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Stimme der CIA

Lieferant von Fake News: Journalist Greenwald nennt US-Sendergruppe NBC »offizielle Medien« des wichtigsten US-Geheimdienstes.

Der älteste US-Nachrichtensender NBC News galt lange als Gegenpol zu Donald Trumps Lieblingsprogramm, den Fox News. Doch der Enthüllungsjournalist Glenn Greenwald wirft dem Nachrichtenportal der National Broadcsting Corporation (gegründet 1929 u. a. von den Konzernen Westinghouse und General Electric) und dessen Kabelkanal MSNBC jetzt vor, ungeprüft Meldungen der US-Geheimdienste zu übernehmen. »Diese beiden Sender sind in Wahrheit die offiziellen Medien der CIA«, schrieb Greenwald am 7. Januar in seinem Onlineportal The Intercept.

Der Journalist kennt sich in dem Metier aus. Durch die Veröffentlichung der geheimen Dokumente von Edward Snowden hatte Greenwald 2013 den NSA-Abhörskandal ausgelöst. In seiner jüngsten Enthüllung belegt er am Beispiel der Berichterstattung über angebliche Akkustikattacken auf Mitarbeiter der US-Botschaft in Havanna, wie NBC systematisch vom US-Auslandsgeheimdienst lancierte Falschmeldungen veröffentlichte. Auch deutschsprachige Medien trugen zur weltweiten Verbreitung der Fake News bei.

Greenwald erinnert daran, dass selbst die New York Times und andere US-Medien die Bürger des Landes unter Berufung auf »anonyme Geheimdienstquellen« betrogen und viele dazu gebracht hatten, »an die Märchen von Saddam Husseins angeblichen Massenvernichtungswaffen zu glauben«. Während ein Teil dieser Medien sich jedoch für die Täuschungen entschuldigt hätte, würden NBC und MSNBC sich stärker als zuvor zum Sprachrohr der Geheimdienste machen, stellt Greenwald fest.

Als Beispiel führt er die Anfang 2018 erfolgte Einstellung des ehemaligen CIA-Direktors John Brennan als »Senior Analyst für nationale Sicherheit und Geheimdienste« an. Obwohl Brennan noch kurz zuvor gegenüber einem NBC-Journalisten gelogen hatte, »als es um Versuche der CIA ging, eine Untersuchung des Geheimdienstausschusses im Senat über die Anwendung von Folter zu behindern, hat den Kanal offenbar nicht davor abgeschreckt, diese Verbindung einzugehen«, monierte der russische Nachrichtensender Russia Today. Greenwald merkte an, es sei für ein Medium zumindest »ein wenig seltsam«, ehemalige CIA-Direktoren als hauseigene »Nachrichtenanalytiker« einzustellen.

Das System dahinter offenbarte sich schnell. Am 11. September 2018 wärmten NBC und MSNBC ein altes Märchen als »exklusive Enthüllung« auf. Der, laut Greenwald von der CIA geförderte, Analyst der Sender, Ken Dilanian, teilte unter Berufung auf drei Geheimdienstmitarbeiter mit, dass Russland hinter den »mysteriösen Schallangriffen« auf US-Botschaftspersonal in Kuba stecke. Es gelte als sicher, dass »hochentwickelte elektromagnetische Waffen« eingesetzt wurden, die so ausgefeilt seien, dass »die Amerikaner ihre Funktion noch nicht vollständig verstehen« würden, behauptete Dilanian.

Wenig später meldete die Chefin der NBC-Auslandskorrespondenten, An­drea Mitchell, dass die Verantwortung Russlands für die vermeintlichen Attacken »jetzt mehr als nur eine Annahme« sei. Ihr Hauptzeuge, der heutige NBC-Analyst Juan Zarate, war in der Regierung von George W. Bush stellvertretender Assistent des Präsidenten und stellvertretender Nationaler Sicherheitsberater. Moskaus Schuld, meldete NBC außerdem, werde durch die abgefangene Kommunikation der Russen belegt. »Der Kalte Krieg«, warnte Zarate in den News, »wurde für viele Mitglieder der kubanischen Regierung, einschließlich Teilen der russischen Regierung und Präsident Putin niemals beendet.« Mitchells Kommentar dazu: »Dies ist kein Unfall, sondern ein gezielter Angriff auf amerikanische Diplomaten und Geheimdienstmitarbeiter.«

Für den seit rund 30 Jahren bei NBC als Militärexperten beschäftigten William Arkin ist die Ergebenheit seines Arbeitgebers gegenüber Geheimdiensten, Militär und Regierungsstellen inzwischen nicht mehr akzeptabel. Am 6. Januar meldete CNN, dass Arkin den Sender verlassen habe. NBC, zitiert Greenwald aus einem Schreiben Arkins, sei zum zentralen Propagandainstrument von CIA, FBI und dem Pentagon geworden.

Deren Fakes – etwa zur US-Botschaft in Havanna – wurden auch von deutschen Medien verbreitet. »Die Diplomaten sind Opfer eines Schallwellenangriffes geworden«, wusste Springers Bild bereits 2017. Das Blatt meldete weiter: »Die Amerikaner argwöhnen (…), dass Kuba Hilfe aus dem Ausland bekommen habe. (…) Russland, China, Nordkorea, Venezuela oder Iran (…) Die üblichen Verdächtigen also.« In der Taz, der Kaderschmiede für Konzernmedien, nutzte Auslandsredakteur Bernd Pickert die CIA-Fakes im Juni 2018 für eine subtile Unterstellung. Viele Analysten hielten es für möglich, »dass falsch konfigurierte Abhörsysteme zu den Symptomen geführt haben könnten«, schrieb Pickert und behauptete: »Dass Kubas Staat einen gewaltigen Abhörapparat unterhält und alle Bewegungen und Gesprächspartner der US-Diplomaten im Land sehr kleinteilig verfolgt, ist bekannt.«

Einige Monate später kamen Wissenschaftler aus den USA und Großbritannien zu dem Ergebnis, dass es für die angeblichen Akustikattacken eine natürliche Erklärung gebe. Die von Mitarbeitern der US-Botschaft beschriebenen Geräusche, stimmten ohne jeden Zweifel mit dem Paarungsruf einer tropischen Grillenart überein. Aber es sei ja immerhin möglich, dass Putin und ehemalige KGB-Leute die Grillen abgerichtet hätten, um die als Diplomaten getarnte US-Spione in Kuba mit ihrem Gezirpe krank zu machen, kommentierte Greenwald ironisch die Information.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

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Volker Hermsdorf
junge Welt, 17.01.2019