall zurückwerfen. Nach Prognosen mit Stand vom Dienstag ist ungewiss, ob »Maria« an Puerto Ricos Nachbarinseln Hispaniola (mit Haiti und der Dominikanischen Republik) sowie Kuba nördlich vorbeiziehen, sie streifen oder treffen wird. Doch auch im günstigsten Fall ist dort mit Starkwinden, heftigen Regenfällen, riesigen Wellen und Überschwemmungen zu rechnen.

Die Regierung in Havanna kündigte unterdessen an, die in Kuba Betroffenen bei der Reparatur von Schäden zu unterstützen. Wie die Parteizeitung Granma am Sonntag berichtete, übernimmt der Staat die Hälfte der Kosten für die Baumaterialien, die an die vom Hurrikan »Irma« Geschädigten verkauft werden. Darüber hinaus können Personen mit geringen Einkünften weitere Zuschüsse erhalten. Neben den Aufräum- und Instandsetzungsarbeiten, der Ausbesserung von Straßenschäden und Wiederherstellung der Strom- und Wasserversorgung besteht die wichtigste Arbeit in Kuba derzeit in der Beseitigung möglicher Seuchenherde.

Die Gesundheitsbehörden baten die Bevölkerung dabei um Unterstützung. »Es ist wichtig, daß die ganze Gemeinde sich dieser Aufgabe anschließt«, sagte Yadira Olivera Nodarse, Direktorin des Provinzzentrums für Hygiene, Epidemiologie und Mikrobiologie von Havanna, gegenüber Granma. Dank der sofort eingeleiteten Maßnahmen seien bis jetzt kein Ausbruch von Durchfall- und Atemwegserkrankungen zu verzeichnen und auch keine Fälle von Leptospirose oder durch Lebensmittel hervorgerufene Krankheiten aufgetreten, erklärte sie. »Aber wir dürfen nicht glauben, dass kein Risiko bestehe, denn die Schäden waren einfach zu groß.« Trotz der »vielen Aktionen, die wir durchführen, können wir allein nicht alles bekämpfen«, so Olivera Nodarse.

Zahlreiche Länder und Organisationen unterstützen die Hurrikanopfer in Kuba. China schickte am Wochenende sechs Jumbojets mit Hilfsgütern und spendete eine Million US-Dollar (838.000 Euro) Soforthilfe in bar. Aus Surinam, Panama, der Dominikanischen Republik, Japan und zahlreichen weiteren Staaten trafen ebenfalls Hilfsgüter ein. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, FAO, will Finanzmittel aus einem Sonderfonds bereitstellen, um die Wiederaufnahme der Produktion in der Landwirtschaft und im Fischereiwesen zu unterstützen. Und die Vereinten Nationen kündigten an, insgesamt 5,7 Millionen US-Dollar (4,8 Millionen Euro) für die schnelle Versorgung Bedürftiger mit Lebensmitteln zur Verfügung zu stellen.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

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Volker Hermsdorf
junge Welt, 20.09.2017