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Nachrichten, Berichte, Reportagen zu aktuellen Entwicklungen, Hintergründen und Ereignissen in Kuba, internationale Beziehungen und der Solidarität mit Kuba.


»Viele wollen nur die Magie der Revolution fühlen«

Praktische Solidarität mit Boxern in Kuba: Sportverein organisiert Brigade. Ein Gespräch mit Mitgliedern von »Roter Stern Berlin«.

Solidaritätsbrigade des Vereins »Roter Stern Berlin« in Kuba
Solidaritätsbrigade des Vereins »Roter Stern Berlin« in Kuba im vergangenen Jahr
Foto: Privat


Ihr Verein »Roter Stern Berlin« bereitet derzeit eine erneute Kuba-Brigade in Verbindung mit einer Reise auf die Insel vor. Was hat es damit auf sich und woher kam die Idee dafür?

Edna Martinez (EM): Die Kubaner haben in der Vergangenheit erfahren müssen, dass etliche Besucher ihnen einiges versprechen, davon allerdings wenig einhalten. Viele wollen nur die Magie der Revolution fühlen und von der kubanischen Leidenschaft profitieren, ohne etwas zurückzugeben. Ein Beispiel dafür ist das Boxzentrum »Rafael Trejo« im historischen Zentrum Havannas. Dorthin fahren Tausende Sportler aus der ganzen Welt, um zu trainieren. Es gibt eine Menge Filme über die Halle, Musikstars haben dort Fotos und Videoaufnahmen produziert. Nur hatten sie kein Interesse an den Lebensverhältnissen der Menschen dort oder der nachhaltigen Nutzung des Boxzentrums. Als wir 2018 in Zusammenarbeit mit dem »Interbrigadas e. V.« und »Cuba Sí« mit der Renovierung begannen, waren der Trainer und die Hallenleiterin zunächst skeptisch. Dann sagten sie aber mit großen Augen und einem Lachen: Wir schaffen es, unser Traum wird wahr.

Wie verlief das Projekt im vergangenen Jahr?

Bernhard Rothweil: Wir waren dort das erste Mal als Brigade in Kuba. 21 Personen von uns und aus befreundeten Vereinen reisten dorthin. Gemeinsam mit zahlreichen Kubanerinnen und Kubanern konnten wir das »Rafael Trejo« in Havanna renovieren, mit Boxsäcken und einem neuen Wettkampfring ausstatten. Das dafür notwendige Material haben wir mit einem Schiffscontainer von Deutschland nach Kuba gebracht. Neben der Renovierung, einigen Diskussionsrunden und gemeinsamen Boxtrainings haben wir auch etwas über die Geschichte und die heutige politische Lage in Kuba gelernt.

Wie können Menschen aus Deutschland Sie unterstützen?

EM: Wir wollen kontinuierlich notwendiges Material dorthin bringen, welches die Kubaner wegen der US-Blockade nicht haben. Derzeit sammeln wir wieder allerlei Dinge wie Boxhandschuhe, Springseile, Bandagen, Kopf- und Mundschutz sowie vieles mehr. Uns fehlt es auch an Geld, da nur ein Teil der Brigade gefördert wurde.

Wie kann man sich hierzulande über Ihre Arbeit vor Ort informieren?

Christian D. Torenz (CDT): Neben der kontinuierlichen Spendenkampagne berichten wir in unserem Newsletter, auf unserer Website und über »soziale Medien« über den Stand der Kooperation, unser Vorhaben und die allgemeinen Entwicklungen in Kuba. Im Februar wurde bei dem 39. Gesundbrunnenturnier in Berlin eine Collage der letzten Brigade vorgestellt und zwischen den zahlreichen Boxkämpfen für unser Projekt geworben. 2020 laden wir unsere kubanischen Kooperationspartner nach Deutschland ein und wollen eine Trainingstour durch die großen Berliner Boxvereine veranstalten. Damit sensibilisieren wir die hiesige Sportgemeinde für die gesellschaftlichen Entwicklungen in Kuba und hoffen auf Unterstützung.

Welche weiteren Aktivitäten gibt es in Ihrem Verein?

CDT: Der »Rote Stern Berlin« ist ein bildungspolitischer Sportverein, der sich aktiv gegen Diskriminierung im Sport engagiert. Unsere Mitglieder und Aktiven organisieren rund 35 wöchentliche Sportkurse in Berlin und mehrmals im Jahr Fortbildungen und Workshops. Auch in Stadtteilinitiativen, in der Flüchtlingshilfe, bei »Wedding hilft« und anderen Bündnissen sind wir aktiv. Der Grundsatz ist stets ein solidarisches Miteinander, Rücksichtnahme und Spaß am Sport. Die selbstorganisierten Aktivitäten setzen wir aktuell vor allen Dingen in den Disziplinen Basketball, Boxen, Kickboxen, Fitness, Fußball und Schach um. Wir möchten mit unserem Selbstverständnis auch die Verhältnisse in der Sportwelt verbessern. Unserer Auffassung nach gilt insbesondere im Sport: Menschen verbindet mehr als sie trennt.

Edna Martinez arbeitet in der Flüchtlingshilfe und ist Trainerin bei »Roter Stern Berlin«. Bernhard Rothweil ist Azubi bei »Roter Stern Berlin« und Wettkampfsportler. Christian D. Torenz ist im Vereinsvorstand für den Bereich Finanzen zuständig und arbeitet als Versicherungsmakler und Buchhalter.
roter-stern.berlin

Spendenkonto: Roter Stern Berlin 2012 e.V., Skatbank/Volksbank Altenburger Land, IBAN DE 70830654080004025547, BIC GENODEF1SLR, Verwendungszweck »Kuba 2019«

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

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Interview: Carmela Negrete
junge Welt, 06.06.2019