Kuba im Medienspiegel

CUBA LIBRE will in dieser Rubrik aufzeigen, was die Konzernmedien verschweigen, Falschmeldungen enthüllen und Manipulationen aufdecken.


Falschmeldungen – Unterschlagungen - Manipulationen


Rotation

Rotation. Foto: Wiljo Heinen


Das Ergebnis der Abstimmung über eine von Kuba vorgelegte Resolution, mit der 185 der 193 Mitgliedsstaaten in der UN-Generalversammlung am 3. November zum 30. Mal in Folge die Beendigung aller US-Sanktionen gegen Kuba forderten, war keine Überraschung. Mit den USA hatte sich – wie üblich – nur Israel gegen den Rest der Welt gestellt. Brasilien, zum Zeitpunkt der Abstimmung noch von dem faschistischen Präsidenten Jair Bolsonaro regiert, und die Ukraine enthielten sich. Auch das war angesichts der Nähe zu den USA und der Abhängigkeit dieser Länder von Washingtons Gnaden zu erwarten gewesen. Ebenfalls nicht ungewöhnlich war es, dass vier Länder gar nicht an der Abstimmung teilgenommen hatten. Doch war die Tatsache, dass die Staaten der Welt Jahr für Jahr die mörderische US-Blockade gegen Kuba verurteilen und dass es offenbar mittlerweile als "normal" hingenommen wird, dass Washington die Meinung der restliche Welt ignoriert, der wirkliche Grund dafür, dass die großen "Qualitätsmedien" der BRD das Votum der Weltgemeinschaft offenbar nicht für erwähnenswert hielten?

Diktatur des Schweigens

Gut, Kuba ist eine Insel in der Karibik und ein relativ kleines Land. Die Hauptstädte Havanna und Berlin sind rund 8.400 Kilometer voneinander entfernt. Für die BRD-Medien also nicht unbedingt ein Thema, könnte argumentiert werden. Allerdings beherrschte die sozialistische Inselrepublik tagelang die Schlagzeilen, als vom Ausland angeleitete und bezahlte Agenten im Jahr 2021 zunächst friedliche Demonstrationen für gewalttätige Ausschreitungen gegen Mitbürger, die Plünderung von Geschäften und Angriffe auf staatliche Einrichtungen, Kliniken und sogar Kitas missbrauchten. Auch wenn in Kuba völlig unbekannte Systemgegner von europäischen oder US-Institutionen dubiose "Menschenrechtspreise" erhalten, ist das Land für hiesige Medien plötzlich ein Thema. Wenn aber 185 Länder die USA zur sofortigen Beendigung ihrer seit über 60 Jahren gegen das kubanische Volk verhängten mörderischen Blockade auffordern, die Ursache für viele Mängel ist, herrscht Funkstille. Der chilenisch-ukrainische Journalist Oleg Yasinsky bezeichnete das im spanischsprachigen Dienst von "RT" als "Diktatur des Schweigens".

Andere UN-Abstimmungen mit weniger deutlichen Voten beherrschten dagegen tagelang die Schlagzeilen. Als die Generalversammlung am 12. Oktober von Moskau forderte, die Entscheidung zur Aufnahme der beiden Volksrepubliken Donezk und Lugansk in die Russische Föderation rückgängig zu machen, lief die westliche Propagandamaschinerie sofort auf Hochtouren. US-Präsident Biden kommentierte das Ergebnis mit der Bemerkung, die "Isolierung Russlands" werde immer stärker, US-Außenminister Antony Blinken stellte die "internationale Einigkeit", heraus und die UN-Botschafterin der USA, Linda Thomas-Greenfield, sprach von einem "monumentalen Tag für die Vereinten Nationen". All das wurde in BRD-Medien lang und breit zitiert. Ebenso wie die Aussage der deutschen UN-Vertretung, "die internationale Gemeinschaft" habe "sich zusammengeschlossen, um die UN-Charta zu verteidigen". Der BRD-Auslandssender "Deutsche Welle" jubelte über "eine deutliche Mehrheit" und meldete, das Ergebnis "überstieg selbst die Prognosen der kühnsten Optimisten". Tatsächlich hatte die Resolution mit 143 gegen fünf Stimmen und 35 Enthaltungen aber deutlich weniger Zustimmung erhalten, als die zur US-Blockade gegen Kuba. Trotzdem behauptete "tagesschau.de" der Beschluss zeige "die internationale Isolation Moskaus".

Manipulation mit Methode

Eine andere – der UN-Vollversammlung am 14. November vorgelegte – Resolution, die das Vorgehen Russlands in der Ukraine als "Verstoss gegen internationales Recht" verurteilte und Moskau zur Zahlung von "Reparationen" aufforderte, erhielt mit 94 gegen 14 Stimmen und 73 Enthaltungen noch weniger Zustimmung. Das venezolanische Onlineportal "Orinoco Tribune"ä stellte am 24. November klar, dass die Resolution gemessen an der Weltbevölkerung von einer Mehrheit sogar abgelehnt worden sei. "Nach diesem Maßstab haben nur 27 Prozent der Weltbevölkerung die Resolution unterstützt, 73 Prozent haben sie abgelehnt. Das ist eine Niederlage für die USA und die NATO", kommentierte das Portal. Trotzdem meldeten "tagesschau.de" und andere BRD-Medien, Deutschland habe das Votum als "wichtigen Schritt in Richtung Gerechtigkeit und zur Wahrung eines Grundprinzips des Völkerrechts" begrüßt.

Die unterschiedliche Art der Berichterstattung über UN-Abstimmungen hat Methode. Was passt, wird berichtet; was stört, wird verschwiegen. Manipulation erfolgt, heißt es im Online-Lexikon Wikipedia, "bereits durch die einseitige Vorauswahl eines Themas, dann durch seine Platzierung und schließlich durch die Art der Berichterstattung". Dadurch entstehe dann "eine verzerrte Wahrnehmung beim Rezipienten".

CUBA LIBRE Volker Hermsdorf

CUBA LIBRE 1-2023