Die kubanischen Pioniere

In Kuba wird die Fürsorge für Kinder groß geschrieben, das erfährt man durch Gespräche mit Kubanern über Kinder, das sieht man, wenn man sie beobachtet, wie sie sich mit Kindern beschäftigen, sich ihnen gegenüber verhalten und diese Fürsorglichkeit wird einem noch bewußter, wenn man die kubanische Pionierorganisation kennenlernt.

Ob wir durch das Land fuhren und Plantagen besichtigten oder zum historischen Treffpunkt der zweiten Front marschierten, überall wurden wir zuerst von den Pionieren des jeweiligen Ortes begrüßt.

In Kuba, wie in jedem sozialistischen Land, wird die Arbeit mit den Pionieren als eine der wichtigsten politischen Aufgaben gesehen, denn diese Pioniere bestimmen als Erwachsene die Politik des Landes und das Weiterkommen der Gesellschaft.

In Kuba sind inzwischen fast alle Kinder Pioniere, In Oriente z.B. erfuhren wir, daß 98% aller Schulkinder Mitglied der Kinderorganisation sind.

Bedingung, um Pionier zu werden, ist:

1. Die Organisation in Wort und Tat zu unterstützen.
2. Die schriftliche Einwilligung der Eltern.
Bevor die Pionierorganisation gegründet wurde bestanden seit 1930 Kindergruppen, die von der kommunistischen Jugend Kubas angeleitet wurden.

In diesen Anfangszeiten sammelten die Kinder Altpapier und kauften für das verdiente Geld Zigarren für die politischen Gefangenen, 1959 begannen sich die Kinder stärker in der "Vereinigung rebellischer Pioniere" zu formieren. Zu dieser Zeit waren etwa 30% aller Kinder organisiert, Auf Seiten des kubanischen Volkes herrschten gegenüber den Kindergruppen noch starke Vorurteile, Die Mütter, selbst bewußte Kämpferinnen zur Zeit der Revolution, hielten ihre Kinder lieber am Rockzipfel, als daß sie die Einwilligung zum Eintritt in diese Kindervereinigung gegeben hätten.

Die "Vereinigung rebellischer Pioniere" hatte in jedem Stadtviertel mindestens eine Kindergruppe. Sie machten Ausflüge auf das Land und erklärten den Kindern vieles über den revolutionären Prozeß in Kuba.

Um Mitglied dieser Organisation zu werden, mußten die Kinder erst bei einigen Aktivitäten der Gruppe mitmachen und sich bewähren, 1961 wurde auf Antrag Fidels auf einer Generalversammlung beschlossen, eine Pionierorganisation zu gründen.

Seit diesem Zeitpunkt ist die Pionierorganisation auf Schulbasis organisiert, d.h. Jede Klasse stellt eine Pioniergruppe dar, die wiederum in kleinere Gruppen aufgeteilt ist, z.B. die Kinder, die in einer Straße oder einem Haus wohnen, bilden ein weiteres "Minikollektiv" innerhalb der Klasse. Jede dieser Kleingruppen wählt einen Verantwortlichen, der in den Klassenrat kommt; dort werden Verantwortliche für Kultur, Sport usw. gewählt. Ein Pionier wird zum Klassenverantwortlichen gewählt und kommt in den Schulrat.

Die weiteren Organisationsebenen werden von Erwachsenen besetzt. Sie sind verantwortlich für die Arbeit der Pioniergruppen auf Gesamtebene: der Schule, der Stadt, des Bezirks usw. Inhaltlich bedeutet das, daß die Pionierleiter oft Vorschläge bringen, die dann von den Pionieren entschieden werden.

Die meisten Pionierleiter sind Lehrer oder Mitglieder des Jugendverbandes. Es gibt noch kein speziell entwickeltes Studium für Pionierleiter. Diejenigen, die Pionierarbeit machen, erhalten ihre Grundkenntnisse in einem dreimonatigen Grundkurs oder inzwischen auch in einer Art Studium, das 1 Jahr dauert, Die Pioniere werden sowohl praktisch, als auch inhaltlich durch eine Art Fördererkreis, der sich zusammensetzt aus Vertretern aller gesellschaftlichen Organisationen, unterstützt. Sie helfen mit bei der Erstellung eines Arbeitsplanes, sowie bei der Organisierung wichtiger politischer Höhepunkte, Solche Höhepunkte sind:

1. Die jährliche Feier zum Jahrestag des Sturmes auf die Moncada. Diese Feier wird bei den Pionieren durchgeführt, um den Kindern direkt zu vermitteln, wie und warum Fidel und seine Mitkämpfer 1953 die Moncada stürmten und wie wichtig die neue Waffe des kubanischen Volkes, das Wissen und die konkrete Umsetzung dieses Wissens, für die Entwicklung der neuen Gesellschaft ist.

