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Hasta siempre, Diego!

»Er war gerechte Rebellion«: Trauer um Maradona. Die Welt sagt »Lebe wohl!« zum besten Fußballspieler der Geschichte

Weltweit ist der Tod von Diego Armando Maradona mit Trauer und Bestürzung aufgenommen worden. Der argentinische Jahrhundertfußballer starb am Mittwoch in seinem Haus in Tigre nördlich von Buenos Aires an einem Herzinfarkt. Er wurde 60 Jahre alt. Direkt nach Bekanntwerden der Todesnachricht sagte Argentiniens Präsident Alberto Fernández alle geplanten Termine ab und ordnete eine dreitägige Staatstrauer an.

Seit Donnerstag morgen war der Sarg Maradonas im Präsidentenpalast Casa Rosada aufgebahrt, Hunderttausende Argentinier nahmen im Laufe des Tages Abschied. Bereits am Mittwoch abend hatten sich Trauernde im Zentrum der Hauptstadt versammelt, um lautstark »Adiós« zu sagen. Um 10 Uhr abends – die 10 war die Rückennummer Maradonas – applaudierte das ganze Land von Fenstern und Balkonen aus seinem Idol.

Maradona sollte noch am Donnerstag auf dem Friedhof Jardín de Paz beigesetzt werden, wo auch seine Eltern begraben sind. Sein Anwalt forderte unterdessen eine Untersuchung der Todesumstände. Er könne sich nicht erklären, warum der Zustand seines Freundes »zwölf Stunden lang« nicht kontrolliert worden sei und der Krankenwagen schließlich mehr als eine halbe Stunde brauchte, bis er bei dessen Haus eintraf, sagte Matías Morla. Maradona war erst vor zwei Wochen aus dem Krankenhaus entlassen worden, nachdem ihn Ärzte dort wegen einer Gehirnblutung operiert hatten.

Auch in der süditalienischen Stadt Neapel, wo Maradona seine erfolgreichste Zeit hatte, gedachten noch in der Nacht Tausende des Verstorbenen. Vor Wandbildern wurden trotz Ausgangssperre bengalische Feuer abgebrannt, am Stadion San Paolo von Maradonas Herzensverein SSC Neapel legten Menschen Blumen nieder. Bürgermeister Luigi de Magistris rief einen Trauertag aus und schlug vor, die Spielstätte in »Stadio Maradona« umzubenennen.

Progressive Politiker aus ganz Lateinamerika kondolierten am Mittwoch ebenfalls umgehend und erinnerten dabei an Maradonas antiimperialistische Einstellung. Maradona starb auf den Tag genau vier Jahre nach seinem Freund Fidel Castro. Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel erklärte auf Twitter, der 25. November sei nun ein »doppelt schmerzhafter Tag: Vier Jahre ohne die physische Präsenz von Fidel, und heute geht Maradona von uns. Freunde bis in die Ewigkeit, inspirieren sie uns jeden Tag«. Der venezolanische Außenminister Jorge Arreaza sagte, Maradona sei »ohne Zweifel der größte Fußballer und ein Riese, was Menschlichkeit, Träume und Ideale angeht. Er war gerechte Rebellion. Ein Anhänger der Hoffnung, der Gleichheit und des Lächelns.«

Während einer Entziehungskur in Kuba hatte Maradona 2000 Fidel Castro kennengelernt. Die Freundschaft mit dem kubanischen Revolutionsführer politisierte den Fußballstar, er begeisterte sich für die progressiven Bewegungen Lateinamerikas. »Ich bin Chavist«, bekannte er 2005 nach einem Treffen mit dem damaligen venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez, an dessen Seite er im selben Jahr beim Amerika-Gipfel in Mar del Plata gegen die US-Politik demonstrierte.

Noch im vergangenen Jahr verteidigte Maradona Boliviens damaligen Präsidenten Evo Morales mit deutlichen Worten gegen den Putsch, der diesen das Amt kosten sollte. Der erklärte am Mittwoch: »Mit großem Schmerz in meiner Seele habe ich vom Tod meines Freundes erfahren. Ein Mensch, der für die Ärmsten gefühlt und gekämpft hat. Nicht nur der Weltfußball, auch die Völker dieser Welt trauern um ihn.«

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

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Peter Merg und Frederic Schnatterer
junge Welt, 27.11.2020