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Nachrichten aus und über Kuba


Nachrichten, Berichte, Reportagen zu aktuellen Entwicklungen, Hintergründen und Ereignissen in Kuba, internationale Beziehungen und der Solidarität mit Kuba.


Adenauers Alptraum

BRD gegenüber sozialistischem Kuba traditionell konfrontativ. DDR war ein solidarischer Partner des Inselstaates.

Das Verhältnis zwischen Kuba und Deutschland ist durch das hohe Ansehen von Persönlichkeiten wie Georg Weerth und Alexander von Humboldt, Karl Marx, Friedrich Engels und Rosa Luxemburg sowie Bertolt Brecht und Tamara Bunke positiv geprägt worden. Seit 1949 entwickelten sich mit Gründung der BRD (23. Mai) und der DDR (7. Oktober) die Beziehungen jedoch unterschiedlich. Während der sozialistische deutsche Staat die Insel nach dem Erfolg der Revolution im Januar 1959 politisch und mit einer Reihe von Hilfsprojekten unterstützte, folgte die westdeutsche Regierung lange den aggressiven Vorgaben der USA.

Bereits vor dem Sieg der von Fidel Castro geführten Rebellenarmee hatte viele Kubaner das innige Verhältnis der Bonner Regierung zu Fulgencio Batista irritiert. Der US-freundliche Diktator hatte zwischen 1952 und 1958 mindestens 20.000 Oppositionelle auf bestialische Weise ermorden lassen. Trotzdem wurde Batista im Mai 1957 mit dem höchsten westdeutschen Orden, der »Sonderstufe des Großkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland«, ausgezeichnet. Als die Revolution den Peiniger verjagt hatte, stellte sich die Bundesregierung auf die Seite ihrer Gegner. Der Chef des Auslandsgeheimdienstes BND, Reinhard Gehlen, stufte Kuba 1960 als Bedrohung ein und forderte, dass »Washington dieser mit einem militärischen Präventivschlag begegnen« solle. Der frühere Nazigeheimdienstler riet den USA, die »gefährliche Bastion, die eine Ausgangsbasis für die kommunistische Infiltration Lateinamerikas darstellt, durch raschen Zugriff in ihren Machtbereich einzufügen«. CDU-Bundeskanzler Konrad Adenauer forderte Washington offen zum Einsatz militärischer Mittel auf. 1963 schließlich brach die BRD die diplomatischen Beziehungen zu Havanna komplett ab und nahm diese erst 1975 wieder auf.

Nach Auflösung der DDR kündigte die Bundesregierung alle Abkommen mit Kuba und stellte Lieferungen sowie Finanzleistungen ein. Außenstände aus DDR-Verträgen sollte Havanna jedoch an die BRD zahlen. Auch auf kulturellem Gebiet agierten die Westdeutschen nicht als Freunde. So verhinderte das Auswärtige Amt unter Minister Joseph Fischer (Bündnis 90/Die Grünen) im Februar 2003 eine Einladung Fidel Castros zur geplanten Weltpremiere von Oliver Stones Film »Comandante« auf der Berlinale. 2004 boykottierte die Bundesregierung auf Betreiben Fischers die Buchmesse in Havanna, obwohl die BRD die Einladung dazu bereits angenommen hatte und vom Kubanischen Buchinstitut zum Ehrengastland erklärt worden war. Das auf Initiative dieser Zeitung und ihres Verlags 8. Mai gebildete »Berliner Büro Buchmesse Havanna« stellte daraufhin mit Unterstützung der Kuba-Solidaritätsbewegung und bis zu 56 deutschsprachigen Verlagen sicher, dass es auch in den Jahren von 2004 bis 2007 eine deutsche Präsenz auf der Buchmesse gab.

Ganz anders waren die Erfahrungen Kubas mit der DDR. Im Dezember 1960 rief der Erste Sekretär des Zentralkomitee der SED, Walter Ulbricht, dazu auf, »das kubanische Volk, das seine Revolution zum Siege geführt hat, mit allen Kräften zu unterstützen«. Am 17. Dezember 1960 unterzeichneten Außenhandelsminister Heinrich Rau und Che Guevara in Berlin ein langfristiges Abkommen über Handel und wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit. Innerhalb von zwei Jahren stieg das Handelsvolumen um mehr als das Zehnfache.

Kontakte entstanden auf zahlreichen anderen Ebenen: Journalisten, Schriftsteller, Künstler, Gewerkschafter und Sportler reisten auf die Insel und kehrten meist begeistert zurück. Angesichts der Bedrohung Kubas durch die USA und durch terroristische Konterrevolutionäre wurden ab Januar 1961 überall in der DDR Solidaritätskomitees gegründet. Nach dem missglückten Invasionsversuch von CIA-Söldnern in der Schweinebucht demonstrierten Zehntausende DDR-Bürger gegen die Aggression und sicherten Kuba Hilfe bei der Verteidigung seiner Revolution zu. Havanna und Berlin nahmen am 12. Januar 1963 diplomatische Beziehungen auf. Besuche Fidel Castros vom 13. bis 21. Juni 1972 und 1977 in der DDR sowie Erich Honeckers auf Kuba (20. bis 26. Februar 1974 und 1980) führten zum weiteren Ausbau der Beziehungen. Der sozialistische deutsche Staat half Kuba beim Aufbau der pharmazeutischen Forschung und auch beim Bau des größten Zementwerkes der Insel in Cienfuegos. Die DDR lieferte jährlich bis zu 20.000 Tonnen Milchpulver für die Versorgung kubanischer Kinder. In den 1980er Jahren wurden zudem Tausende Kubanerinnen und Kubaner in der DDR als Facharbeiter und Akademiker ausgebildet. Derartige Erfahrungen verschafften Deutschland in Kuba hohes Ansehen, das bis heute besteht.

In den vergangenen Jahren relativierte die Bundesregierung ihren harten, kubafeindlichen Kurs in der EU etwas. Beim Besuch des damaligen Bundesaußenministers Frank-Walter Steinmeier im Juli 2015 bekräftigten beide Seiten ihr Interesse an einem Ausbau der Zusammenarbeit. Behindert wird dies vor allem durch die extraterritoriale Wirkung der US-Blockade, mit der Washington jede Annäherung torpediert. Vertreter aus Bildung, Wissenschaft, Kunst und Wirtschaft appellieren deshalb mit einer Petition an die Bundesregierung, »sich aktiv für eine Aufhebung der illegalen Blockadepolitik einzusetzen, deutsche Akteure auf Kuba effizient vor US-Sanktionen zu schützen und allen Kubanerinnen und Kubanern dadurch uneingeschränkten Zugang zum wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und künstlerischen Austausch zu ermöglichen«.

Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba

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Volker Hermsdorf
junge Welt, 06.05.2021