Und nun zur Feier: Es werden die besten Pioniere aus den Schulen in Santiago de Cuba ausgesucht. Diese Pioniere schlafen in der Nacht vor dem Jahrestag in der historischen Hühnerfarm, in der sich die Kämpfer aufhielten, bevor sie die Moncada stürmten. Die Pioniere stehen am Morgen des Jahrestages zum gleichen Zeitpunkt auf wie ihre Vorbilder und sprechen die gleichen Worte, die Fidel sprach, Dann marschieren die Pioniere zur Moncada-Kaserne. Dort stehen Soldaten, die die Feinde darstellen. Die Pioniere laufen die gleichen Wege, wie auch die Widerstandskämpfer und kämpfen dann mit den Soldaten - ihre Waffen sind die Schulbücher und Bleistifte, die sie vor die Soldaten werfen. Nach diesem Kampf überreichen die Pioniere den Müttern der damaligen "Stürmer auf die Moncada" Blumen, Danach findet ein großes Fest statt, an dem alle Pioniere teilnehmen.

Ein ähnliches Fest feiern die Pioniere am jährlichen Geburtstag der Landung der GRANMA, Die Pioniere fahren an diesem Tag mit Booten zu der Stelle, an der die Helden an Land gingen. Ebenso ehren die Pioniere den Kampf in der Sierra Maestra, indem sie die Dörfer einnehmen und dort mit den Bewohnern den Sieg der Guerilleros feiern.

Wenn hier von 'Kampf' gesprochen wird oder 'Einnehmen', so darf man das nicht falsch verstehen. Es ist klar, daß die damaligen Kämpfe in symbolische Formen umgewandelt wurden, die aufzeigen, daß z.B. Bildung die jetzige Waffe des kubanischen Volkes darstellt, mit der sie gegen den Antikommunismus und Angriffen von außen kämpfen.

2. In diesem Jahr feierten die Pioniere am 6. April ihren 15.Geburtstag. Dieser Höhepunkt wurde von den Pionieren schon lange vorbereitet. In jeder Klasse jeder kubanischen Schule überlegten sich die Pioniere, welchen Beitrag sie zu ihrem Geburtstag leisten könnten. Vor dem 6.April gab es dann eine Vorbereitungswoche, in der jeder Tag ausgefüllt war mit Aktivitäten der Pioniere, die jeweils unter einem anderen Motto standen. Motto des 1. Tages war z.B.: "Wir sind glückliche Produzenten".

An diesem Tag räumten die Pioniere ihre Straße oder das Stadtviertel oder das Dorf auf. Sie sammelten Papier, putzten Bürgerzentren und säuberten Bushaltestellen. Bei dieser Aktion wurden die Pioniere unterstützt von Mitgliedern der kommunistischen Jugend und der PCC, sowie von anderen öffentlichen Organisationen, Am Spätnachmittag traf man sich und feierte gemeinsam den Erfolg der Arbeit.

Motto des 2. Tages war: "Glückwunsch für alle Pionierleiter", an dem in Allen Klassen die Pioniere ein Fest für ihre Pionierleiter organisierten, So ging das eine Woche lang mit viel nützlicher Arbeit, vielen Festen und viel Spaß.

Am Geburtstag selbst gratulierte Fidel allen Pionieren zum Geburtstag und ließ tausende von Tauben von Havanna aus ins Land fliegen, die kleine Botschaften an alle Kinder des Landes überbrachten.

Der ganze Tag war ausgefüllt mit Spielen und Aktionen für die Pioniere, Selbst die Massenmedien brachten an diesem Tag fast nur Unterhaltung für die Pioniere von Pionieren, Wenn ein Pionier 14 Jahre alt ist, kann er Mitglied des kommunistischen Jugendverbandes Kubas UJC werden, Bedingung ist, daß er ein guter Pionier gewesen ist. Nur die besten Pioniere können direkt Mitglieder der UJC werden. Die anderen Pioniere und Schüler müssen erst eine Art Kandidatenzeit absolvieren, in der sie sich durch gute Arbeit bewähren müssen, um Mitglied werden zu können. Die kubanischen Pioniere werden im nächsten Jahr auf dem Kongreß der UJC viele Erfahrungen, die sie gemacht haben, auswerten und weiterentwickeln. Sie wollen sich auch einen Namen geben, und zwar nennen sich die Pioniere zwischen 10 und 14 Jahren José Martí-Pioniere und die kleinen Pioniere nennen sich Moncadistas.

Ein Pionierleiter erklärte uns, daß ein Jahr lang mit allen Pionieren alle Vorschläge für Neuerungen diskutiert und entschieden werden.

Wir wünschen ihnen viel Erfolg und ich beende meinen Beitrag mit dem Gruß der kubanischen Pioniere:

Pioneros por el comunismo seremos como el Che!
(Die Pioniere für den Kommunismus sollen sein wie Che!)

Brigade-Info / Ein Reisebericht aus Kuba - 1976