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Grüne Insel

Trotz US-Blockade kämpft Kuba mit hohem Einsatz für den Schutz der Umwelt. Laut WWF Land mit »höchster Nachhaltigkeit« weltweit.

Kubas Außenminister Bruno Rodríguez hat den USA vorgeworfen, mit der seit mehr als 60 Jahren bestehenden Wirtschafts-, Handels- und Finanzblockade den Zugang des Landes zu fortschrittlichen Klimaschutztechnologien und eine nachhaltige Entwicklung zu behindern. Trotz der ständig verschärften US-Sanktionen habe Kuba aber durch sparsamen Umgang mit seinen natürlichen Ressourcen, durch Energieeinsparungen und Förderung der ökologischen Landwirtschaft Erfolge im Kampf gegen den Klimawandel erzielen können, erklärte Rodríguez am vergangenen Freitag aus Anlass des von der UNO für den 22. April jedes Jahres ausgerufenen »Internationalen Tages der Mutter Erde«.

Die Pandemie habe »Ungleichheiten, extreme Armut und Hunger in einer Welt, die durch eine vom Großkapital begünstigte ungerechte und antidemokratische Ordnung geschädigt ist, zum Nachteil der Menschen und der Natur weiter verschärft«, sagte Havannas Chefdiplomat. Dadurch würden die Möglichkeiten der Länder des Südens, nachhaltige Entwicklungsziele zu erreichen, zusätzlich eingeschränkt. Rodríguez erinnerte daran, dass Lateinamerika und die Karibik zwar nur für 8,3 Prozent der Treibhausgasemissionen des Planeten verantwortlich sind, zwischen 1970 und 2019 aber von etwa 2.300 Naturkatastrophen betroffen waren, die in der Region 500.000 Menschenleben gefordert und Schäden von mehr als 437 Milliarden US-Dollar (362 Milliarden Euro) verursacht hätten. Der Außenminister wies darauf hin, dass Kuba 2017– trotz Behinderung durch die US-Blockade – einen »staatlichen Plan zur Bekämpfung des Klimawandels« verabschiedet hat, mit dem Ziel, bis 2030 mindestens 24 Prozent des Strombedarfs aus erneuerbaren Energiequellen zu erzeugen, die Verwendung von fossilen Brennstoffen in Fahrzeugen um 50 Prozent zu reduzieren und die Waldflächen bis auf 33 Prozent der ursprünglichen Größe aufzuforsten.

Bis zum Sieg der Revolution im Jahr 1959 spielte Umweltschutz in Kuba keine Rolle. Beim Sturz des US-freundlichen Diktators Fulgencio Batista verfügte das Land durch den kapitalistischen Raubbau nur noch über elf Prozent seiner einstigen Waldfläche. Im Jahr 1960 hatte Fidel Castro deshalb bereits erste Aufforstungsprogramme angeregt. Seit Ende der 1960er Jahre forschen kubanische Experten zudem über Rotation in der Weidebewirtschaftung, Mischkulturen und biologische Schädlingsbekämpfung, da die CIA in dieser Zeit versuchte, Ernten durch gezielte Einbringungen von Schädlingen zu vernichten. Auf der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro warnte Castro am 12. Juni 1992 davor, dass »eine bedeutende biologische Gattung aufgrund der schnellen und progressiven Beseitigung ihrer natürlichen Lebensgrundlagen vom Aussterben bedroht« sei – »der Mensch«. Er hielt den Konsumgesellschaften vor, »drei Viertel der Energie zu verbrauchen, die auf der Welt erzeugt wird, obwohl nur 20 Prozent der Weltbevölkerung in ihnen leben«, und forderte, »die Mittel für Militärausgaben dafür einzusetzen, die Gefahr der ökologischen Zerstörung des Planeten zu bekämpfen«.

Und trotzdem: Die westlichen Industrienationen agierten in den Folgejahren im direkten Gegensatz zu den Rio-Beschlüssen für nachhaltige Entwicklung. Kuba war indes weltweit einer der ersten Staaten, der die in Rio unterzeichnete »Agenda 21« ratifizierte und damit begann, deren Beschlüsse durch eigene Gesetze, Verordnungen und Programme umzusetzen. Die 1976 proklamierte Verfassung wurde einen Monat nach dem Rio-Gipfel um das Gebot erweitert: »Der Staat schützt die Umwelt und die natürlichen Ressourcen des Landes.« Auch die neue Verfassung aus dem Jahr 2019 verpflichtet den Staat zum »Schutz und Erhalt der Umwelt und die Bewältigung des Klimawandels, der das Überleben der menschlichen Spezies bedroht«. Das steht in Kuba nicht nur auf dem Papier. Schon 1993 war ein nationales Programm zur Umwelt und Entwicklung ausgearbeitet worden. Ein Jahr später erfolgte die Gründung des Umweltministeriums.

Obwohl die Möglichkeiten Kubas durch die US-Blockade begrenzt sind, werden seit Jahren erhebliche Mittel in umweltpolitische Maßnahmen investiert. So waren zum Beispiel ab 2005 in der »Revolución Energetíca« über neun Millionen Glühlampen – für die Bürger übrigens kostenlos – durch Energiesparlampen ersetzt worden. Subventionierte Preise und Kredite ermöglichten auch den Austausch von »Energiefressern« wie Ventilatoren, elektrischen Kochplatten und Kühlschränken. »Dadurch verbraucht die Karibikinsel 34 Prozent weniger Petroleum, 37 Prozent weniger Flüssiggas und 80 Prozent weniger Benzin. Kubas Pro-Kopf-Energieverbrauch beträgt nur ein Achtel des Verbrauchs eines US-Haushalts«, musste auch der Spiegel 2012 anerkennen. Die Erfolge solcher Maßnahmen fanden auch globalen Widerhall. Die Umweltschutzorganisation WWF erklärte Kuba 2006 zum »Land mit der höchsten ökologischen Nachhaltigkeit im weltweiten Vergleich«.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

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Volker Hermsdorf
junge Welt, 29.04.2021