Doppelveranstaltung der FG Regionalgruppe Bonn:

Korda – Fotoausstellung (6.-23.9.99)

und cubanische Filmtage (9.-12.9.99)

Wir wollten in Bonn und Umgebung eine breitere Öffentlichkeit erreichen und neue Cuba-Freund/innen für die aktive Mitwirkung gewinnen. Dazu führten wir 2 Kulturveranstaltungen durch:

Fotoausstellung "Korda – Geschichte einer Revolution"

Die Stadt Bonn stellte uns als Gastgeberin das Foyer des Stadthauses (Sitz der Stadtverwaltung im Zentrum der Stadt) zur Verfügung und beauftragte das Presseamt, uns bei der Vorbereitung und Durchführung zu unterstützen.

Gezeigt wurden 48 Original-Schwarzweiß-Fotos 40/50 cam und 17 Schwarzweiß-Reproduktionen des weltberühmten cubanischen Fotografen Alberto Diaz Gutierrez – genannte Korda – aus dessen Schaffensphasen kurz vor (Mode- und Werbefotografie) und nach der Revolution (Fidel und Che).

Filmtage "Cuba im Film"

Die Filmtage fanden im Bonner Kulturinstitut "Brotfabrik" statt. Mitveranstalterin war die Bonner Kinemathek e.V., die in der "Brotfabrik" ein sog. Programmkino betreibt. Gezeigt wurden an 4 Abenden:

- "Castro, Che und schöne Frauen" (Videofilm über Korda, von Hans-Peter Weymar, 1995)
- "El Megano" / "Das Köhlerdorf" (s/w Kurzfilm, von Tomas Gutierrez Alea, Cuba, 1955)
- "Hasta la victoria siempre" (Dokumentarfilm über Che)
- "La Muerte de un Burocrato" / "Tod eines Bürokraten" (s/w Spielfilm von Tomas Gutierrez Alea, Cuba 1966)
- "Erdbeer und Schokolade" (Spielfilm von Tonas Gutierres Alea u. Juan Carlos Tabio, Cuba/Mexiko/Spanien, 1993)
- "Lagrimas negras" / "Schwarze Tränen" (Musikfilm von Sonja Herman Dolz, cuba/NL, 1997)
- "Lucia" (s/w Spielfilm von Humberto Salas, Cuba, 1968)

Bis auf den Videofilm "Castro, Che und schöne Frauen", den wir selbst beschaffen konnten, wurden alle Filme von der Bonner Kinemathek besorgt.

Das erst o.g. Ziel, ein breites Publikum anzusprechen, wurde erreicht. Das Foyer der Stadtverwaltung ist naturgemäß ein Ort mit starkem Publikumsverkehr. Etwa 80 – 100 Interessierte täglich haben sich genauer mit der gut gelungenen Präsentation der Fotos beschäftigt, insgesamt also ca. 1.200 Personen. Die Filmtage lockten ca. 350 lt. Aussage der Bonner Kinemathek ein überdurchschnittlicher Zuspruch. Bezüglich des zweiten Zieles, den Kreis der Aktiven der FG Gruppe Bonn zu vergrößern, wurden unsere Erwartungen noch nicht erfüllt.

Die Ausstellung wurde am Montag, den 6. September, 18:00 Uhr von der Bonner Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann eröffnet. Der Einladung waren gut 150 Gäste gefolgt.

Frau Dieckmann umriß in ihrer kurzen Ansprache die Bedeutung des Fotografen ausgehend von seinem weltberühmten Che-Porträt. Das fest zugesagte Grußwort der Regierungspräsidenten von Köln, Dr. Franz-Josef Antwerpes wurde leider am Veranstaltungstag aufgrund eines kurzfristig angesetzten, hochrangigen Termins abgesagt.

In seinem Gruß- und Dankeswort betonte Julio Alvarez, Leiter der Außenstelle Bonn der Cubanischen Botschaft, daß es Korda u.a. gelungen sei, mit seiner treffsicheren Kamera bedeutende Momente der revolutionären Prozesses einzufangen und eine hohe Professionalität als Pionier einer Fotografie zu bekunden, die sich den wirklichen Interessen seines Volkes verpflichtet fühlt. Die Ausstellung sei ohne jeden Zweifel eine prägnante Kostprobe seiner vom cubanischen Volk und allen, die die Kunst der Fotografie zu würdigen wissen, hochgeschätzte Arbeit.

Über die politische Dimension der Veranstaltung und die Ziele der FG Solidarität sprach Walter Fehr von der Regionalgruppe Bonn in seiner Begrüßung. Als Antwort auf die oft einseitige Berichterstattung wichtiger hiesiger Medien, die sich meist klischeehaft und ideologiebefrachtet auf die Schilderungen von Defiziten beschränkt, zeigte er an Beispielen auf, daß man bei der Bewertung der sozialen Realität in Cuba auch zu ganz anderen Ergebnissen kommen kann. Bezogen auf die Ausstellung schloß er seine Ausführungen mit den Worten: "Wer will, kann sich anstecken lassen von dem Optimismus, der Zuversicht und der Lebenskraft, die viele Bilder ausstrahlen, von der Lust etwas Neues zu denken, einzutreten für eine humanere, gerechtere Gesellschaft, in der das in letzter Konsequenz tödliche Prinzip der Konkurrenz ersetzt ist durch das Wetteifern – einem Vorbild nacheifern, statt den Konkurrenten auszuschalten, eine Gesellschaft, die somit friedlicher, sozialer und solidarischer ist. Getreu dem Motto des Che, seien wir realistisch, versuchen wir das Unmögliche".

Professor Klaus Honnef, Bonner Kunstsachverständiger für Fotografie und Film, der es verstand, die Kunst und das Verdienst des Fotografen mit fast lyrischer Rhetorik zu würdigen, begann seine Einführung mit:

"Korda ist kein 'nom de guerre' aus dem Kampf der cubanischen Aufständischen gegen das menschenfeindliche Regime des korrupten, von US-amerikanischen Interessen – Landwirtschaftsindustrie, CIA und Mafia – ausgehaltenen Diktators Batista, unter Führung Fidel Castros, vielmehr nannte sich ein Studio für Modefotografie, das der Fotograf Alberto Diaz Gutierrez zusammen mit Luis A. Pierce anno 1956 gründete so: Estudio Korda. Und dennoch ist Alberto Diaz Gutierrez, der sich "Korda" nennt, aus der Geschichte dieses heroischen Kampfes, seiner tonangebenden Protagonisten und seinen nach dem siegreichen Ende sichtbaren Auswirkungen nicht wegzudenken."

Korda habe es vermocht, die Geschehnisse von weltweiter Bedeutung mit seiner Fähigkeit der effektvollen Inszenierung als "zur Ewigkeit fixierte Augenblicke" in außergewöhnlicher Weise festzuhalten ..." "ich würde mir wünschen, dass diese eindrucksvolle Ausstellung eines der groίen Fotografen unserer Zeit meinen fotografie-versessenen Kolleginnen und Kollegen in den deutschen Museen die Augen für einen noch weitgehend unerschlossenen Kontinent der Fotografie öffnen würde. Es lohnt sich."

Die Reaktion vieler Gäste ließen erkennen, daß die Vernissage eine gelungene Veranstaltung war. Einen entscheidenden Beitrag zur guten Akzeptanz leistete der argentinische Gitarrist und Sänger Daniel Rodriguez aus Köln. Er präsentierte einen stimmungsvollen Rahmen mit Musik cubanischer Autoren.

Bei der Eröffnung der Filmtage "Cuba im Film" nahm Anke Pfennig die Gelegenheit war, ausgehend von Daten der aktuellen Situation in Cuba über die Bedeutung der Solidaritätsarbeit der FG und des Netzwerk Cuba zu informieren.

Ohne personelle Hilfe von "außen" wäre das Projekt in der betriebenen Weise nicht durchführbar gewesen. Für ihre Unterstützung danken wir besonders Friedhelm Julius Beucher (SPD MDB) und Bernhard von Grünberg (Stadtverordneter der SPD). Solidarische Hilfe leisteten das Netzwerk Cuba, die ANTIFA Bonn-Rhein/Sieg und die Jusos Bonn. Unentbehrlich war die bereitwillige, jederzeit "abrufbare" Beratung der Münchner Freunde Wolfgang Smuda und Wolfgang Weber, die uns immer wieder ermutigt habe, weiterzumachen.

CUBA LIBRE Walter Fehr

CUBA LIBRE 1-2000